Aktuelle Termine
1. - 14. Oktober 2025, Chiang Mai (Thailand)
Das Programm richtet sich an Studenten weltweit und dient dem theologischen Austausch. Themen sind die ökumenische Zusammenarbeit, regionale Besonderheiten und deren globale Vernetzung. 2025 lautet der Titel der GIT: „From Creed to Confession: From Nicea to Accra“. 2025 findet das 1700-jährigen Jubiläum des Bekenntnisses von Nicäa statt, ein ökumenisches Glaubensbekenntnis, das Christen aus aller Welt verbindet.
Die WGRK betont allerdings in einem offiziellen Beitrag die besonderen Umstände, aus der das Glaubensbekenntnis entstand: Die Formulierung eines offiziellen Glaubensbekenntnisses sei mit Zustimmung der Kirche mit imperialer Macht durchgesetzt worden. Trotzdem hätte sich die irche teilweise auch kritisch geäußert. Die WGRK nennt in ihrer Erklärung das Bekenntnis von Accra (2004).
Bewerbungen für das GIT sind bis um 1. Dezember 2024 möglich.
Predigt zu Psalm 33 - Einstimmung ins Jahr der Kirchenmusik 2012
von Susanne Bei der Wieden, Frankfurt/M.
"... Lobe den Herren, der sichtbar dein Leben gesegnet, oder auch: Jesus Christus herrscht als König. Das geht uns im Lied ganz leicht von den Lippen, nicht wahr? Es wäre anders, wenn wir das so sagen würden - na ja, dann müssten wir es mit dem Verstand erst mal nachvollziehen ... und dann würden wir es hier und da vielleicht schon wieder einschränken. Aber im Lied, da sprechen wir es aus. Und im Singen setzen wir eine neue, eine andere Wirklichkeit, eine Wirklichkeit, die dann auch unsere Erfahrung, unseren Blick auf unser Geschick und unsere Welt neu und anders machen kann."
Psalm 33 (Zürcher Bibel)
Er sprach, und es geschah
33 1 Jubelt, ihr Gerechten, dem HERRN,
den Aufrichtigen ist der Lobgesang Freude.
2 Preist den HERRN mit der Leier,
spielt ihm auf zehnsaitiger Harfe.
3 Singt ihm ein neues Lied,
schlagt die Saite mit Jubelklang.
4 Denn das Wort des HERRN ist gerecht
und all sein Tun verlässlich.
5 Er liebt Gerechtigkeit und Recht,
von der Gnade des HERRN ist die Erde voll.
6 Durch das Wort des HERRN sind die Himmel gemacht
und durch den Hauch seines Mundes ihr ganzes Heer.
7 Er fasst das Wasser des Meeres wie mit einem Damm,
in Kammern legt er die Fluten.
8 Alle Länder, fürchtet den HERRN,
zittern sollen vor ihm alle, die den Erdkreis bewohnen.
9 Denn er ist es, der sprach, und es geschah,
der gebot, und es stand da.
10 Der HERR vereitelt den Ratschluss der Nationen,
macht zunichte die Pläne der Völker.
11 Der Ratschluss des HERRN bleibt ewig bestehen,
die Pläne seines Herzens von Generation zu Generation.
12 Wohl der Nation, deren Gott der HERR ist,
dem Volk, das er sich zum Erbteil erwählt hat.
13 Vom Himmel herab blickt der HERR,
sieht alle Menschen.
14 Von der Stätte, da er thront, schaut er
auf alle, die die Erde bewohnen,
15 er, der ihnen allen das Herz gebildet,
der achthat auf alle ihre Werke.
16 Keine Hilfe ist dem König das grösste Heer,
der Held wird nicht gerettet durch grösste Kraft.
17 Trügerische Hilfe ist das Ross,
und mit all seiner Stärke rettet es nicht.
18 Seht, das Auge des HERRN ruht auf denen, die ihn fürchten,
die auf seine Gnade harren,
19 dass er vom Tod ihr Leben errette
und sie am Leben erhalte, wenn sie Hunger leiden.
20 Unsere Seele wartet auf den HERRN,
er ist unsere Hilfe und unser Schild.
