«Sarajevo Message»: Bosnischer Grossmufti bekennt sich zu Schweizer Werten
Bosnische Muslime bekennen sich zu Demokratie, Rechtsstaat und Gleichberechtigung nach Schweizer Vorbild
In der «Sarajevo Message» bekennen sich die bosnischen Muslime zu Demokratie, Rechtsstaat und Gleichberechtigung nach Schweizer Vorbild. Der Kirchenbundspräsident sichert auf dieser Grundlage seine Unterstützung für die Zusammenarbeit in der Schweiz zu.
Unter den Augen des bosniakischen Präsidenten im dreiköpfigen Staatspräsidium von Bosnien-Herzegowina, Bakir Izetbegović, unterzeichneten Kirchenbundspräsident Gottfried Locher und Grossmufti Husein Kavazović, geistiges Oberhaupt der bosnischen Muslime im In- und Ausland, am 12. Mai in Sarajevo ein Dokument, in dem sich die Muslime zu den schweizerischen Werten bekennen. Explizit genannt wird, dass alle Menschen frei seien, ihre Religion zu wählen. Ausdrücklich verurteilt wird der religiös motivierte Terrorismus, der in der je eigenen Religion auftritt.
Lochers Besuch fand in den nationalen Medien Bosnien-Herzegowinas breite Beachtung. Kavazović betonte, dass sich die bosnischen Muslime Europa zugehörig fühlen und den wachsenden Einfluss der Golfstaaten im Land mit Sorge betrachten. Es gelte, die Beziehungen mit der EU und der Schweiz zu stärken. Locher wiederum zeigte sich beeindruckt von der akademischen Ausbildung der Imame an der Islamischen Fakultät von Sarajevo: «Dieser europäische, intellektuell reflektierte Islam kann ein Partner für uns Reformierte in der Schweiz sein.» Für das nächste Jahr hat der Kirchenbundspräsident ein Symposium von reformierten Pfarrerinnen und Pfarrern und bosnischen Imamen in der Schweiz angeregt.
Locher besuchte zudem die Dauerausstellung zum Genozid von Srebrenica. Das Kriegsverbrechen, das im Juli 1995 verübt wurde, kostete mehr als 8000 Bosniaken das Leben. Bis heute sind die Spannungen zwischen den verschiedenen Volksgruppen spürbar, sie stellen weiterhin eine Bedrohung für den nationalen Zusammenhalt dar. Umso beeindruckter zeigte sich der Kirchenbundspräsident von der Arbeit des interreligiösen Rates. Vertreterinnen und Vertreter der katholischen und orthodoxen Kirchen sowie der jüdischen und islamischen Gemeinschaften erzählten von ihren Projekten, die der Begegnung, Bildung und Versöhnung dienen. «Hier gelingt den Religionsgemeinschaften, wozu die Politiker offenbar noch nicht in der Lage sind», sagte Locher während eines Gespräches mit der Schweizer Botschafterin in Bosnien-Herzegowina Andrea Rauber. «Das Gespräch zwischen den Religionen trägt hier direkt zum politischen Frieden bei. Religionsfrieden ist eine Überlebensfrage. Entsprechend ernsthaft sprechen Muslime und Christen miteinander. Es gibt keine Alternative zu diesem Gespräch, nicht in Bosnien und nicht in der Schweiz.»
Zur gemeinsamen Erklärung "Sarajevo Message"
Interview mit Gottfried Locher
Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund, Medienmitteilung, Bern, 16. Mai 2017
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