Europäischer Kirchen-Gipfel in Budapest kritisiert «Atheisierung»

Kardinal Erdö: Säkularisierung des Alltags erschwert den Weg zu Gott

ref.ch. Galten einst die kommunistischen Diktaturen als Hauptproblem in Mittel- und Osteuropa für die Glaubensweitergabe, ist es heute die zunehmend religionsfeindliche Säkularisierung und «Atheisierung»: Mit dieser Warnung ist am 3. Juli in Budapest die 14. Vollversammlung der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) gestartet.

Eröffnet wurde das Treffen vom katholischen Primas Kardinal Péter Erdö. Die religionsfeindliche Haltung der Diktaturen in den ehemaligen Ostblock-Staaten habe in den Völkern einst die Sehnsucht nach Freiheit entstehen lassen, erklärte er.

Eine Gesellschaft müsse «auf der vollen Wahrheit gründen», zu der eben auch transzendente Werte gehörten. Dies habe vor 1989 gegolten und gelte heute ebenso, so Erdö. Heute erschwere die Säkularisierung des Alltags den Weg zu Gott, sagte der Kardinal. «Man hat den Eindruck, dass die Erwartungen, die zur Zeit des Zusammenbruchs des kommunistischen Systems gestellt wurden, nicht realistisch waren. Die Zeit ist gekommen, wo Europa über seine Zukunft entscheidet», zitierte der Kardinal Papst Johannes Paul II. Grundlage dieser Zukunft sei die Begegnung mit der christlichen Botschaft.

Ähnlich der ungarische reformierte Bischof Jozsef Steinbach in seiner Predigt zum Eröffnungsgottesdienst: Europas Trend der Säkularisierung gehe einher mit einer «Abdrängung von Religion an den Rand der Öffentlichkeit», zudem würden die Rechtsstellung der Kirchen und die christlichen Werte in Frage gestellt.

KEK-Präsident Emmanuel Adamakis, orthodoxer Metropolit in Frankreich, zeigte sich hingegen vor Tagungsbeginn zuversichtlicher. Die Kirchen würden Europas Probleme nicht lösen können. «Aber wenn wir uns selbst verändern, verändern wir damit auch unser Umfeld.»

Der Entwurf für die KEK-Reform sieht unter anderem die Verkleinerung der Gremien und die Verlegung des Sitzes von Genf nach Brüssel vor. Die Umgestaltung sei nötig, da sich die Gesellschaft und die kirchliche Landschaft gewandelt hätten, erklärte Generalsekretär Liagre zu Beginn der Tagung. Heutige Herausforderungen seien neben der Säkularisierung auch Armut, Minderheitenrechte und Korruption, wobei sich die KEK als stärker als bisher als Vermittler sowie als Bereitsteller von Wissen und kirchlichen Netzwerken einbringen wolle.

Bis zum 8. Juli diskutieren über 250 Delegierte aus 120 orthodoxen, protestantischen und anglikanischen Kirchen über eine Reform ihres Dachverbandes, der seinen Sitz in Genf hat.

Entstanden ist die KEK im Kalten Krieg. Sie war damals eine von kirchlichen Persönlichkeiten in Ost- und Westeuropa getragene Bewegung, die ab 1959 Kirchen in verschiedenen europäischen Ländern und politischen Systemen miteinander ins Gespräch brachte.

Quelle: ref.ch, 4. Juli 2013