21 Über ihn freut sich unser Herz,
auf seinen heiligen Namen vertrauen wir.
22 Deine Gnade, HERR, sei über uns,
denn wir harren auf dich.
Was für eine unerschöpfliche Fülle, liebe Gemeinde. Da hat der Beter, die Verfasserin, wer auch immer, offenbar alles, was ihm oder ihr einfiel, zusammengefasst und hineingeschrieben in diesen Psalm. So, wie es das Herz hergibt – so scheint es zumindest auf den ersten Blick. Da wird ein weiter Bogen gespannt: Von der Aufforderung zum Singen und Musizieren über Gottes Wirkmacht in seinem Reden und Handeln über seine liebevolle Begleitung in der Not hin zur Befindlichkeit der frommen Seele. Und ein bisschen geht es dabei zu wie bei „Reim Dich oder ich Fress dich“ - nicht in unserem Sinn natürlich, aber in einem alten hebräischen Schema – 22 Verse, jeder Buchstabe des hebräischen Alphabets bekommt einen Vers.
Heraus kommt ein schönes Lied. Kraftvoll und tröstlich – man kann es zu fast allen Gelegenheiten im Tempelgottesdienst singen – eben wie Luther es überschreibt: „Ein Loblied auf Gottes Allmacht und Hilfe“. Und für was alles wird Gott da gelobt: Für sein Wort. Für seine Treue und Wahrheit; dafür, dass er Recht und Gerechtigkeit liebt – das gehört für Israel untrennbar zu seiner Treue dazu. Gott hat die Welt geschaffen. Seine Weisheit ist Herrin ist über alle weltliche Macht, die vor ihren Augen aufbraust und droht und auch wieder vergeht. Und in all seiner Erhabenheit wachen Gottes Augen doch über die, die ihm trauen, er sieht ihr Leid, er erhält ihr Leben in irdischer Not und er rettet sie vom Tod. Eine ganze Dogmatik ließe sich füllen mit diesen lobpreisenden Aussagen. Viel mehr, als eine Predigt heute morgen entfalten kann.
Wenn man aber mal genauer hinschaut, dann sieht man, dass diese Einzelversform mit ihren vielen Aussagen von einer anderen Form überlagert wird. Da stehen zu Beginn und zum Ende, so wie ein Rahmen, jeweils drei Verse, die diesen großen Lobpreis Gottes uns Menschen zuordnen. Am Anfang drei Verse, die legen uns das Lob in den Mund und in die Hände: Mit Singen und Musizieren sollen wir das Lob des Ewigen nach außen tragen, zum Ausdruck bringen – und am Ende drei Verse, die legen uns das Lob ins Herz und die Seele: die gehen nach innen: wir sollen ja nach dem Gottesdienst nicht aufhören, Gott zu loben. Sondern gerade in unserem Alltag soll das Lob Gottes nachklingen. Wir sollen es zu Hause wiederholen. Und durch diesen Rahmen wird es hineingeholt in unsere Frömmigkeit. Als wollte der Psalmbeter sagen: Da, in eurem Gottesdienst und in eurem Glauben, da habt ihr Menschen einen Ort, wo ihr es tatsächlich mit dem großen Gott zu tun bekommt. Wo er gegenwärtig ist. Und deshalb möchte ich heute, in diesem Gottesdienst, einmal auf die Rahmenverse blicken, besonders auf die ersten drei Verse – auf die Aufforderung zum Singen und zum Musizieren und ihren Zusammenhang mit dem, was der Psalmbeter oder die Psalmbeterin alles von Gott zu sagen weiß.
Bourgeois V1
Jauchzt laut auf zu Gott, ihr Gerechten, die Aufrechten sollen ihn recht preisen. Danket dem Herrn mit Kastenleiern, lobsinget ihm zum Psalter von zehn Saiten. Singet ihm ein neues Lied, spielt schön auf den Saiten mit fröhlichem Jubel.
