Kurzmeldungen




Kirche ist politisch – vom Evangelium her

Katrin Göring-Eckardt: Reformation hat die Welt von kirchlicher Bevormundung befreit

Jahr der Politik: Katrin Göring-Eckardt in der Bielefelder Süsterkirche Foto: EKvW

BIELEFELD/WESTFALEN. Die Kirche kann und soll sich in Politik und Gesellschaft einmischen, aber nicht als moralische Instanz, die andere bevormundet. Dafür hat sich Katrin Göring-Eckardt am Dienstag (4.2.) in Bielefeld ausgesprochen.

Die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag sprach auf Einladung der Evangelischen Kirche von Westfalen zum Themenjahr 2014 „Streitbar. Reformation und Politik“.
„Kirche muss politisch sein, Offenheit und Dialog mit der Welt sind unerlässlich. Aber Kirche soll nicht Politik machen. Politisch sein für Kirche geschieht aus dem Evangelium heraus und nicht aus Parteiprogrammen. Das ist der wesentliche Unterschied“, sagte Göring-Eckardt.

Von kirchlicher Bevormundung befreit

Weil die evangelischen Kirchen seit der Reformation vor 500 Jahren ihren Anspruch auf „Allzuständigkeit“ aufgegeben hätten, sei die Welt von kirchlicher Bevormundung befreit. Nur unter diesem Vorzeichen könne die Kirche öffentlich eine Rolle spielen: „Denn erst eine Kirche, die so frei geworden ist, hat unter den Bedingungen der Moderne die Chance, einflussreich zu sein.“

Dieser Einfluss, so die Politikerin, würde dem Gemeinwesen gut tun: „Unsere Gesellschaft wäre ärmer ohne diese Vordenkerin und Mahnerin, die Fehlentwicklungen bemerkt, reflektiert und benennt. Unsere Gesellschaft wäre ärmer ohne eine Kirche, die Freiheit im Letzten zu deuten versteht als Freiheit vom Tod, mit der alle Mächte dieser Welt ihre Schrecken verlieren.“

Einander Impulse geben

Christlicher Glaube und kirchliche Institutionen gehören nach Überzeugung von Göring-Eckardt zu den Voraussetzungen und Grundlagen der Demokratie. Gleichzeitig betonte die Referentin den klaren Unterschied zwischen Kirche und Politik: „Sie können und sollen einander Impulse geben, nicht mehr.“ Kirche solle sich allerdings wehren, wo sie auf geistlichen Beistand in Krisensituationen beschränkt wird oder gerade gut genug ist, für fehlendes staatliches Engagement im sozialen Bereich einzuspringen.

Kirche müsse leidenschaftlich ihre Stimme erheben „gegen alle Versuche, die den Menschen reduzieren wollen auf seine Arbeitskraft und sein Konsumverhalten, gegen eine bloß marktwirtschaftlich ausgerichtete Gesellschaftsordnung, die allein Glückseligkeit verheißt“. Katrin Göring-Eckardt, die vier Jahre Vorsitzende der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) war, plädierte für eine Kirche, die standhaft ist, „auch wenn ihr der Gegenwind ins Gesicht bläst“. Sie brauche Mut zu unbequemen Wahrheiten und müsse dem Zeitgeist immer wieder widersprechen – „wo es notwendig ist, nicht aber reflexartig“.

Politisches Denken und Frömmigkeit lassen sich nicht trennen

„Politisches Denken und persönliche Frömmigkeit lassen sich nicht trennen“, erklärte Präses Annette Kurschus, leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen: „Die Ehre Gottes und das Wohl der Menschen lassen sich nicht trennen.“

Auf dem Weg zum 500-jährigen Reformationsjubiläum 2017 steht das Jahr 2014 in der evangelischen Kirche unter dem Thema „Streitbar. Reformation und Politik“. Die Evangelische Kirche von Westfalen setzt sich 2014 mit dem Verhältnis zwischen Kirche und Politik in vielfältiger Weise auseinander.

Mehr Informationen: www.jahr-der-politik.de


Pressemeldung der EKvW, 5. Februar 2014
 

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