''Entscheidungen müssen vor Ort getroffen werden''

Günther Beckstein eröffnete 2. Land-Kirchenkonferenz der EKD

EKD. Die Neuausrichtung kirchlicher Arbeit im 21. Jahrhundert dürfe nicht nach einem „Entweder-Oder-Prinzip“ erfolgen. Solche Absicht verkenne „den Reichtum, aus dem Kirche seit jeher schöpft, nämlich der Vielfalt ihrer Formen“, sagte Günther Beckstein, Vizepräses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), am heutigen Dienstag anlässlich der Eröffnung der 2. Land-Kirchen-Konferenz der EKD in Northeim (Niedersachsen).

Jeder kirchliche Ort, so Beckstein, habe seine eigene Logik. Und aus diesem je Besonderen müssten die je eigenen Entscheidungen gewonnen werden. Es gebe kein allgemein gültiges Rezept dafür, „was losgelassen werden muss und was aufgebaut werden soll.“ Dieser Ansatz entbinde jedoch nicht von der Pflicht, „klare Entscheidungen“ zu treffen und „die anstehenden Einschnitte“ umzusetzen. Er verhindere aber, dass „zentral erdachte Rezepte“ nicht zu den vor Ort erhältlichen Zutaten passen. Solches Denken, so der Vizepräses weiter, mute beispielsweise zu, die Gemeindegliederzahl als „alleinige Bezugsgröße“ für Personalstellen und Finanzzuweisung kritisch zu hinterfragen. Für den peripheren Raum müssten auch andere Kriterien eine Rolle spielen; Beckstein: „Wir brauchen stärker eine Orientierung an inhaltlichen Gesichtspunkten.“

Außerdem fokussierten sich immer noch viel zu viele Erwartungen auf das Pfarramt und die Person, die es bekleide. Die Fülle der zu leistenden Aufgaben, so der Vizepräses, „erschöpft unsere wichtigsten Mitarbeitenden. Obendrein ist das Ganze eine Missachtung all der anderen Charismen, die in unseren Gemeinden vorhanden sind.“ Deshalb plädierte Beckstein für eine Aktualisierung der „Idee eines Priestertums aller Getauften“.

Der bekannte Satz „Die Kirche bleibt im Dorf“ klinge doch eher statisch und „viel zu wenig nach Dynamik.“ Kirche aber, so der Vizepräses abschließend, entstehe durch das Wirken des Heiligen Geistes. Sie entstehe immer wieder dort neu, wo sich zwei oder drei im Namen Gottes versammelten. Beckstein: „Kirche entsteht im Dorf, in der Stadt, in der Fläche. Kirche lebt im Dorf, in der Stadt, in der Fläche – in immer wieder neuen Gestalten und Formen. Mit dem Mut, nicht einfach zu bleiben, sondern aufzubrechen“

Die 2. Land-Kirchenkonferenz der EKD findet bis zum Donnerstag in Northeim und Umgebung statt. Zu den Referenten gehören neben Vizepräses Günther Beckstein unter anderen auch die Kieler Professorin für Praktische Theologie, Uta Pohl-Patalong, und  der Berliner Bischof Markus Dröge.

Hannover, 28. Mai 2013
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick