Kurzmeldungen




Nachbarn im Frieden, nicht nur ein Traum

Alltag (im Norden) Israels

Nachbarn im Frieden nicht nur ein Traum: Juden und Palästinenser demonstrieren gemeinsam am Ortseingang von Abu Sinan, rund drei Kilometer entfernt von Nes Ammim.

ekir.de. „Natürlich sind die Herzen schwer“, schreibt aus dem Nahen Osten der rheinische Theologe Rainer Stuhlmann, Studienleiter in Nes Ammim in Israel. In Gedanken und Gebeten seien sie bei den Menschen in und um den Gazastreifen.

Und außerdem bei den Menschen in Syrien und Irak. Stuhlmann: „Unser Blick ist nicht beschränkt auf den Krieg in Gaza. In der ganzen Region ist der Teufel los.“ Zugleich konnte er schon während des Gaza-Kriegs aus Nes Ammim, aus dem Norden Israels, berichten: „Keine Panik!“ Allerdings kam der Gaza-Krieg dort nicht nur über Medienberichte an. Särge gefallener Soldatinnen und Soldaten kamen an. Auch in den Nachbarstädten Naharija und Evron.

Zur Stunde hält die zweite Feuerpause, in Kairo ringen die Konfliktparteien um eine Verlängerung der dreitägigen Waffenruhe, ferner um eine langfristige Konfliktlösung. In den vergangenen Wochen verzeichnete das Hotel von Nes Ammim Stornierungen von Europäern. Menschen aus der Region um Gaza nutzten die frei gewordenen Plätze, machten ein paar Tage Urlaub. Entgingen dem Raketen-Terror daheim.

Rainer Stuhlmann sagt, ihm liegt am Herzen und er appelliert an die Menschen in Deutschland, ihre geplanten Reisen nicht zu stornieren, nicht aufzuhören, nach Israel und Palästina zu reisen. „Die Sicherheitslage ist bis auf das Gebiet in und um den Gazastreifen in Israel und der gesamten Westbank nicht so, dass man sich hier nicht hin trauen könne.“ Anderslautende deutsche Medienberichte vermittelten ein schiefes Bild. Stuhlmann: „Die Menschen auf beiden Seiten brauchen die Besuche und Begegnungen mit Europäern – gerade jetzt.“

Nachbarn im Frieden

Gleichwohl blieb der Gaza-Krieg nicht unbemerkt im Alltag. Im Supermarkt eines palästinensischen Nachbardorfs wurde ein Plakat aufgehängt, nicht auf Arabisch, sondern auf Hebräisch stand dort zu lesen: Danke, dass Sie weiter bei uns kaufen. Eine Reaktion auf nationalistische Aufrufe, palästinensische Geschäfte zu meiden, wie Stuhlmann erläutert.

Nein, der Gaza-Krieg ist im Norden Israels nicht unsichtbar. Jüdinnen und Juden, Palästinenserinnen und Palästinenser stellten sich am 1. August einfach am Ortseingang von Abu Sinan, rund drei Kilometer entfernt von Nes Ammim, zur Demo zusammen. Ihre Plakate waren auf Arabisch und Hebräisch, berichtet Stuhlmann. Die gemeinsame Botschaft lautete: „Nachbarn im Frieden nicht nur ein Traum“.

Friedliche Koexistenz im Schatten der Bäume von Nes Ammim

Berührende Gegenerfahrungen in Nes Ammim, dem Ort für lokale Dialoggruppen. Das jährliche bilinguale arabisch-hebräische Sommerlager konnte trotz des Gaza-Kriegs stattfinden. Jüdische und palästinensische junge Erwachsene betreuten gemeinsam mehr als fünfzig Kinder. Stuhlmann: „Angesichts der Schlagzeilen jeden Tag ein anrührendes Bild friedlicher Koexistenz im Schatten unserer Bäume!“

Oder die beiden Köche in Nes Ammim. Der jüdische Koch, der sich um seine zwanzigjährige Tochter sorgt, die als Soldatin im Gazastreifen eingesetzt ist. Der palästinensische Koch übersetzt ihm die Nachrichten aus dem arabischen Sender Al Jasira, und wünscht sich, dass Palästinenser und Israelis eines Tages so friedlich miteinander leben „wie wir hier in unserer Küche“.Facebook, Twitter und Google+ einschalten

Quelle: ekir.de / neu, Foto: Rainer Stuhlmann / 13.08.2014

 

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