Bayreuther Pfarrer und der 1. Weltkrieg

Eine Veranstaltungsreihe beleuchtet die Rolle der Kirche in der oberfränkischen Stadt


Gemeinsam mit dem Evangelischen Bildungswerk und anderen Kooperationspartnern lädt die evangelisch-reformierte Gemeinde zu Vorträgen und einer Predigtreihe ein, die Licht in das Dunkel der Kriegsbegeisterung bringen soll.

Von Ende September bis Ende November findet im Kirchsaal der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Bayreuth ein Teil einer Veranstaltungsreihe zum Ersten Weltkrieg statt:

Kirche und Vaterland
Bayreuther Pfarrer und der Ausbruch des Ersten Weltkriegs

Bayreuther Pfarrer stellten den Ersten Weltkrieg als eine Prüfung Gottes dar und als eine Chance für das Kirchenvolk, wieder zum Glauben zurückzufinden.

Die säkularen Entwicklungen in den Jahren um die Jahrhundertwende hatten besonders die geistig-moralische Rolle der evangelischen Kirche im Staat erschüttert. Auch in Bayreuth erwartete man eine Bewährungsprobe für das deutsche Volk. Nur wenige Geistliche sahen die Schrecken des Krieges kommen und das Leid, das er auch für die Christen anderer Nationen bedeutete.

Montag, 29.09.2014, 19.30 Uhr
Evang.-Reformierte Kirche, Erlanger Str. 29, Bayreuth
Dr. Norbert Aas, Historiker, Bayreuth
Eintritt frei, Spenden erbeten
Evang.-Reformierte Kirche Bayreuth; Historischer Verein für Oberfranken; Frankenbund Bayreuth

 

Künstler schauen auf die Schrecken des Krieges
Der 1. Weltkrieg aus dem Blickwinkel der bildenden Kunst

Zwischen industriellem Größenwahn und dramatischen Sozialproblemen brodelte unter der Oberfläche des Kaiserreiches eine geistige Unruhe, die sich
in der Jugend- und Reformbewegung und im deutschen Expressionismus äußerte. Der Krieg wurde von vielen als „reinigendes Stahlgewitter“ herbeigesehnt.

Künstler wie Franz Marc, August Macke oder Otto Dix meldeten sich freiwillig zur Front. In Berlin erhoben Käthe Kollwitz und die „Novembergruppe“
mahnend ihre Stimme gegen den Krieg. Die Absurdität des Krieges machte sich 1916 bereits in der Gründung von DADA Luft, aus dem sich der Surrealismus entwickelte. Nach 1918 erschien vielen ein zweiter Expressionismus die einzig adäquate Ausdruckweise.

Und in den zwanziger Jahren wurden schon wieder gute Geschäfte mit den Kriegserinnerungen gemacht. Viele Künstlerinnen und Künstler aus dieser Zeit
sind in der Dr. Helmut und Constanze Meyer Kunststiftung im Kunstmuseum Bayreuth vertreten. Anhand ihrer Werke wird deutlich, wie sich Absurdität und Schrecken des Krieges in der Kunst manifestiert.

Mittwoch, 15.10.2014, 19.30 Uhr
Kunstmuseum, Altes Rathaus (Eingang Brautgasse),
Max-Str. 33, Bayreuth
Dr. Marina von Assel, Kunsthistorikerin,
Leiterin Kunstmuseum, Bayreuth
Eintritt frei, Spenden erbeten
Evang.-Reformierte Kirche Bayreuth

 

1914 – Theologie im Umbruch am Beispiel Karl Barth
Vortrag

Während 1914 Kirche und Theologie in nationaler Begeisterung und Verherrlichung des Krieges versinken, vollzieht der Safenwiler (Schweiz) Pfarrer Karl Barth in seinen Sonntagspredigten einen radikalen Umbruch in seinem Denken.

Er wendet sich nicht resigniert von der liberalen bürgerlichen Theologie ab, sondern beginnt das theologische Reden neu zu begründen. Er bricht nicht mit der (noch) triumphierenden Kirche, sondern entdeckt ihr Wesen neu als Gemeinschaft der Sünder. Die Sozialisierung hatte Friesken versprochen und marschierte mit an die Fronten – Karl Barth beantwortete diese tiefe Enttäuschung mit dem Eintritt in die Sozialdemokratische Partei.

