Hans-Ehrenberg-Preisträger 2013: Manfred Sorg und Eduard Wörmann

Anerkennung des Engagement für Menschenwürde im Maßregelvollzug

BOCHUM/WESTFALEN - Altpräses Manfred Sorg und Eduard Wörmann, langjähriger Sozialpfarrer der Evangelischen Kirche von Westfalen, werden mit dem evangelischen Hans-Ehrenberg-Preis 2013 geehrt.

Die öffentliche Preisverleihung findet am kommenden Donnerstag (10. Oktober) ab 19 Uhr in der Bochumer Christuskirche statt. Die Laudationes halten Bundesminister a.D. Gerhart Baum und Kirchenleitungsmitglied Dr. Michael Bertrams, der von 1994-2013 Präsident des Verfassungsgerichtshofs NRW war.
Das Thema der diesjährigen Ehrung ist brisant: Am Beispiel des Baus Forensischer Kliniken geht es um „Demokratie und Bürgerprotest“. Wie geht die Gesellschaft um mit Rechtsbrechern, die psychisch krank sind? Und wie mit dem Protest, der sich gegen den Bau einer Forensik in der Nachbarschaft wehrt? Und wie lässt sich vor diesem Hintergrund die Würde von Opfer und ihren Angehörigen ebenso wahren wie die von Tätern, Vollzugsmitarbeitenden und Anwohnern?

Die beiden Theologen Sorg und Wörmann erhalten den Preis laut Findungskommission „für ihr initiatives Handeln, das eine sachliche öffentliche Auseinandersetzung um den Maßregelvollzug ermöglicht und die biblische Perspektive der Versöhnung aufgezeigt hat; für ihr fürsprechendes Handeln, das in erster Linie den Opfern und deren Familien, aber auch den Straftätern als Personen gilt, indem es die biblische Unterscheidung zwischen Tat und Täter in Erinnerung gerufen hat; sowie für ihr Handeln aus protestantischem Geist, mit dem sie auf das biblische Prinzip verwiesen haben, dass jeder Mensch auch dann ein Geschöpf Gottes bleibt, wenn er seiner Bestimmung zum Ebenbild Gottes widerspricht.“

1997 haben Manfred Sorg und Eduard Wörmann den Initiativkreis „Sicherheit durch Therapie“ ins Leben gerufen. Sie haben Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Nordrhein-Westfalen ins Gespräch gebracht mit Fachleuten, der örtlichen Politik, mit Bürgerinitiativen und Medienvertretern. Gegen die Angstkampagnen einiger Medien haben sie auf Information gesetzt, haben populistische Tendenzen erstickt und darauf bestanden, dass der Maßregelvollzug eine „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ sei.

Solche Wege der Verständigung, die Sorg und Wörmann über Jahre hinweg an verschiedenen Orten in NRW gebahnt haben, führen fort, was Hans Ehrenberg begonnen und unter extremen Bedingungen durchgehalten hat: Der Bochumer Pfarrer, von den Nazis ins KZ gesperrt und ins Exil gezwungen, war ein wehrhafter Demokrat. Noch vor Gründung der Weimarer Republik 1919 war er – seinerzeit Professor für Philosophie in Heidelberg – der SPD beigetreten. In Bochum, wo Ehrenberg seit 1925 als Pfarrer der evangelischen Innenstadtgemeinde wirkte, stemmte er sich gegen den Niedergang der Republik. 1933 gründete er die Bekennende Gemeinde in Bochum, die er im andauernden Widerstand gegen den totalitären Staat als Schule der Demokratie geprägt hat.

Weitere Infos zum Hans-Ehrenberg Preis

Initiativkreis „Sicherheit durch Therapie“: Stellungnahme des Initiativkreises


Pressemeldung der EKvW, 4. Oktober 2013