Liebe Gemeinde, so ermuntert der Psalm alle, die von näher und weiter her zum Gottesdienst gekommen sind, in den Tempel, in die Synagogen, in die Kirchen. Uns Menschen. Die Gerechten nennt er uns liebevoll, die Aufrichtigen. Er kennt uns nicht wirklich. Aber er unterstellt uns einfach so, dass wir, die wir in den Gottesdienst kommen, um Gott zu loben, dass wir uns auch in unserem Leben und Handeln darum bemühen, so zu sein, wie es Gott entspricht: wahrhaftig und treu, voll Liebe zu seinem Wort, zu Recht und Gerechtigkeit. Das unterstellt er uns. Dass wir, die wir am Sonntag oder am Feiertag in den Gottesdienst kommen, Menschen sind, die sich auch im Leben an Gottes Wort orientieren. Und das wir im Gottesdienst eben dieses Wort hören wollen, uns für unser Leben stärken. Das übersetzt Luther mit: Die Frommen.
Und ich stelle mir vor, darin sind wir den Menschen damals ganz ähnlich. Wir sind, wie sie, aus ganz unterschiedlichen Lebenslagen und Lebenssituationen gekommen. Bestimmt nicht nur, um zu loben. Manchen liegt sicherlich die Klage näher als das Lob, manche suchen vielleicht ganz verzweifelt jenes wahrhaftige Wort, als Trost. Zur verzweifelten Vergewisserung; Nicht wahr, Gott hat uns nicht aus den Augen verloren in den bedrängenden Erfahrungen der vergangenen Tage. Und seine Macht ist doch größer als die finsteren Mächte, die unser Leben von hier oder da bedrohen.
Und sie alle, uns alle, ruft unser Psalm nun auf: Wendet euch an Gott. Laut. Lasst ihn, und auch die versammelte Gemeinde, hören, was euch am Herzen liegt. Ranenu B'Adonai So steht es im hebräischen Text. Diese eingängliche Aufforderung muss nicht unbedingt heißen: Jauchzt laut auf zu Gott, sondern sie kann – wenn es angemessen ist – auch wohl heißen: Klagt oder sogar Murrt laut vor eurem Gott. Aber – wie auch immer: Macht euren Mund auf. Und macht damit auch euer Herz auf. Gott ist da. Gebt ihm in eurer Freude und auch in eurer Not die Ehre, so würde Johannes Calvin sagen. Damit stimmt ihr ihn, in und trotz allem, euren Lobgesang an.
Und dieser Lobgesang wird von Instrumenten begleitet. Zur Kastenleier soll gesungen werden, das ist kein ganz leises Instrument, hat einen Bordun als Unterklang und darüber setzt man, ähnlich wie bei einer Harfe, gebrochene Akkorde. Oder zum Psalter, zu einer Leier mit Schrägjoch und 10 Saiten, filigran und viel kunstvoller zu spielen als die laute Kastenleier. Solche Instrumente hat auch damals schon ein Profi spielen müssen. Also: Lautstarker oder auch kunstvoll begleiteter Lobgesang!
So ähnlich hat es wohl der Dichter unseres Psalms erlebt. Wer genau hingehört hat, hat vielleicht gemerkt, dass dieser Vers 2 unseres Psalms in der alten Genfer Textfassung fehlt, die der Chor eben gesungen hat. Erstaunlich, dass gerade die früheste Psalmbereimung, die ansonsten ganz treu am Psalmentext bleibt, hier einen ganzen Vers unterschlägt. Weil man sich im Genf Calvins schwer tat mit solch einem biblischem Aufruf? Versiert begleiteter Gemeindegesang – und mehr noch: fröhliches Gelärme durch Instrumente, virtuoses Spiel auf den Saiten, Instrumentale oder sogar orchestrale Tempelmusik, um nicht zu sagen instrumentale Kirchenmusik, und die auch noch laut – ich habe gestern von Herrn Luth gelernt, dass man mit Verweis auf Psalm 33 in den Niederlanden die Orgelmusik wieder eingeführt hat.
