Präses Nikolaus Schneider fordert eine ''Ökonomie des Genug''

Lebhafte Debatte in der Evangelischen Gemeinde zu Düren

Im Januar erst hat der Bundestag eine Enquete-Kommission "Wachstum - Wohlstand - Lebensqualität" eingesetzt. Jetzt äußerte sich der EKD-Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider auf einer vielbeachteten Tagung in Düren programmatisch zum Thema "anders wachsen - Wirtschaften für das Leben".

Schneider unterstützte die soziale, ökonomische und ökologische Kritik am hergebrachten Wachstumsbegriff und kritisierte die "Ekzesse" und "Maßlosigkeit" vor der großen Finanzkrise. Es sei der Wirtschaft allein um die "Vermehrung des Kapitalwertes" gegangen "zulasten ihrer gesellschaftlichen Verantwortung". Dagegen forderte er ein Wirtschaften "im Dienste der Menschen" und eine "Ökonomie des Genug", die auch einen "fairen Handel zwischen Industrienationen und Entwicklungsländern" einschließen müsse.
Sein Diskussionspartner Peter Clever, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, leugnete die Möglichkeit auf Wachstum zu verzichten und ließ sich auf die Debatte über eine differenziertere Definition des Wachstumsbegriffes nicht ein.
Einführend hatte der Dürener Pfarrer Stephan Schmidtlein, die Form derzeitigen Wirtschaftens grundlegend kritisiert: "Alles wird zum Betrieb, der effizient zu gestalten ist: Unter dem Diktat des Wachstums reicht es immer nicht." Vor dem Hintergrund der Dürener Partnerschaft zur Kirche in Paraguay wies er konkret auf die globalen Zusammenhänge hin: "Das Billigfleisch in den Supermärkten hier bedeutet in Paraguay ökologische Verödung." Die anschließende Diskussion der über 200 Zuhörer zeigte wie brisant das Thema bei vielen Menschen ist und wie viele bereit und interessiert sind, neue Formen des Wirtschaftens zu erproben.

Dirk Chr. Siedler
Evangelische Gemeinde zu Düren

www.evangelische-gemeinde-dueren.de


18. Februar 2011