''We need help!'' - Bericht aus Haiti

''Schwerste Katastrophe'', mit der die UN bis jetzt konfrontiert wurde

Tommy Ramm vom Team der Diakonie Katastrophenhilfe berichtet über die Lage der Erdbebenopfer in Haiti.

Vier Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti hält die chaotische Lage an. In der Hauptstadt Port-au-Prince sammeln sich jeden Tag mehr Menschen in Flüchtlingslagern, und auf den Straßen stehen provisorische Schilder: „We need help!“ - „Wir brauchen Hilfe!“ steht auf den Kartons und soll die erwarteten Hilfsgüter in die wild gewachsenen Lager lenken.

Die Überlebenden des Bebens halten Autos von Hilfsorganisationen an und die Menschen bitten um Unterstützung. Doch Hilfe im großen Umfang ist auf den Straßen von Port-au-Prince jedoch weiterhin nur selten zu sehen. Zwar verteilen Helfer in den Vierteln mehr und mehr sauberes Trinkwasser, aber an Nahrungsmitteln fehlt es nach wie vor.

Vereinte Nationen: "Schwerste Katastrophe"
Wie schwer es ist, nach der Naturkatastrophe in Haiti die Überlebenden zu versorgen, macht ein Eingeständnis der Vereinten Nationen deutlich: Die UN erklärten, das Erdbeben sei die schwerste Katastrophe, mit der die Organisation jemals konfrontiert worden sei. Ab Samstagabend wollen die Vereinten Nationen in Port-au-Prince fünf zentrale Verteilungspunkte einrichten, um die Versorgung möglichst koordiniert ablaufen zu lassen.

Unterdessen gehen die Aufräumarbeiten weiter. An mehreren Stellen suchen nationale und internationale Bergungstrupps nach Verschütteten. Doch es gibt nur wenige Baufahrzeuge. Am Freitag konnten noch 23 Menschen aus den Trümmern eines Hotels geborgen werden. Die Chancen, in dem Schutt noch Überlebende zu finden, sinken aber von Stunde zu Stunde.

Menschen wühlen mit bloßen Händen in den Trümmern
In vielen zerstörten Häusern spielen sich Dramen ab: Hinterbliebene suchen mit bloßen Händen in den Trümmern, um Angehörige zu finden. Leichen werden seit Tagen an den Straßenrändern abgelegt. Im zerstörten Zentrum gleichen einige Straßenzüge einer Geisterstadt. Ruinen und Leichen prägen das Bild, der Verwesungsgeruch ist unerträglich. Weder Polizei noch Leichenwagen scheinen diese Viertel seit dem Beben befahren zu haben.

Für Panik sorgte ein Nachbeben der Stärke 4,5 am späten Vormittag. Mehr als 50 Nachbeben haben die haitianische Hauptstadt seit Dienstag heimgesucht. Viele Menschen, deren Häuser noch stehen, schlafen deshalb aus Angst im Freien.

Zerstörungen und Verzweiflung auch in anderen Städten
Schwere Zerstörungen wurden auch von außerhalb der Hauptstadt gemeldet. Die Stadt Leogane westlich von Port-au-Prince ist bis zu 80 Prozent zerstört. Die Einwohner leben seitdem im Park. In der Küstenstadt Jagmel leben 5000 Menschen in einem Flüchtlingslager unter widrigsten Bedingungen. Für die Bewohner dort ist Hilfe unterwegs: Die Diakonie Katastrophenhilfe organisiert die Lieferung per Schiff von Moskitonetzen, Matratzen und Hygienesets.

Quelle vom 17.1.2010: www.diakonie-katastrophenhilfe.de

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von Sylvia Bukowski

''... Wir sehen die Schreckensbilder aus Haiti, wo nichts mehr ist, wie es vorher war, und bei uns geht alles einfach weiter...''