'Den Ball flach halten, wenn wir über Gott sprechen'

Ralf Lange-Sonntag als Islambeauftragter der westfälischen Landeskirche eingeführt

Einführung in der Petrikirche mit Kollegen und Partnern: (von links) Dr. Christian Hohmann, Hülya Ceylan (Vorsitzende der Christlich-Islamischen Gesellschaft NRW), Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller, Ralf Lange-Sonntag, Annette Muhr-Nelson (Leiterin des Amtes für Ökumene, Weltmission und kirchliche Weltverantwortung der westfälischen Landeskirche), Andrea Auras-Reiffen (stellvertretende Superintendentin des Kirchenkreises Dortmund), Friedrich Stiller (Pfarrer für gesellschaftliche Verantwortung des Kirchenkreises Dortmund), Kirchenrat Rafael Nikodemus (Düsseldorf). © EKvW

'Immer schön den Ball flach halten, wenn wir über Gott sprechen' - das sollte für Mission und interreligiösen Dialog gelten, findet Pfarrer Ralf Lange-Sonntag, denn: 'Gott ist größer, als wir ihn uns vorstellen.'

Der Theologe wurde am Montag (14.5.) in Dortmund von Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller in sein Amt als Beauftragter der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) eingeführt. Er ist zuständig für das Gespräch mit den Religionen, insbesondere mit dem Islam. Zugeordnet ist er dem Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung und dem Landeskirchenamt der EKvW.

Der Unterschied zwischen Gott und Mensch müsse im interreligiösen Dialog immer gegenwärtig sein. Denn alles menschliche Reden über Gott sei vorläufig und begrenzt. Der Dialogbeauftragte mahnte deshalb zur Vorsicht, 'wenn wir Aussagen über andere Religionen und ihre Gottesvorstellungen machen.' Weniger auf allgemeine Feststellungen komme es dabei an, sondern auf mitgeteilte Erfahrungen mit Gott. Als eine weitere Grundlage für den Dialog nannte er: 'Liebe üben'. Das sei anspruchsvoll, aber nicht unmöglich. 'Die Liebe wäre ein Zeichen dafür, dass wir wirklich unsere Religion leben.' Zur Mission gehört es für Pfarrer Lange-Sonntag außerdem, den anderen Religionen 'zu ihrem Recht zu verhelfen – nämlich alles dafür zu tun, um mit ihnen in Frieden zusammenzuleben und sich um Frieden in der Welt zu bemühen». Gottes Versprechen halten - das bedeutet für Lange-Sonntag: 'Wir sind dafür mitverantwortlich, dass es in dieser Welt gerechter und friedlicher zugeht.' Denn Gerechtigkeit und Frieden seien Gottes Versprechen für die Welt.

In einem Studientag vor der Einführung machte auch Professor Dr. Dieter Becker (Bielefeld) deutlich, dass Mission heute längst nicht mehr mit Zwang und Intoleranz verbunden ist, sondern das Eintreten für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung bedeutet. 'Dies kann und soll auch gemeinsam mit Menschen anderen Glaubens geschehen', so der Theologe. Die Kirche dürfe es dem Geist Gottes überlassen, welche Auswirkungen ihr Bekenntnis auf die Menschen hat. 'Unsere Aufgabe ist es nicht zu urteilen, sondern einzuladen.' Im interreligiösen Dialog müssten zuerst behutsam belastbare Beziehungen aufgebaut werden. 'Danach ist es allerdings möglich und nötig, auch Strittiges zu diskutieren.» Dabei gelte immer: 'Wahrheit gibt es nur im Plural. Dennoch darf ich für mich und meinen Glauben von der Einzigartigkeit des von mir Geglaubten ausgehen.'

Dr. Ali Ghandour vom Zentrum für islamische Theologie Münster erläuterte den arabischen Begriff 'Da 'wah', den man etwa mit Einladung übersetzen kann. Das Ziel sei, 'den Weg des Menschen zu Gott zu erleichtern'. Dabei gehe es nicht um die gegenseitige Überzeugung von den eigenen Glaubensvorstellungen, 'sondern um die gegenseitige Unterstützung, um Prinzipien wie die Nächstenliebe, die Güte, die Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft zu stärken'. Das könne bedeuten, dass sich Christen und Muslime gemeinsam gegen Ungerechtigkeit wie die wachsende Ungleichheit zwischen Arm und Reich oder die Zerstörung der Umwelt engagieren.


Evangelische Kirche von Westfalen