Fortschritt auf dem Weg zur kirchlichen Einheit

Internationales ökumenisches Symposion in Haus Villigst / Zukunftsperspektiven

SCHWERTE/WESTFALEN - Sie gewähren einander Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft. Sie erkennen ihre Pfarrerinnen und Pfarrer gegenseitig an und berufen sich auf ein gemeinsames Verständnis des Evangeliums: die 94 Mitgliedskirchen der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE). Ihr Gründungsdokument – die Leuenberger Konkordie – wurde vor 40 Jahren in der Schweiz unterzeichnet.

Die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) feierte das Jubiläum vom 22. bis 25. Juli in Haus Villigst mit einem internationalen ökumenischen Symposion zum Thema „Kirchengemeinschaft als zukunftsweisendes Modell kirchlicher Einheit?“
Die GEKE weiß, dass sie die jahrhundertelange Spaltung zwischen den evangelischen Kirchen in Europa überwunden hat. Weil ihre Mitgliedskirchen selbstbewusst die proklamierte „Einheit in versöhnter Verschiedenheit“ leben. Weil sie theologische Unterschiede erkennen und akzeptieren. Weil sie das Anderssein nicht als Gefahr verstehen, sondern als Ermutigung, den Dialog fortzusetzen und dabei auch neue Wege einzuschlagen. Zum Beispiel im Gespräch mit der römisch-katholischen Kirche. Auch wenn eine echte Kirchengemeinschaft zwischen Protestanten und Katholiken noch in weiter Ferne liegt, ermutigte Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller (Bielefeld) zum verstärkten ökumenischen Miteinander. „Wenn’s beim Amtsverständnis hakt, es aber Türen gibt zu einem gemeinsamen Zeugnis, dann sollte man sich nicht aufreiben an dem, was trennt, sondern Gemeinsamkeiten suchen.“ Nur so erschließe man neue Perspektiven – auch, wenn man dafür einen langen Atem brauche.

Chancen partnerschaftlicher Zusammenarbeit

Das aber lohnt, findet auch Landeskirchenrat Dr. Vicco von Bülow (Bielefeld): „Es gibt verschiedene Wege, als Kirchen in Gemeinschaft zu kommen. Ein Weg führt über die notwendige Klärung theologischer Fragen.“ Manchmal beginne der Weg aber auch mit praktischer Kooperation über die Gemeinde- und Konfessionsgrenzen hinweg.  Beispielweise, wenn Kirchen in gesellschafts- oder sozialpolitischen Fragen mit einer Stimme sprechen und so effektiver handeln können. Mit Blick auf die zukünftige Ausrichtung der GEKE erinnerte ihr Präsident Bischof Dr. Friedrich Weber (Braunschweig) an die 2011 vorgelegte Studie zur Sterbehilfe, die auf große öffentliche Resonanz gestoßen sei. Neben der intensiven Weiterarbeit an theologischen Grundfragen forderte er, häufiger gesellschaftsrelevante Themen aufzugreifen. Das sei ein guter Weg „in Europa evangelisch hörbar zu werden.“

Insgesamt rund 70 Experten aus Wissenschaft und Kirchenleitung fragten nach den Chancen partnerschaftlicher Zusammenarbeit – auch in der weltweiten Ökumene. Sie vereinbarten die Publikation der Tagungsergebnisse und waren sich einig: Weitere konkrete Schritte auf dem Weg zur kirchlichen Einheit werden folgen. Mit Blick auf die Gästeliste sagte Vizepräsident Albert Henz: „Hier ist die Welt zu Gast in Westfalen.“

Denn die Mitwirkenden des Symposions kamen aus folgenden Unterzeichnerkirchen der Leuenberger Konkordie: Church of Scotland, Evangelisch-Lutherische Kirche in Ungarn, Reformierte Kirche in Ungarn, Waldenser-Kirche Italien, Protestantse Kerk in Nederland, Evangelische Kirche in Frankreich, Schweizer Evangelischer Kirchenbund, Evangelische Kirche A.B. in Rumänien, Evangelische Kirche in Deutschland und Evangelische Kirche am Rio de La Plata. Außerdem dabei waren Vertreter der Church of Finland, der United Church of Christ in den USA, der Church of England in Großbritannien, der Russisch-Orthodoxen Kirche in Weißrussland, der  Rumänisch-Orthodoxen Kirche, der Syrisch-Orthodoxen Kirche, des Polnischen Ökumenischen Rates der Kirchen, der Vereinten Evangelischen Mission (VEM), der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) sowie des Weltrates der Kirchen (ÖRK).

GEKE

Die „Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa“ (GEKE) ist der Verbund der evangelischen Kirchen in Europa. 94 lutherische, methodistische, reformierte und unierte Kirchen aus über 30 Ländern Europas und Südamerikas gehören dazu. Die GEKE vertritt damit insgesamt rund 50 Millionen Protestanten. Die GEKE gibt es dank der Leuenberger Konkordie aus dem Jahr 1973.


Pressemeldung der EKvW, 25. Juli 2013