In seinen Predigten Sonntag um Sonntag und in seinen biblisch-theologischen Studien entwickelte er sich zum führenden Kopf für die Bekennende Kirche und das Barmer Theologische Bekenntnis von 1934. Er wollte damit die Kirche und jeden Einzelnen dazu befähigen, allen totalitären Ansprüchen zu wiederstehen.

Donnerstag, 23.10.2014, 19.30 Uhr
Seminarraum im Hof, Richard-Wagner-Str. 24, Bayreuth
Dr. Jochen Fähler, Pfarrer i.R., Bayreuth
Eintritt frei, Spenden erbeten
Historischer Verein für Oberfranken; Evang.-Reformierte Kirche Bayreuth

 

Selig sind die Friedensstifter: 1914-2014
Friedenspredigten

„Drum auf! Zu den Waffen! Jedes Schwanken, jedes Zögern wäre Verrat am Vaterlande. ...Vorwärts mit Gott, der mit uns sein wird, wie er mit den Vätern war.“ Die Worte von Kaiser Wilhelm II. anlässlich der Mobilmachung fallen auf fruchtbaren Boden.

Landauf landab werden die ersten Kriegspredigten gehalten, die alle den gleichen Inhalt haben: Deutschland ist an diesem Krieg unschuldig, es ist überfallen worden und Gott ist aufseiten dessen, dem Unrecht geschieht. Erst mit der wachsenden Anzahl der Toten werden die Predigten nachdenklicher...

Heute werden bei uns keine Kriegspredigten mehr gehalten. Aber das Gedenken zum 1. Weltkrieg darf diese Tradition der religiösen Legitimation von Krieg nicht ausblenden. Friedenspredigten sollen gehalten werden – eben gerade, weil auch heute noch in vielen Teilen der Erde Gewalt, Krieg, Verfolgung und Unrecht herrschen. Denn der Gott der Christen ist ein Gott des Friedens.

Sonntag 09.11.2014, 10.00 Uhr
Prediger: Dr. Jürgen Wolff, Dipl.-Päd.

Sonntag 16.11.2014, 10.00 Uhr
Prediger: Dr. Jochen Fähler, Pfr. i.R.
Die „Wiederholung“ eines Projektes des wohl bedeutendsten reformierten Theologen Karl Barth vom 15.11.1914 in Safenwil / Schweiz

Sonntag 23.11.2014, 10.00 Uhr
Prediger: Simon Froben, Pfr.
Evang.-Reformierte Kirche, Erlanger Str. 29, Bayreuth

Eintritt frei, Spenden erbeten
Evang.-Reformierte Kirche Bayreuth

 

„Alles wie bei uns“
Texte aus Feldpostbriefen aus dem 1. Weltkrieg und Lieder vom Krieg

Während Kriegsberichterstattung meist jubelt, sprechen Feldpostbriefe eine andere Sprache. Deren Lesung gibt Aufschluss über das Geschehen an der Front und führt den Kriegsalltag vor Augen. Deutlich werden die Sorgen und Ängste der Soldaten, die – weit weg von der Heimat – in Briefen Kontakt zu ihren Familien suchen.

Einen aufwühlenden Kontrapunkt dazu setzen die den Militärdienst verherrlichenden Soldatenlieder und Volkslieder. Sie werden mit einer ungarischen Drehleier vorgetragen werden. „Alles wie bei uns...“ schreibt ein junger Theologiestudent Anfang November 1914 und berichtet, was er in Briefen gefallener französischer Soldaten gelesen hat.

Freitag, 14.11.2014, 19.30 Uhr
Evang.-Reformierte Kirche, Erlanger Str. 29, Bayreuth
Ulrike Bergmann, Sängerin und Musikerin, Marktbergel
Eintritt frei, Spenden erbeten
Historischer Verein für Oberfranken; Evang.-Reformierte Kirche Bayreuth


Quelle: Programm des Ev. Bildungswerks Bayreuth