Wort zum aktuellen Konflikt im Nahen Osten

von Kirchenpräsident Dr. Martin Heimbucher, Leer:


Mit Erschrecken nehmen wir die erneute kriegerische Entwicklung in Israel und im Gazastreifen wahr. Dieser Konflikt macht ratlos - und darf uns doch nicht verstummen lassen.

Viele geängstigte, verletzten oder gar getötete Menschen: Kinder, Frauen und Männer bezahlen einen furchtbaren Preis für das Versagen der Politik. Den von Gewalt und Krieg getroffenen Menschen gilt unser Mitgefühl, ob sie Palästinenser sind oder Israelis. Und die Täter? Es ist nicht zu rechtfertigen, dass die Hamas israelische Siedlungen mit Raketen beschießt und in Gaza lebende Menschen als Schutzschilde gegen das israelische Militär verwendet. Ihnen und ihren Helfershelfern muss das tödliche Handwerk gelegt werden. 

Umgekehrt ist zu fragen, ob die Maßnahmen der  israelischen Regierung angemessen und notwendig sind, ob die legitime Verteidigung nicht umschlägt in unkontrollierbare Aggression. Auch in Israel selber wird diese Kritik artikuliert. 

Aber dann sind da die Demonstrationen, auch in Deutschland, die sich merkwürdiger Weise nicht gegen die Hamas richten, sondern gegen Israel. Antiisraelische Parolen, Aufrufe zu Gewalt gegen Juden. Und das in diesem Land?! 

Ich vertraue darauf, dass sich viele Menschen jeder Form von Antisemitismus in den Weg stellen. Sie sollen wissen: Ein solches pauschal gegen Jüdinnen und Juden gerichtetes Denken wird Widerspruch und Widerstand erfahren, auch von Seiten der Kirche.  

Was können wir tun? – Fragen, Informationen sammeln, reden, argumentieren, kritisch und selbstkritisch bleiben, all das ist wichtig und ein Zeichen unserer politischen Mitverantwortung. Und wir können beten. Der umseitige Gebetsvorschlag soll dazu eine Hilfe sein - auch für den gottesdienstlichen Gebrauch.

Dr. Martin Heimbucher, Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche

Vorschlag für ein Fürbittengebet: 

Es herrscht Krieg im Heiligen Land, Krieg zwischen der Hamas und Israel.
Wir bringen unsere Ratlosigkeit und unsere Fragen, aber auch unsere Anteilnahme mit den betroffenen Menschen in der Fürbitte vor Gott.   

Herr, unser Gott,
die Nachrichten aus Israel und dem Gazastreifen beunruhigen uns.
Wir sind bestürzt darüber, dass der Konflikt zwischen der Hamas und Israel wieder zu einem offenen Krieg geführt hat.
Wo soll das hinführen?
Wir bitten dich besonders für die Zivilisten, für die Familien,
die Kinder, die Frauen, die Männer,
für alle, die in Frieden leben wollen
und doch Opfer der Gewalt werden.
Wir bitten für die Geängstigten, nachts in den Bunkern,
und für die die keine Bunker haben und keine Zuflucht finden.
Wir bitten für die Verletzten, für die vielen Menschen auf der Flucht, für die Trauernden, für alle, die in dem ganzen Leid unterzugehen drohen.
Sei du den Menschen nah in ihrer Not. Tröste sie. Wecke neue Hoffnung.
Schenke den politisch und militärisch Verantwortlichen Einsicht,
mach sie empfindsam für die Folgen ihres Tuns.
Lass sie Auswege finden aus der Spirale der Gewalt.

Herr, unser Gott,
die Gewalt im Nahen Osten zieht ihre Kreise, weltweit, bis in unser Land, unsere
Städte, unsere Gemeinden. Es erschreckt uns, dass auch in Deutschland gegen Israel gehetzt wird und Jüdinnen und Juden, die unter uns leben, bedroht werden ausgerechnet in unserem Land, das doch aus seiner Geschichte gelernt hat!
Wir bitten dich: Erinnere gerade uns Christen daran, dass wir mit deinem Volk, mit den Juden in aller Welt verbunden sind, und dass uns darum auch das Land und der Staat Israel am Herzen liegen muss.
Wir bitten dich für die jüdischen Gemeinden in unserer Nachbarschaft und für alle Menschen, die dort ihre Heimat haben.
Stärke sie in ihrem Vertrauen auf dich und lass sie spüren, dass wir sie nicht allein lassen.
Wir bitten dich für alle, die an der ausweglosen Lage verzweifelt sind, auch für alle, die voller Wut sind und meinen, gute Gründe für  ihren Zorn zu haben.  Gib, dass sie zu einer neuen Einsicht finden.
Gib, dass der Geist der Versöhnung alle beteiligten Menschen erreicht.

Herr, unser Gott,
wir brauchen deine Hilfe.

 

Pressemeldung der ErK, Leer, den 25. Juli 2014