Kurzmeldungen




Wir rechnen mit Gott

Rheinischer Präses Manfred Rekowski beim Jahrespresseabend

ekir.de. Die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) rechnet mit Gott, mit seinem Reden und Eingreifen. Und sie rechnet bei ihren Finanzen - genauer als bisher, stärker sparend. Die EKiR bleibt gesellschaftlich engagiert - nun für syrische Flüchtlinge.

Deutschland soll 100.000 Flüchtlinge aus Syrien aufnehmen, dazu fordert die rheinische Kirche die Politik auf. Die Kirche zeigt nicht nur mit dem Finger auf andere: Sie wird, sofern die Landessynode im Januar so beschließt, 250.000 Euro zur Flüchtlingsarbeit der Kirchengemeinden und Kirchenkreise beisteuern. Das wurde beim Jahrespresseabend in Düsseldorf bekannt. Oberkirchenrätin Barbara Rudolph, die rheinische Ökumene-Chefin, erklärte: „Denkt man daran, dass Deutschland während des Bosnienkriegs Anfang der 1990er Jahre die vorübergehende Aufnahme von mehr als 320.000 Bürgerkriegsflüchtlingen bewältigen konnte, so ist eine Aufnahme von 100.000 syrischen Flüchtlingen unserer Wirtschaftskraft und politischen Verantwortung eher angemessen.“

Es scheint erst einmal ein "Paradox" zu sein, wie Oberkirchenrat Bernd Baucks sagte. Der rheinische Finanzchef erläuterte unter diesem Aspekt zweierlei: Dass die rheinische Kirche für das zu Ende gehende Jahr mehr Kirchensteuern einnimmt als prognostiziert. Erwartete waren 575 Millionen Euro. Nun rechnet er mit 593 Millionen Euro. Auch für 2014 rechnet Baucks mit 586 Millionen Euro. Dennoch fährt die EKiR ja einen verschärften Sparkurs, soeben von der außerordentlichen Landessynode beschlossen. Paradox?

"Unser Weg ist keineswegs paradox", sagt Baucks. Denn: Die Ausgaben auf landeskirchlicher Ebene übersteigen schon länger die Einnahmen, werden aus Rücklagen finanziert, die zur Neige gehen. Der demografische Wandel wird zu sinkender Mitgliederzahl und damit sinkenden Einnahmen führen. In den nächsten fünf Jahren 35 Prozent bzw. 20 Millionen Euro im landeskirchlichen Haushalt sparen ist deshalb nötig, um den Haushalt zu konsolidieren.

Alles andere wäre "keine Lösung für eine Kirche, die nicht auf Kredit der Zukunft leben will". Gerade in Zeiten vergleichsweise guten Steueraufkommens gelte es, "nicht auf die Zukunft zu hoffen, sondern für die Zukunft zu sorgen".

„Wir rechnen mit Gott - mit seinem Reden, mit seinem Kommen und Eingreifen.“ Das sagte Präses Manfred Rekowski vor den Journalistinnen und Journalisten. Diese Haltung und Einstellung, diesen Glauben habe er in seiner bisher neunmonatigen Amtszeit in zahlreichen Begegnungen wahrgenommen. Beispielhaft nannte er einen "normalen Gottesdienst", in dem ein 80-Jähriger seinem Nachbarn von der Pflege seiner an Demenz erkrankten Frau erzählte. Rekowski: "Sozusagen Seelsorge in der Bankreihe." Zum Beispiel Förderung, Lebenshilfe, Stärkung in der Schule für Circuskinder. Zum Beispiel situationsgerechte Begleitung durch Notfallseelsorge und Studierendenarbeit. Diakonie, "leidenschaftlicher Einsatz für mehr Gerechtigkeit" vor allem im Blick auf die Folgen der Globalisierung.

Außerdem betonte der Präses, dass die Ökumene im Koordinatensystem der Kirchenleitung ein wichtiger und fester Punkt ist. Vorgänge wie Limburg zeigten, dass die Kirchen überkonfessionell in Haftungsgemeinschaft genommen würden. Dass "die Kirchen" als "die Kirche" wahrgenommen werden. Rekowski: "Wir können uns dagegen sträuben, aber so ist es nun einmal." Um so mehr sei Einheit in Zeugnis und Dienst geboten.

Was die weitere Entwicklung der Kirche angeht, sprach sich Rekowski für eine Stärkung der Außenwirkung und möglichst geringe Betriebsausgaben aus. Die Kirche müsse sich möglichst breit aufstellen, um den verschiedenen Menschen möglichst unterschiedliche Zugänge zu bieten, bekräftigte er. Und skizzierte noch einmal seine Vorstellungen von einer "diasporafähigen Kirche" und einer "Kirche mit leichterem Gepäck". Er wünscht sich eine "Kirche, die über sich selbst hinauswächst"

Quelle: ekir.de / Anna Neumann / 02.12.2013

 

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