Weil der Verfasser dieses Psalms tatsächlich meint, dass das, was die Gerechten, die, die Gott lieben, was die vor Gott bringen, das drückt sich nicht nur im Lob der Lippen aus, sondern in der Musik allgemein, auch im Klang der Instrumente, es wird durch sie förmlich hervorgelockt. Ja, die Musik öffnet die Lippen, damit aus den Klagen, in denen unser Herz gefangen ist, das Lied der neuen Welt Gottes werden kann. Im Singen werden wir vom eigenen Elend weggezogen zur Allmacht und Güte des Ewigen hin, wir singen uns förmlich die Not vom Herzen, wenn unser Gesang Gottes lebendiges Wort und seine großen Taten preist.
Und so gelingt es der Musik, uns Menschen beim Singen und Musizieren zu verändern. Denn unser Loblied wirkt wie eine Offenbarung. Es bringt eine neue Wirklichkeit zur Sprache, eine Wirklichkeit, die den Augen verborgen ist. Die Wirklichkeit des lebendigen Gottes nämlich, der uns sieht, der Macht hat zu Handeln. Wie ist es denn wenn wir heute singen: Gott ist gegenwärtig – oder: Lobe den Herren, der sichtbar dein Leben gesegnet, oder auch: Jesus Christus herrscht als König. Das geht uns im Lied ganz leicht von den Lippen, nicht wahr? Es wäre anders, wenn wir das so sagen würden - na ja, dann müssten wir es mit dem Verstand erst mal nachvollziehen, oder wortreich erklären, was das denn heißt – und dann würden wir es hier und da vielleicht schon wieder einschränken. Aber im Lied, da sprechen wir es aus. Und im Singen setzen wir eine neue, eine andere Wirklichkeit, eine Wirklichkeit, die dann auch unsere Erfahrung, unseren Blick auf unser Geschick und unsere Welt neu und anders machen kann.
Das Lied, die Musik, bringt die Herrschaft Gottes nicht nur zur Sprache und nicht nur zum Verstand, sondern sie bringt sie ins Leben. Wenigstens für einen Augenblick. Und sie bringt diese Wirklichkeit, wie es das Ende unseres Psalms sagt, in unsere Herzen, damit sie dort ihren bleibenden Ort finden möge.
Bourgeois V2+3
Für die Reformation war die Kirchenmusik und besonders das Gemeindesingen wichtig. Durch Lieder sollte sich die neue Lehre ins Herz einprägen – ganz im Sinne des Schlussverses unseres Psalms. Aber viel stärker waren und blieben die Lieder des alten Gottesvolkes, die Psalmen. In Wittenberg, in Straßburg und in Genf hat man sie vertont und gesungen, in den Niederlanden und dann bei den Glaubensflüchtlingen. Die singenden Asylanten hat man die Hugenotten genannt. Auf der Flucht sollen sie tatsächlich getan haben, wozu die Eingangsverse unseres Psalms aufrufen: Sie haben die Lippen aufgemacht und gesungen. Auf ihrem Weg. Beim Gehen.
Nicht so wie die Wanderburschen in manchen alten Heimatfilmen. So unbedarft und heiter. Nein, ihnen war bestimmt nicht nach Jauchzen und Loben zumute. Ich denke eher, dass ihnen die Tränen in den Augen gestanden haben. Mit nichts aus der Heimat geflohen, vor Augen noch das Wüten der Milizen der feindlichen Obrigkeit, geschlagene Menschen und brennende Häuser, im Herzen die Sorge um die, die sie zurücklassen mussten, die alten Eltern vielleicht, unterwegs in einem Land, dessen Sprache sie nicht verstanden: Und sie singen wie wir es gehört haben: Wer könnte Gottes Macht entgehen – er herrscht und wirket fern und nah. Seht, wenn er spricht, so ists geschehen, wenn er gebeut so steht es da. Aller Feinde Dichten wird sein Wink vernichten. Wenn mit vieler Müh Völker sich beraten zu gewaltgen Taten: Er vereitelt sie. Und: Gott vom Himmel schauet, sieht, wer ihm vertrauet, und erbarmt sich sein. Er ist Schild und Stärke und zu jedem Werke gibt er das Gedeihn.
So haben sie gesungen: Trotzig vielleicht. Vielleicht, um sich selbst Hoffnung und Mut zu machen. Aber wie auch immer: Ihr Singen hat eine den Augen verborgene Wirklichkeit an den Tag gebracht, die Wirklichkeit des lebendigen, des sehenden und handelnden Gottes, die unsere Erfahrung, unseren Blick auf unser Geschick und unsere Welt neu und anders machen kann.
