Schön glatt und rund?

Notat to go - Barbara Schenck


Tulips von Jeff Koon, fotografiert vor der Nord LB in Hannover 2011; Foto: WikipediaCommons

Hätt‘ ich ihr doch widerstehen können, der „Errettung des Schönen“! Hätt’ ich’s nicht gelesen, das neue Buch von Byung-Chul Han, wär’s mir erspart geblieben, die Gegenstände um mich herum durch die Brille des Kulturwissenschaftlers zu sehen.

Nun ist’s um mich geschehen. Kaum sehe ich etwas Rundes, Glattes, wie etwa einen aufgeblasenen Wasserball, ticken Han’s Worte in meinem Kopf über das Glatte als „die Signatur der Gegenwart“, als Spiegel der heutigen „Positivgesellschaft“, denn der glatte Gegenstand tilge sein Gegen, jede Negativität werde beseitigt. Paradebeispiel sind die Werke Jeff Koons (s.o.). Die glatten Oberflächen und weichen Rundungen kennen „kein Desaster, keine Verletzung, keine Brüche, keine Risse“, so Han. „Das Glatte vermittelt nur ein angenehmes Gefühl, mit dem sich kein Sinn, kein Tiefsinn verbinden ließe. Es erschöpft sich im ›Wow‹.“ Das Glatte ist anschmiegsam und widerstandslos.

Der eben erwähnte Wasserball liegt in meinem Büro. Er ist nicht irgendein Kinderspielzeug, sondern Teil einer Sommer-Foto-Aktion zur Reformationsdekade - Infos unter  r2017.org.
Eigentlich wollte ich den Ball mit auf meine Reise nach Island nehmen, am Fuße des Gletschers Vatnajökull fotografieren damit vielleicht einen kleinen Preis gewinnen.

„Kein Tiefsinn…“. Mein Elan reicht nur noch für ein paar Wasserballfotos am Arbeitsplatz. Schön sind die Resultate nicht. Aber die Fotos zeigen einen anderen Reiz.
Was liegt denn da verschämt im Hintergrund?
- In Metaphern verhüllt, zur Auslegung reizend Gottes Wort;
- Kirchenmauern, die Geschichten erzählen.

Da ist etwas verborgen, das sich nicht Fastfood like konsumieren lässt,
mit einem sanften Streicheln erfühlen oder einem „flüchtigen Gefallen“ abtun.

Das Erhabene kommt „groß, massiv, finster, rau und ungehobelt“ daher, meint Han,
ich wage zu ergänzen: auch unscheinbar, häßlich, unanschaulich.

Mein Aktions-Ball hat seinen Dienst getan. Ade! Und… „Peng!“

Literatur
Han, Byung-Chul, Die Errettung des Schönen, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2015

Barbara Schenck, 26. August 2015

Aktuelles

'Viele Menschen wissen nicht, was es jenseits von Kreuz und Maria gibt'

Interview mit Jürgen Kaiser und Senta Reisenbüchler
Immer mehr Gemeinden fusionieren. Wie können Reformierte ihr Profil bewahren? Im Vorfeld zur Hauptversammlung des Reformierten Bundes 2024 (Thema: "Reformierte Identität") sprachen wir mit Jürgen Kaiser und Senta Reisenbüchler, beide Pfarrer der Französischen Kirche zu Berlin.

RB

'Die Ausrufung eines Tages der Schöpfung ist nur ein kleiner Schritt'

WGRK: Nyomi ruft zum Handeln für Klimagerechtigkeit auf
Das Engagement der WGRK sei für die Bewahrung der Schöpfung biblisch begründet.

Quelle: WGRK

'Man sollte Reformiersein nicht in eine Schublade stecken'

Interview mit Setri Nyomi zur Hauptversammlung des Reformierten Bundes 2024
230 Mitgliedskirchen in mehr als 100 Ländern: Lässt sich eine weltweit gültige Identität der Reformierten innerhalb der Weltgemeinschaft überhaupt festmachen? Setri Nyomi, Interimsgeneralsekretär WGRK bezweifelt das - und fragt sich, ob wir überhaupt eine feste Definition von "Reformiertsein" brauchen.

RB

25 Jahre der Erforschung reformierter Tradition

Die Gesellschaft für die Geschichte des reformierten Protestantismus e.V. feiert ihr Jubiläum
Wie können wir reformierte Identität wahren und vermitteln? Seit 25 Jahren fördert die Gesellschaft die wissenschaftliche Erforschung reformierter Geschichte – mit Tagungen und Veröffentlichungen, in Zusammenarbeit mit Expert*innen.

RB

'Ökumene par excellence'

ErK: Ökumenisches Gemeindehaus eröffnet
Die katholische und die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde im emsländischen Baccum bei Lingen haben ein gemeinsames ökumenisches Gemeindehaus eröffnet.

Quelle: ErK

Christlicher Glaube heißt Handeln für das soziale Miteinander der Menschen

Vizepräses führt theologischen Vorstand der kreuznacher diakonie ein
Der Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Christoph Pistorius, hat am Samstag Pfarrer Christian Schucht als theologischen Vorstand der kreuznacher diakonie in sein Amt eingeführt. In seiner Ansprache in der Diakoniekirche in Bad Kreuznach betonte Pistorius die Bedeutung des Dienens und der Nächstenliebe in der modernen Gesellschaft.

Evangelische Kirche im Rheinland