Kurzmeldungen




Demütig und revolutionär

Präses Annette Kurschus: Klarheit geht nicht ohne Konflikte

Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen. Foto: EKvW

WESTFALEN - Die evangelische Kirche soll „demütig und revolutionär“ sein und mit ihrer klaren Botschaft keine Konflikte scheuen. Dazu hat Präses Annette Kurschus am Montag (30.6.) aufgerufen.

„Nur wo es eine Position gibt, kann sich eine Gegenposition entwickeln; nur wo klare Worte gesagt werden, kann es Kontra und Widerworte geben“, erklärte die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen beim Jahresempfang der Kirchenleitung in Schwerte-Villigst.

Jede Art von echter Demut sei in Wirklichkeit revolutionär: „Von mir selbst absehen; meine eigenen Interessen und Vorteile hintan stellen; scheele Blicke riskieren, müdes Lächeln, echte Einbußen und Nachteile“.

Annette Kurschus beschrieb die eindeutigen Grundpositionen des Wortes Gottes: „Immer an der Seite der Armen und Schwachen; immer für den Frieden.“ Es sei parteilich für die Kleinen und Benachteiligten, grundsätzlich offen für die Fremden und Asylsuchenden und unbedingt für die Bewahrung der Schöpfung Gottes. Wenn Kirche in diesen Positionen klar auftrete, werde sie ebenso Zustimmung wie Ablehnung erfahren: „Da gibt es kein laues Dazwischen.“ Streit und Kontroversen seien der Preis dafür, dass Christen das alte Wort Gottes neu ernst nähmen und ihm in aktueller Situation treu bleiben wollten. 

Mit dem Wort und dem Willen Gottes sei die evangelische Kirche „womöglich ein wenig zu vorsichtig und zu zurückhaltend geworden“, sagte die Präses selbstkritisch. Dabei könne die Botschaft von Gottes Liebe Menschen überraschen, verblüffen, mitreißen und zum aufrechten Gang in die Zukunft befähigen – selbst dort, wo niemand etwas von der Kirche erwarte: „Im Evangelium steckt diese Kraft.“ Deshalb habe die Kirche „von einer Wahrheit zu reden, die wahrer ist als alles, was wir täglich erleben. Von dem einen Trost im Leben und im Sterben. Wer, wenn nicht wir, soll das alles in die Welt bringen?“

Neben den großen Veranstaltungen, an denen die Evangelische Kirche von Westfalen mitwirkt, sei es ebenso wichtig, im Kleinen präsent zu sein: „Überall da, wo Menschen tagtäglich ihr vermeintlich kleines und darin oft erstaunlich großes Werk tun: In den Gemeinden im ländlichen Raum, die immer mehr ausdünnen; an den strukturschwachen Orten, die kaum jemand im Blick hat; in den diakonischen und sozialen Diensten, die im Verborgenen geschehen.“

Einmal jährlich lädt die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Westfalen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Medien in das Tagungszentrum Haus Villigst ein. An dem Jahresempfang am Montag nahmen rund 230 Gäste teil.

 

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