Jauchzt laut auf zu Gott, oder – wenn es angemessen ist – klagt laut vor eurem Gott! Gerade in der Entfaltung des 33 Psalms kommt ja das beides vor. Denn es gehört zum Wesen der Psalmen, wie es auch zum Wesen vieler unserer älteren Lieder im Gesangbuch gehört, dass das Lob Gottes das Elend der Wirklichkeit nicht ausblendet. Die Völker, die sich mit Rossen und Gewehren erheben und böse Pläne und Ränke schmieden, Elend, Hungersnot und Tod gehören in den Gesang und in die Musik hinein, weil das nämlich genau die Orte sind, in denen Gottes Augen auf uns sehen - und weil sich Gottes Macht darin erweist, dass er sie letztlich überwindet; auch weil durch das Singen selbst schon ein Stück davon überwunden wird.
Bourgeois V4
Kommt, lasst uns immer auf ihn schauen, da unser Herz sich seiner freut, auf seinen heilgen Namen trauen und ihn erhöhn in Freud und Leid. Matthias Jorissen nimmt in der letzten Strophe seiner Ausdichtung von Psalm 33 den eingänglichen Gedanken des Singens wieder auf – und er widmet, anders als die Genfer Textfassung auch den Eingangsversen immerhin zwei Strophen, wir haben sie vorhin gesungen. Danket dem Herrn mit Harfen, lobsingt ihm zum Psalter von zehn Saiten – wie ist es heute mit unserer Musik? Psalm 33 eröffnet weite Räume für die Musik im Gottesdienst. Er eröffnet die Möglichkeit, Stimmungen und Erfahrungen aufzunehmen und auszudrücken und sie hinzuwenden auf das Lob Gottes, auf sein Wort und seine Gerechtigkeit, auf seine Schöpfermacht und seine tröstende Nähe. So viel Raum, dass wir schon fast fragen könnten, ob nicht unser ganzes Gesangbuch, unsere Chorliteratur und unsere Orgelmusik letztlich eine Entfaltung des 33. Psalms sind. Ja, wir sind aufgerufen, im Angesicht Gottes unsere Seelen zu öffnen und zu singen und zu musizieren. Mit unseren Gemeindechorälen, die wir selbst singen, aber genau so auch mit Instrumentalmusik. Bei der können wir das Lob Gottes vielleicht nicht verbal und mit dem Verstand nachvollziehen, aber sie ist doch im Vollsinn des 33. Psalms Gotteslob, weil sie das Herz bewegt und zum Lob Gottes anleitet, wenn sie dazu gespielt wird. Das liegt bei den Spielerinnen und Spielern selbst.
Gott, dem wir dankbar sein dürfen für all das Gute in unserem Leben. Gott, der unser Elend sieht. Gott, der mächtiger ist als die finsteren Mächte dieser Welt, ja auch dieses Bekenntnis bekommt heute wieder ein neues Gewicht: Im Zeichen des skrupellosen Einsatzes von Waffen und Gewalt, des gewissenlosen Spiels mit Finanzen und Transaktionen und der Spekulation mit Lebensmitteln und medizinischen Gütern. Musik als Dank und Klage, als Protest und Bekenntnis, sie hat ihren Raum in unseren Gottesdiensten und bringt dort eine den Augen verborgene Wirklichkeit an den Tag, die Wirklichkeit des lebendigen, des sehenden und handelnden Gottes, die unsere Erfahrung, unseren Blick auf unser Geschick und unsere Welt neu macht und verändert.
Und ich mache immer wieder die Erfahrung, wenn ich solcher Musik auch in unserem Alltagsleben einen Platz einräume, dann verändert sie mich und meinen Blick auf diese Welt, und sie öffnet mich für die Wirklichkeit Gottes in einer Weise, wie es Worte allein nicht vermögen. Es ist immer wieder ein kleines Stück Reformation, amen.
Pfarrerin Dr. Susanne Bei der Wieden, Frankfurt am Main, 30. Oktober 2011