Menschenrechtsgottesdienst in Nürnberg

In der Evangelisch-reformierten St. Martha Kirche findet der ökumenische Gottesdienst vor der Verleihung des Menschenrechtspreises statt

Die diesjährige Preisträgerin, die Uganderin Kasha Jacqueline Nabagesera, wird zum Gottesdienst auch erwartet. Am Nachmittag treffen sich Bürger und Gäste zur 'Nürnberger Friedenstafel'.

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Nürnberg (ACK) feiert anlässlich der Verleihung des Menschenrechtspreises am kommenden Sonntag einen ökumenischen Gottesdienst. Der Gottesdienst findet von 9:30 Uhr bis 10:15 Uhr in der St. Martha Kirche, Königstraße 79 statt. Die Predigt wird Professor Peter Dabrock halten, der stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ethikrates und Professor für Sozialethik an der Universität Erlangen-Nürnberg ist. Außerdem werden der evangelisch-lutherische Stadtdekan Dr. Jürgen Körnlein, der evangelisch-reformiete Pfarrer Dieter Krabbe und der römisch-katholische Stadtdekan Hubertus Förster an diesem Gottesdienst mitwirken.

Die Uganderin Kasha Jacqueline Nabagesera (geb. 1980) ist eine Menschenrechtsaktivistin, die für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transsexuellen (LSBT) und die Verbesserung von deren Lebensbedingungen in Uganda eintritt. Seit ihrem 21. Lebensjahr setzt sie sich für die Rechte von Homosexuellen in Uganda ein und arbeitete am Aufbau einer starken Schwulen- und Lesbenbewegung mit. Nachdem sie von mehreren Schulen verwiesen worden war, erlernte Kasha den Beruf der Buchhalterin, beschloss aber, im Anschluss daran, Jura zu studieren und erwarb einen Abschluss im Fach Menschenrechtsgesetzgebung. Ausgerüstet mit dieser Qualifikation hat sie Hervorragendes im Einsatz für die Menschenrechte geleistet. In den letzten vier Jahren hat sie immer wieder auf internationalen Foren gesprochen und die schwierige Lage – vor allem lesbischer Frauen – in ihrem Heimatland hervorgehoben. Vielleicht wichtiger ist jedoch, dass Kasha den Mut hatte, in Uganda im nationalen Fernsehen aufzutreten und sich als einer der ersten homosexuellen Menschen in Uganda öffentlich zu diesem Thema äußerte. Ebenso hat sie Presseerklärungen für die Lesben- und Schwulen-Gemeinschaft herausgegeben und in verschiedenen Radiosendern zum Thema gesprochen.

Sie prangerte die von den Medien betriebene höchst gefährliche Homophobie an, als sie und zwei andere Aktivisten beim Obersten Gericht von Uganda eine Zeitung namens „Rolling Stone“ verklagten, in der am 2. Oktober 2010 dazu aufgerufen worden war, Homosexuelle aufzuhängen. Nach der Meldung (über die Urteilsverkündung) wurde ihr Mitstreiter und Schwulenaktivist David Kato Opfer eines Mordanschlags.

Kasha Nabagesera gründete die Organisation Freedom and Roam Uganda (FARUG), die innerhalb der Bewegung für LSBT-Rechte ihren Kampf für die Rechte von marginalisierten Gemeinschaften unterstützen soll. 2007 sprach sie auf dem Weltsozialforum in Nairobi vor 60.000 Menschen und forderte weltweit Toleranz und Respekt für Homosexuelle. Die Konsequenz ist, dass sie Opfer zahlreicher gewalttätiger Angriffe wurde. Sie wechselt außerdem seither ständig ihren Wohnsitz, weil sie fürchtet sonst nicht sicher zu sein.

Sie hat stets unermüdlich darauf hingewiesen, dass in Uganda internationale Vereinbarungen, die das Land ratifiziert hat, von der Regierung nicht umgesetzt werden. In vielen afrikanischen Staaten stehen sowohl Regierung als auch Gesellschaft LSBT-Problemen sehr feindselig gegenüber, aber Kasha Nabagesera lässt sich davon nicht einschüchtern. Das ugandische Parlament debattiert, besonders verstärkt seit 2011, über Gesetzesvorschläge, die die Homosexualität kriminalisieren und unter Strafe stellen, bis hin zur Todesstrafe.

Deswegen wird insbesondere die Arbeit von FARUG von der Regierung stark behindert, zum Beispiel durch die gewaltsame Beendigung einer Parade „Gay and Pride“ im Jahr 2012. Außerdem wurde wiederholt die Forderung laut, Kasha Nabagesera ins Gefängnis zu stecken. Im März 2011 wurde sie mit dem Martin-Ennals-Preis ausgezeichnet.

 

Der Prediger beim Gottesdienst vor der Verleihung des Preises ist Prof. Dr. Peter Dabrock. Nach dem Studium der Evangelischen und Katholischen Theologie, Philosophie und Soziologie in Würzburg, Bonn und Bochum war Dabrock von 1995 bis 2002 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Systematische Theologie (Ethik) an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum tätig. Hier promovierte er bei Christofer Frey. Von 2002 bis 2008 war er Juniorprofessor für Sozialethik/Bioethik am Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg. Während dieser Zeit war er zudem Fellow am Zentrum für Interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld in der Task Force „Public Health Genetics“ sowie am Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen. Von 2008 bis 2010 war er Professor für Sozialethik am Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg.

Seit dem Wintersemester 2010/11 ist Dabrock ordentlicher Professor an der Universität Erlangen-Nürnberg und leitet dort am Fachbereich Theologie den Lehrstuhl für Systematische Theologie II (Ethik). Er befasst sich schwerpunktmäßig mit bio- und medizinethischen sowie gerechtigkeitstheoretischen Fragen.

 

 

 

 


Georg Rieger (25.9.2013)

Predigt von Professor Dalbrock