Jürgen Fangmeier ist gestorben

25 Jahre lang prägte Prof. Dr. Jürgen Fangmeier die in Wuppertal gelehrte reformierte Theologie.

Vergangenen Freitag, am 8. Februar 2013, starb Professor Dr. Jürgen Fangmeier. Der evangelisch-reformierte Theologe war von 1968 bis 1994 Professor für Systematische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel und Pfarrer in Schöller.

Jürgen Fangmeier wurde 1931 in Neuwied geboren. Der Sohn des evangelischen Theologen und Pädagogen Gerhard Fangmeier studierte nach dem Abitur Evangelische Theologie, Philosophie, Psychologie und Pädagogik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, der Eberhard Karls Universität Tübingen, der Universität Basel und der Kirchlichen Hochschule Wuppertal.
Seine Studien schloss er 1958 mit dem Ersten Theologischen Examen ab. Von 1958 bis 1964 war Fangmeier Custos am Theologischen Seminar der Universität Basel und Religionslehrer in Basel.
1963 promovierte Fangmeier bei Karl Barth in Basel zum Doctor Theologiae mit der Schrift Erziehung in Zeugenschaft: Karl Barth und die Pädagogik.
Nach einem dreijährigen Pfarramt in Riehen bei Basel wurde Fangmeier 1968 auf den Lehrstuhl für Systematische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal berufen. Wilhelm Niesel hatte ihn sich als Nachfolger gewünscht, und der damalige rheinische Präses Joachim Beckmann sorgte dafür, Fangmeier den Titel "Professor" zu verleihen.
Mit der Professur in Wuppertal verbunden war die Pfarrstelle der evangelisch-reformierten Gemeinde im niederbergischen Schöller.
In seiner neuen Heimat heiratete Fangmeier 1969 seine Verlobte Erika Reusser.

Namentlich seien drei Felder genannt, die Jürgen Fangmeier als Professor und Pfarrer ein besonderes Anliegen waren:
1) Das Gespräch zwischen Juden und Christen: Fangmeiers eigene Theologie war inspiriert von Schalom ben Chorin und David Flusser. Als Mitglied des Christen-Juden-Ausschusses der rheinischen Kirche war Fangmeier intensiv beteiligt an der inhaltlichen Vorbereitung des Synodalbeschlusses von 1980, mit dem sich die Landessynode der "geschichtlichen Notwendigkeit" stellte, "ein neues Verhältnis der Kirche zum jüdischen Volk zu gewinnen".
2) Noch lange bevor die ökumenische Gastprofessur an der Wuppertaler Hochschule institutionalisiert war, knüpfte Jürgen Fangmeier Kontakte nach Indien, wo er auch selbst als Gastprofessor an der Theologischen Schule in Hyderabad 1987 und 1990 lehrte. Ein Waisen- und Witwenhaus trägt dort seinen Namen.
3) Dem "Grenzgänger zwischen systematischer und praktischer Theologie" - so nennt ihn sein Nachfolger in Wuppertal und Schöller, Prof. Dr. Matthias Freudenberg,- lag die Gefängnisseelsorge sehr am Herzen: Bereits in seiner Basler Zeit predigte Fangmeier öfters in der örtlichen "Strafanstalt", als Professor veranstaltete er Seminare mit Besuchen im Remscheider Gefängnis.

Zu seinem 80. Geburtstag im Jahr 2011 erinnerte die Hochschule an ihren akademischen Lehrer. Sein Nachfolger im "Doppelamt" von Professur und Pfarrstelle, Matthias Freudenberg, würdigte Jürgen Fangmeier:
Als Hochschullehrer und Pfarrer habe er verdeutlicht, "dass eine auf die Kirche bezogene Theologie eine freie Theologie ist: frei von der Sorge um den Grund und Gegenstand ihrer Bemühungen – den dreieinigen Gott – und frei für den Menschen und seine Humanität, sei es die Humanität des Kindes oder des Erwachsenen in reifen Jahren."

Quellen:

Würdigung von Prof. Dr. Jürgen Fangmeier anlässlich seines 80. Geburtstags. Von Matthias Freudenberg (PDF)

WIKIPEDIA- Artikel zu Jürgen Fangmeier

 Predigt von Präses Dr. h.c. Nikolaus Schneider zur Trauerfeier für Prof. Dr. Jürgen Fangmeier:
http://www.evangelisch-wuppertal.de/cms/media//pdf/predigt_fangmeier_trauerfeier.pdf


bs, 10. Februar 2013

PDF

Dienstag, 19.02. 2013 um 14 Uhr, in der Erlöserkirche, Stahlstraße 9, Wuppertal

Die Predigt hält der Präses der Evangelichen Kirche im Rheinland, Dr. h.c. Nikolaus Schneider. Die Kirchliche Hochschule und die Evangelistenschule Johanneum laden gemeinsam zu diesem Gottesdienst ein.