Familien - heute

Michael Hopf berichtet von der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Tecklenburg.

Kirchenkreis Tecklenburg/Ladbergen. Überlegungen zu einer Aktualisierung des kirchlichen Familienbildes standen im Mittelpunkt der diesjährigen Sommersynode des Evangelischen Kirchenkreises Tecklenburg im Ladberger Gemeindehaus. Daneben waren Berichte, Wahlen und verschiedene Beschlüsse auf der Tagesordnung der Synode.

Grundlage für die Überlegungen der Synodalen zum kirchlichen Familienbild war ein Arbeitspapier der Evangelischen Kirchen von Westfalen und Lippe. Dieses wird derzeit auf allen kirchlichen Ebenen diskutiert. Die landeskirchliche Synodalvorlage "Familien - heute" war im November 2013 inhaltlicher Schwerpunkt der westfälischen Landessynode in Bielefeld. Im Kern geht es darin um eine Stärkung der Familien in der Gesellschaft. Verantwortung wird in der Vorlage großgeschrieben. Auf Grundlage der gegenseitigen Verantwortung formuliert der Text ein "funktionales Familienverständnis" und lässt dadurch eine Öffnung des Familienbegriffs auch auf Formen des Zusammenlebens außerhalb der klassischen Ehe mit Kindern zu: "Familie ist da, wo Menschen dauerhaft und generationenübergreifend persönlich füreinander einstehen und Verantwortung übernehmen." Die unterschiedlichen Aspekte des Familienthemas diskutierten die Synodalen in Ladbergen in zahlreichen Arbeitsgruppen. Dabei ging es u.a. um "die Rolle von Vätern in der Familie", "familienfreundliche Unternehmen", "Homosexualität und Kirche" und "Familien und Behinderung". Außerdem gab es Informationen über gelungene Möglichkeiten von Familienunterstützung in kirchlichen Arbeitsfeldern: "Familienzentren und Kindertagesstätten", "Beratungsdienste der Diakonie" und weitere Angebote stellten sich in Ladbergen vor.

Zur neuen Scriba (= Schriftführer/in) des Kirchenkreises wählte das Kirchenparlament Pfarrerin Ulrike Wortmann-Rotthoff aus Tecklenburg. Ihr ebenfalls neugewählter Stellvertreter ist der Rheiner Pfarrer Harald Klammann. Die Scriba protokolliert die Synodaltagungen und die Sitzungen des Kreissynodalvorstands. Sie hat damit die Aufgabe, im Blick auf die Sitzungen für Transparenz zu sorgen. Ulrike Wortmann-Rotthoff tritt die Nachfolge von Pfarrer Berthold Deecken als Scriba an. Deecken war im Frühjahr in eine Pfarrstelle der oldenburgischen Landeskirche gewechselt.

In einer weiteren Wahl benannten die Abgeordneten Pfarrer Jörg Zweihoff aus Ibbenbüren für einen Sitz im Verwaltungsrat des Diakonischen Werks im Kirchenkreis. Der Verwaltungsrat der Diakonie gleicht in seiner Funktion dem Aufsichtsrat einer Aktiengesellschaft.

In seinem Bericht an die Kreissynode beschrieb Superintendent André Ost die Herausforderungen des Kirchenkreises für die kommenden Jahre und dankte den Verantwortlichen in Kirchengemeinden und anderen kirchlichen Diensten und Einrichtungen für ihr vielfältiges Engagement. Ost warnte vor "üblen Verteilungskämpfen" in der Kirche. Diese könnten entstehen, wenn angesichts langfristig sinkender Zahlen von Kirchenmitgliedern, Kirchensteuereinnahmen und Personalstellen jeder Beteiligte versuchte, "seinen Bestand" abzusichern, so Ost. Als Gegenmittel empfahl der Superintendent sich in den verschiedenen Arbeitsfeldern der Kirche untereinander besser wahrzunehmen und den "Willen zur Kooperation" auszubauen. Die Arbeitsverdichtung führe schon heute viele Haupt- und Ehrenamtliche in der Kirche an die "Belastungsgrenze", so André Ost. Dem gelte es entgegenzutreten: "Wir müssen uns vor Überforderung, schützen. Prioritäten setzen, Profile ausbilden."

In dasselbe Horn stieß auch Kreisdechant Markus Dördelmann von der römisch-katholischen Kirche in seinen Grußwort. Dördelmann riet den Synodalen in Ladbergen angesichts der aktuellen Entwicklungen deutlich zu sagen, "was geht und vor allem was nicht geht".

Um die gegenseitige Beratungspraxis zu verbessern, beschloss die Kreissynode die Wiedereinführung von kreiskirchlichen Visitationen. Die Visitation ist ein Beratungsbesuch durch den Superintendenten und weitere Experten für einzelne Arbeitsbereiche in einer Kirchengemeinde. Visitationen waren bereits in der Reformationszeit zur Verbesserung der Arbeit und zur Qualitätssicherung eingeführt worden. Im Evangelischen Kirchenkreis Tecklenburg hat die letzte Visitation 2006 stattgefunden.

Des Weiteren empfiehlt die Tecklenburger Kreissynode der westfälischen Landessynode durch einen neugefassten Beschluss die Zulassung auch nichtevangelischer Christen als Taufpaten. Voraussetzung für eine Zulassung soll die sog. Magdeburger Erklärung sein.

Die Kreissynode fasste ihre Beschlüsse überwiegend einstimmig oder mit starken Mehrheiten. Das Bewusstsein eines gemeinsamen Auftrags ist bei aller Eigenständigkeit der einzelnen Kirchengemeinden fest verankert.

Der Kirchenkreis Tecklenburg umfasst 17 Kirchengemeinden von Lienen im Osten bis Neuenkirchen-Wettringen im Westen und von Ladbergen im Süden bis Schale im Norden. Zum Evangelischen Kirchenkreis gehören gut 79.000 Kirchenmitglieder.


Pfr. Michael Hopf, Öffentlichkeitsreferent im Evang. Kirchenkreis Tecklenburg, Lengerich, 2. Juli 2013