Kurzmeldungen




Geld anlegen – aber nicht „auf Deubel komm raus“

Fritz Baarlink zum neuen EKD-Leitfaden: Ethisch-nachhaltige Geldanlage

Dass die Kapitalmärkte über Macht und Einfluss verfügen, wird mit dem einschlägig bekannten Satz beschrieben: Geld regiert die Welt. Auch die Kirchen und ihre Gemeindeglieder stehen also in einer besonderen Verantwortung, wo sie ihr Geld anlegen und welche Kräfte des Marktes sie damit unterstützen.

Dass besonders gut verdient wird, wo rücksichtslos allein der Profit ausschlaggebend ist und soziale Standards eher stören, versteht sich von selbst.

Innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) existiert ein „Arbeitskreis Kirchlicher Investoren“ (AKI-EKD), dem neben den Gliedkirchen auch z.B. Versorgungskassen, wie die VERKA, die Bank für Kirche und Diakonie oder verschiedene Diakonische Werke angehören. Als Partner fungiert dabei u.a. der „Verein zur Förderung von Ethik und Nachhaltigkeit bei der Geldanlage“ (CRIG). Solche Initiativen verdienen auch vom Normalbürger beachtet zu werden, der vielleicht nicht große Summen anlegen wird, wohl aber mit seinen Geldern auf keinen Fall ethisch bedenkliche Gewinne abschöpfen möchte – zum Beispiel aus Rüstungsfirmen, die derzeit an den Konflikten dieser Welt ordentlich verdienen.

Ein Besuch der entsprechenden Internetseiten lohnt sich allemal, um einerseits für „ethische Geldanlagen“ sensibilisiert zu werden, andererseits auch Anregungen zu erhalten über Alternativen zu konventionellen Fondspaketen. Als Kostprobe einer ethischen Betrachtung der Kapitalanlagen dienen die nachstehenden Zitate aus dem Internetauftritt www.aki-ekd.de sowie aus dem „Leitfaden für ethisch nachhaltige Geldanlage in der evangelischen Kirche“.

In der evangelischen Kirche geschieht der Umgang mit kirchlichem Geld in der Verantwortung vor Gott und den Menschen – in der kirchlichen Arbeit ebenso wie bei Geldgeschäften, insbesondere bei Geldanlagen.
Investiertes Geld bleibt Eigentum des Anlegers, er hat die Verantwortung dafür, was mit diesem Geld geschieht. Die Auseinandersetzung mit dieser Tatsache ist keine Modeerscheinung der Gegenwart – es sind gerade die Kirchen, die sich schon lange mit Folgen und Wirkungen der Geldanlage beschäftigen. (…)
„Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn“ (Kolosser 3, 17). Im Sinne dieser Ermahnung an die christliche Gemeinde in Kolossä setzt sich der AKI dafür ein, dass sich kirchliches Handeln in Bezug auf Geldanlagen nicht im Widerspruch, sondern im Einklang mit Gottes Geboten und dem kirchlichen Auftrag befindet. Das bedeutet, dass mit Geldanlagen neben den ökonomischen auch ethisch-nachhaltige Ziele verfolgt werden.
Geld soll unter Berücksichtigung christlicher Werte sicher und rentabel, aber auch sozialverträglich, ökologisch und generationengerecht angelegt werden. Martin Luther mahnt in seinem Kleinen Katechismus, dass wir Gott lieben und vertrauen und gerne tun nach seinen Geboten. In seiner Erklärung zum 7. Gebot (Anm. fb: nach reformierter Zählung das 8. Gebot) führt er aus: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unsers Nächsten Geld oder Gut nicht nehmen noch mit falscher Ware oder Handel an uns bringen, sondern ihm sein Gut und Nahrung helfen bessern und behüten.“
In der Leuenberger Konkordie (II. 1. d) heißt es konkret: „Sie [die Christen] treten ein für irdische Gerechtigkeit und Frieden zwischen den einzelnen Menschen und unter den Völkern. Dies macht es notwendig, dass sie mit anderen Menschen nach vernünftigen, sachgemäßen Kriterien suchen und sich an ihrer Anwendung beteiligen.“
In diesem Sinne sollte sich auch das kirchliche Handeln im Bereich der Geldanlagen nicht im Widerspruch, sondern im Einklang mit Gottes Geboten und dem kirchlichen Auftrag befinden. Der kirchliche Auftrag besteht in der Verkündigung des Evangeliums, im diakonischen Handeln und im Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung in dieser Welt. Zum evangelischen Christsein gehört dabei auch die Freiheit der Entscheidungen in Verantwortung vor Gott und den Menschen.
Anmerkung: Der Leitfaden enthält auch jene Kriterien, nach denen ein finanzielles Investment ausgeschlossen ist bei Rüstung, Spirituosen und Tabakwaren, Glücksspiel, Verletzung der Menschenwürde und Pornografie, gentechnisch verändertem Saatgut, Menschenrechtsverstößen, Korruption sowie Ökologieunverträglichkeit und Klimaschädigung.

Fritz Baarlink, Veldhausen

Quelle: Der Grenzbote, hrsg. von der Synode der Evangelisch-altreformierten Kirche in Niedersachsen, 16. Oktober 2016

 

 

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