Gebet der Religionen um Solidarität und Hoffnung

Lippe: Auf dem Marktplatz in Detmold beten Christen, Juden, Muslime und Eziden gemeinsam


© Lippe

Angesichts der Pandemie und zunehmenden Spaltung der Gesellschaft haben Vertreterinnen und Vertreter von vier Religionen – Christentum, Islam, Judentum und Ezidismus zusammen auf dem Marktplatz gebetet, um ein Zeichen der Solidarität und Hoffnung zu setzen.

Dieter Bökemeier, Landespfarrer für Ökumene und Mission der Lippischen Landeskirche: „Wir glauben, dass es gerade jetzt wichtig ist, gemeinsam, aber in unserer jeweiligen gottesdienstlichen Tradition, zu beten und dabei unseren Zusammenhalt als verschiedene Religionen zu zeigen.“ So wolle man zu Versöhnung und Verständigung beitragen gegen Hass und gegen Terror, der Religionen instrumentalisiere.

 

Dorothee Schneider vom Ökumenischen Friedensgebet begrüßte rund 70 Gäste, die sich auf dem Marktplatz im gebührenden Abstand im Kreis aufstellten. „Mit großer Sorge betrachten wir den Hass zwischen Befürwortern und Gegnern von Corona-Schutzmaßnahmen. Islamistische Terroranschläge befeuern Islamfeindlichkeit. Die Wahlen in den USA zeigen die Teilung in zwei unversöhnliche Lager. Wir bitten Gott um Hoffnung und Zuversicht, die Konflikte im gegenseitigen Respekt anzugehen.“

Prof. Matitjahu Kellig, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Herford-Detmold, betete ein Friedensgebet von Jonathan Magonet: „Gott, der du alles geschaffen hast, wir beten in Ehrfurcht zu dir, getrieben vom Traum, dass ein harmonisches Zusammenleben zwischen den Menschen möglich ist… Mögen unsere Begegnungen mit der Vergangenheit und unsere Erfahrungen in der Gegenwart Segen bringen für unsere Zukunft. Amen.“

Destan Kurt, Imam der Detmolder Ditib-Gemeinde, rezitierte singend die Koransure 55, die Nihat Köse, Sprecher des islamischen Kommunikationszentrums, sinngemäß übersetzte: „Die Welt ist groß genug für alle. Darum lasst uns in Gerechtigkeit und Frieden zusammenleben!“  

Für das friedliche Zusammenleben der Religionen, Völkerverständigung und Frieden betete auch der katholische Pfarrer Winfried Neumann. Unterschiedliche Konfessionen sollten sich nicht als Konkurrenz, sondern als Bereicherung erleben. Menschen unterschiedlicher Nationen sollten aufeinander zugehen und miteinander Integration vollziehen.

Sabine Hartmann, Referentin für ökumenisches Lernen der Lippischen Landeskirche, gedachte im Gebet der Menschen im Süden der Erde, die besonders stark von der Corona-Pandemie betroffen sind, und der Opfer der Pogromnacht vor 82 Jahren: „Heute erleben wir wieder Antisemitismus, Hass gegen Islam, Menschen anderer Herkunft und Andersdenke. Wir bitten Dich, Gott, unterschiedliche Perspektiven auszuhalten und Gemeinsamkeiten zu suchen und zu leben.“

Josef Kalasch vom kurdischen Elternverein sprach das Abendgebet der Eziden, das seine Tochter Dilan übersetzte: „Oh Gott, sei uns gnädig um Eva und Adam, Jesus und der ganzen Erde und Menschheit willen!“

Orhan Güler, Imam des islamischen Kommunikationszentrums in Detmold, verurteilte aufs Schärfste islamistische Extremisten und Terroristen. Terror habe keine Religion. Jeder Mensch sei ein geliebtes Geschöpf Gottes. Wer einen Menschen töte, stelle sich gegen Gott und morde die ganze Menschheit. Wer einen Menschen rette, rette die ganze Menschheit. 

Ein Friedensgruß aller vier Religionen ließ das gemeinsame Gebet der Religionen ausklingen, zu dem die Jüdische Gemeinde Herford-Detmold, das Islamische Kommunikationszentrum Detmold, die Ditib-Gemeinde Detmold, der Kurdische Elternverein Lippe e.V., der katholische Pastoralverbund Detmold und die Lippische Landeskirche gemeinsam mit dem ökumenischen Friedensgebetskreis Detmold eingeladen hatten.


Quelle: Lippe

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