Schwere Vorwürfe gegen ehemaligen Bibliotheksdirektor

Millionenverluste der Johannes a Lasco Bibliothek sind aufgeschlüsselt

Ein Prüfungsbericht zeigt grobe Pflichtverletzungen des ehemaligen Alleinvorstandes Dr. Walter Schulz. Der Verlust von insgesamt 6,2 Millionen des Stiftungsvermögens ist durch spekulative Geldanlagen, hohe Personalkosten und unzulässige Investitionen entstanden.

Im Rahmen der Synode der Evangelisch-reformierten Kirche hat Vizepräsident Dr. Johann Weusmann die Ergebnisse eines Prüfungsberichts der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Curacon dargestellt, der den Verbleib des Stiftungskapitals und die dahinter stehenden Vorgänge ermittelt hat. Der Bericht des Moderamens nennt drei Bereiche, die jeweils zu erheblichen Verlusten geführt haben sollen. Dies seien neben den hoch spekulativen Geldanlagen auch hohe Personalkosten und Investitionen in Bücher und Kunstgegenstände gewesen.Vizepräsident Dr. Johann Weusmann bei seinem Vortrag vor der Synode (Foto: Rieger)

Hochspekulative Geldanlagen

Dr. Walter Schulz hat dem Bericht zufolge in seiner Funktion als Alleinvorstand entschieden, das Stiftungskapital von der Berenberg Bank und der Bremer Landesbank verwalten zu lassen und lies diesen Banken die Freiheit, bis zu 80 Prozent in Aktien und anderen spekulativen Anlageformen anzulegen. Darunter waren Anlagen, bei denen ein vorgeschriebener Schutzhinweis vor dem möglichen Totalverlust des Kapitals warnt.

Dadurch, dass Schulz diese Entscheidung alleine getroffen und nur mit dem Kuratoriumsvorsitzenden Dr. Alfred Rauhaus, nicht aber mit dem Kuratorium abgesprochen habe, habe er sich einer groben Pflichtverletzung schuldig gemacht, so Weusmann. Das Kuratorium und die Stiftungsaufsicht (damals noch der Synodalrat der Evangelisch-reformierten Kirche) seien bewusst nicht informiert worden. Ein bis dahin gültiger Beschluss einer 30-prozentigen Aktienquote sei missachtet worden. Eine Sitzung des Kuratorium sei vielmehr laut einer Notiz mangels Themen abgesagt worden.

Hohe Personalkosten

Auch durch die Führung der Geschäfte ist dem Prüfbericht nach ein erheblicher Schaden entstanden. Insgesamt 3,2 Millionen Euro seien im Lauf der Jahre "verbraucht" worden. Für die bis zu 12,5 Personalstellen habe Schulz hohe Beträge jedes Jahr dem Stiftungskapital entnommen. Sinn einer Stiftung sei es aber, aus den Zinserträgen die laufenden Kosten zu decken. Durch die Entnahmen von bis zu 640.000 Euro pro Jahr sei dieses Prinzip aber immer mehr unmöglich gemacht worden - mit dem Ergebnis der Schließung der Bibliothek Ende 2008.

Investitionen ins Stiftungsanlagevermögen

Als dritte Ursache für die Vermögensverluste nannte Weusmann den Ankauf von Büchern, Gemälden und anderen Kunstgegenständen. 2,1 Millionen Euro seien in den Jahren seit 2001 ausgegeben worden. Dies hätte aber laut Stiftungsrecht nur aus Erträgen oder Spenden geschehen dürfen, nicht aus dem Stiftungskapital. Hohe Beträge seien zudem in Archivbestände investiert worden, deren Wert zweifelhaft sei.

In diesem letzten Fall habe die Große Strafkammer am Landgericht Aurich bereits ein Urteil gesprochen und Herr Schulz in acht Fällen der Untreue für schuldig gesprochen. Das Urteil sei aber wegen der Revisionsanträge von beiden Seiten noch nicht rechtskräftig.

Außerdem berichtete Weusmann noch von Mängeln in der Bilanzbuchhaltung. So sei die Eröffnungsbilanz erst mit zweijähriger Verspätung erstellt worden. Erlöse aus Wertpapierverkäufen seien als Erträge verbucht worden und hätten somit eine völlig falsche wirtschaftliche Situation vorgespiegelt. Das Kuratorium als erste Aufsichtsinstanz sei somit zu keinem Zeitpunkt über die tatsächliche Lage der Stiftung informiert gewesen.

Die Zukunft der Bibliothek

Im Bericht des Vizepräsidenten kamen zum Schluss auch noch die Aussichten zur Sprache. Dank der Sammlung unter den Landeskirchen und einem erheblichen Beitrag der EKD könne die Stiftung in absehbarer Zeit wiederbelebt werden. Schon Anfang des Jahres solle der Betrieb der Bibliothek wieder aufgenommen werden. Das Stiftungskapital werde in Zukunft von der EKD verwaltet und im Bestand garantiert.