Klimaschutz durch Wärmedämmung

Tagung: Im Spannungsdreieck von Denkmalschutz, Bauphysik und Behaglichkeit


Heinrich Mühlenmeier (links) leitete die Tagung mit den Fachleuten Stephanie Keinert, Christian Dahm und Heinrich Adriaans (von links).

Kreis Lippe/Bad Salzuflen/Wülfer-Knetterheide. Der Erhalt historischer Kirchengebäude und ihrer Kunstschätze, der Behaglichkeitswunsch der Gottesdienstbesucher und der Schutz des Klimas – mit den Möglichkeiten, diese drei Forderungen ins Gleichgewicht zu bringen, beschäftigte sich eine Fachtagung der Lippischen Landeskirche (Samstag, 20. September) im Gemeindehaus der ev.-ref. Kirchengemeinde Wülfer-Knetterheide.

Wie Denkmalschutz, Kunsterhalt und Bauphysik ausbalanciert werden können, erläuterten  Restauratorin Stephanie Keinert (Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Münster), Dipl.-Ing. Christian Dahm (EnergieAgentur.NRW, Wuppertal) und Dipl.-Ing. Heinrich Adriaans (Ingenieurgesellschaft für Bauwesen, Lage) den Vertretern lippischer Kirchengemeinden.

Heinrich Mühlenmeier, landeskirchlicher Umweltbeauftragter, leitete die Tagung. Die Andacht zum Auftakt hielt Landessuperintendent Dietmar Arends, der daran erinnerte, dass Inselstaaten der Südsee wegen der Klimaveränderung bzw. zu hoher CO2-Emissionen in ihrer Existenz bedroht seien.

Durch die Veranstaltung sollten die Verantwortlichen in den Kirchengemeinden dafür sensibilisiert werden, ihre Klimabilanz bei den Heizkosten zu verbessern, unter anderem durch Temperaturkorrekturen bzw. Dämmung der Gebäudehülle. Dieses Vorgehen beeinflusst allerdings die historische Bausubstanz und die Einrichtungsgegenstände in einem Kirchgebäude. Damit hier keine dauerhaften Schäden entstehen, sondern das Kulturgut weiterhin für die nächsten Generationen erhalten bleibt, gab es Ratschläge von Fachleuten. Heinrich Adriaans appellierte an die Gemeindevertreter: „Keine Angst vor der Wärmedämmung - auch nicht beim Sonderbauwerk Kirche!“

Wärmeschutz durch Verbesserung der Luftdichtung sei immer auch Feuchteschutz und trage durch Verringerung der Raumtemperaturschwankungen zu einer gleichmäßigen Luftfeuchte im Kircheninnern bei. Es gebe finanziell erschwingliche und relativ einfach zu bedienende Messgeräte, um die im Holz, insbesondere in Tragwerkskonstruktionen, vorhandene Feuchte festzustellen. Wenn, übers Jahr gesehen, die Messwerte kaum schwankten, dürfe der Kirchenvorstand beruhigt sein. Starke Schwankungen hingegen könnten zu Schimmel und anderen Feuchteschäden führen.

Auch Gewölbedämmungen seien möglich, sollten aber unter bauphysikalischen Gesichtspunkten und in Absprache mit Experten geplant werden. Ähnliches gelte für die immer individuell zu planende Erneuerung von Heizungen, um den Energiebedarf kirchlich genutzter Baudenkmäler zu senken. Adriaans: „Es gibt Kirchen und es gibt Heizungen. Aber es gibt nicht die für alle Bauwerke passende Kirchenheizung.“

Stephanie Keinert berichtete von ihren restauratorischen Aufgaben an Objekten aus Holz mit veredelten Oberflächen sowie an Leinwandgemälden und Tafelmalereien. Nahezu jeder Restaurierung, so Frau Keinert, müsse eine „Umfeldanalyse“ bzw. „Raumklima-Kontrolle“ vorangehen, denn der aus einer zu hohen Luftfeuchte resultierende Schimmelbefall sei das am häufigsten anzutreffende Schadenbild. Dies gelte auch für historische Orgeln.

Christian Dahm stellte u.a. einige praktische Lösungen vor, um die Behaglichkeit während der Gottesdienste in der kalten Jahreszeit sicherzustellen: Sisalteppiche, um Fußkälte zu vermeiden; kleine Bleche an Fenstersimsen, um Fallwinde umzuleiten und Glasabtrennungen, um während des Winters die zu beheizende Fläche in der Kirche zu verringern.


Pressemeldung der LL, 23. September 2014, verantwortlich: Birgit Brokmeier