Kreative Unterschiede dienen der Einheit der Kirche

Präses Annette Kurschus: Evangelisch-katholische Trennungen reichen nicht bis zur Wurzel


Präses Annette Kurschus wirkte im ökumenischen Gottesdienst im Paderborner Dom mit. Foto: pdp

PADERBORN/ESSEN/MÜNSTER - Es gibt „kreative Unterschiede“ zwischen der evangelischen und katholischen Konfession, die für die Einheit der Kirche wichtig oder gar unverzichtbar sind. Diese Überzeugung hat Präses Annette Kurschus am Freitag (21.11.) in Paderborn vertreten.

Zu diesen Unterschieden gehören etwa Frauen im Pfarrberuf: „Die Gabe der Frauenordination erfahren wir als einen besonderen Reichtum unserer Kirche“, so die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen. Sie wirkte an einem ökumenischen Gottesdienst im Paderborner Dom mit. Dort wurde an das sogenannte Ökumenismus-Dekret erinnert, beschlossen vor 50 Jahren vom II. Vatikanischen Konzil in Rom.

Präses Kurschus würdigte diese Erklärung als „entscheidenden Wendepunkt“ im Verhältnis der römisch-katholischen Kirche im Verhältnis zu den anderen Kirchen. Seitdem sei Dialog an die Stelle von Abgrenzung getreten. Die Trennungen reichten nicht bis in die Wurzel, weil „Christus selbst die grundlegende Gemeinsamkeit in der Mitte unseres Glaubens ist“. Das 500-jährige Reformationsjubiläum 2017 werde deshalb nicht in konfessionalistischer Abgrenzung gefeiert, versprach die Präses. Die Katholiken sind zum Mitfeiern eingeladen.

Entsprechend betonte der Theologische Vizepräsident Albert Henz: „Wir werden das Reformationsjubiläum 2017 nicht als Fest der Dokumentation unserer Unterschiedlichkeit triumphalistisch feiern.“ Henz sprach beim Gottesdienst zum 50. Jahrestag des Ökumenismus-Dekrets in Essen. 500 Jahre nach dem Beginn der Reformation blicke die evangelische Kirche selbstkritisch, aber auch dankbar auf ihre Geschichte, sagte er.

Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller betonte im Dom zu Münster: „Was die unterschiedlichen Kirchen verbindet, ist viel stärker als das, was sie trennt. Denn was sie verbindet, ist der, der sie verbindet: Jesus Christus, der Herr der Kirche. Er ruft uns auf, gemeinsam für Gerechtigkeit und Frieden in Gottes Welt einzutreten. Dieser gemeinsame Auftrag befreit die Kirchen aus Selbstbezogenheit und Selbstgenügsamkeit.“

Aus dieser Erkenntnis hat die Bekennende Kirche im Kirchenkampf zur Zeit des Nationalsozialismus das Bekenntnis von Barmen formuliert und sich damit vom der NS-Ideologie abgegrenzt. In Erinnerung daran überreichte Möller als Geschenk der evangelischen Kirchen zum Jubiläum einen Faksimile-Druck der Barmer Theologischen Erklärung von 1934.

Pressemeldung der EKvW, November 2014