Schlimmer Ausschlag

Mittwochskolumne von Pfr. Klaus Bröhenhorst


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Man sagte mir, ich solle nicht immer über Fußball schreiben. Will ich auch gar nicht. Dennoch fange ich mit Toni Kroos an. Der spielt ja bekanntlich bei Real Madrid. Und als er neulich mal wieder im Fernsehen zu sehen war, fiel mir etwas auf. Etwas an Kroos war anders. Und dann erkannte ich es. Und ich dachte: Der hat Ausschlag am linken Arm.

Ist das ansteckend? Darf Kroos einfach so mitspielen? In einer Großeinstellung sah ich dann: Nein, kein Ausschlag. Nichts, was eklig vor sich hin suppt. Sondern eine Tätowierung. Kroos hat sich den linken Arm komplett tätowieren lassen. Und da merkte ich: Ich bin alt. Sehr alt. Ich – an Kroos Stelle – hätte einen schlimmen Ausschlag, der eklig vor sich hin suppt, einer Tätowierung hundertmal vorgezogen. Denn ein Ausschlag geht wieder weg. Eine Tätowierung bleibt.

Für mich, dem Tätowierungen in früher Jugend nur in Piraten- und Indianerfilmen begegnet sind, was ich immer noch als verbindliche Ortsanweisung verstehe, ist die Erkenntnis, dass eine Tätowierung bleibt, erschreckend. Die muss doch mal hässlich werden, oder? Und am Arm – geht ja noch! Woanders? Oh, nee!

Aber stimmt: Ich gehe auf die 70 zu. Nicht auf die 25. Darum sage ich ja auch nichts. Auch nicht, wenn junge Menschen in geschlossenen Räumen ihre Mützen aufbehalten. Und das auch noch falsch herum. Ich schweige. Ich denke natürlich: Wie blöd! Aber ich schweige. Früher hätten wir gesagt: Du hast Spatzen unterm Hut! Versteht aber keiner mehr. Und wenn ich´s heute sagen würde, liefe ich Gefahr, an jemanden zu geraten, der nicht so auf Metaphern steht und prompt aggressiv wird. Also schweige ich.

Alles hat seine Zeit, steht im Buch Prediger. Ich hatte ganz offensichtlich meine. Das waren die 60er Jahre mit Parka, langen Haaren und „I can get no satisfaction“.

Fanden meine Eltern auch nicht so lustig, wenn ich mich recht erinnere. So total tolerant bin ich dennoch nicht. Aber ich reiße mich zusammen. Denn er hat ja Recht, der Prediger: Alles hat seine Zeit…


Pfr. Klaus Bröhenhorst