Psalm 139: Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer ...

6. Sonntag nach Trinitatis


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Warum können wir das nicht begreifen, warum scheinst du uns manchmal so bedrohlich, dass wir deine Nähe abschütteln und uns losreißen wollen von dir.

1 "Ein Psalm Davids, vorzusingen." HERR, du erforschest mich und kennest mich. 2 Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. 3 Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. 4 Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht schon wüsstest. 5 Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. 6 Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, ich kann sie nicht begreifen. 7 Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? 8 Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da. 9 Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, 10 so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten. 11 Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein -, 12 so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis ist wie das Licht. 13 Denn du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleibe. 14 Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. 15 Es war dir mein Gebein nicht verborgen, / als ich im Verborgenen gemacht wurde, als ich gebildet wurde unten in der Erde. 16 Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war. 17 Aber wie schwer sind für mich, Gott, deine Gedanken! Wie ist ihre Summe so groß! 18 Wollte ich sie zählen, so wären sie mehr als der Sand: Am Ende bin ich noch immer bei dir. 19 Ach Gott, wolltest du doch die Gottlosen töten! Dass doch die Blutgierigen von mir wichen! 20 Denn sie reden von dir lästerlich, und deine Feinde erheben sich mit frechem Mut. 21 Sollte ich nicht hassen, HERR, die dich hassen, und verabscheuen, die sich gegen dich erheben? 22 Ich hasse sie mit ganzem Ernst; sie sind mir zu Feinden geworden. 23 Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich's meine. 24 Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege.

Barmherziger Gott,
von allen Seiten umgibst du uns mit deiner Güte
und hältst deine Hand liebevoll über uns.
Warum können wir das nicht begreifen,
warum scheinst du uns manchmal so bedrohlich,
dass wir deine Nähe abschütteln
und uns losreißen wollen von dir.
Gott, du kennst unsere verborgensten Ängste.
Du verstehst,
was wir oft nicht einmal selber verstehen,
Du wirbst um uns,
bis wir zur Besinnung kommen,
bis wir dich suchen
und uns deiner Zärtlichkeit
endlich überlassen.
Hab noch Geduld mit uns,
gib uns nicht auf!


Sylvia Bukowski