Karl Barths Tauflehre unter dem Eindruck des 6-Tage-Krieges

Das heilige Volk Israel als Bundesmittler

"Jetzt können wirs in der Zeitung lesen: Gott hält seine Verheißung.“ - So Karl Barth unter dem Eindruck des militärischen Sieges Israels im Sechtstagekrieg.

Im Sechstagekrieg vom 5. bis zum 10. Juni 1967 zwischen Israel und den arabischen Staaten Ägypten, Jordanien und Syrien besetzte Israel das Westjordanland einschließlich der Altstadt von Jerusalem (Ostjerusalem), die Sinaihalbinsel bis zum Sueskanal, den Gazastreifen und die syrischen Golanhöhen.
Diesen militärischen Sieg Israels in Auseinandersetzung mit den Nachbarstaaten kommentierte Karl Barth: „Jetzt können wirs in der Zeitung lesen: Gott hält seine Verheißung.“ (Busch, Lebenslauf, 510).

Unter dem Eindruck der Bedrohung des Staates Israel im Sechstagekrieg fügte Barth nachträglich einen Satz in seine Tauflehre ein (KD IV/4, 221): „Ein Mensch tritt in seiner Taufe als tätiges Glied hinein in das heilige Volk Israel, das nach Jes 42, 6 zum ‚Bundesmittler unter den Völkern’ bestellt ist“.

 

Literatur
Eberhard Busch, Karl Barths Lebenslauf. Nach seinen Briefen und autobiographischen Texten, 4. Aufl. München 1986
Eberhard Busch, Gelebte theologische Existenz bei Karl Barth, in: Theologie als Christologie. Zum Werk und Leben Karl Barths, hrsg. von H. Köckert/W. Krötke, Berlin 1988, 170-192
Bertold Klappert, Die Öffnung des Israelbundes für die Völker. Karl Barths Israeltheologie und die Bundestheologie der reformierten Reformation, in: Ders., Miterben der Verheißung. Beiträge zum jüdisch-christlichen Dialog (Neukirchener Beiträge zur Systematischen Theologie 25), Neukirchen-Vluyn 2000, 390-406

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