Kurzmeldungen




Gottesfurcht verleiht Kraft zum Widerstand

Ökumenische Friedensdekade: Jugendgottesdienst in Hamm mit Präses Annette Kurschus

Widerstand gegen Unrecht, vor dem man oft die Augen verschließt – im Alltag, in der Umgebung und überall in der Welt. Foto: EKvW

HAMM/WESTFALEN - „Befreit zum Widerstehen“ war das Motto des Jugendgottesdienstes in der Jugendkirche Hamm, der am Sonntag (2.11.) die Ökumenische Friedensdekade in der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) eröffnet hat. Präses Annette Kurschus, leitende Theologin der EKvW, betonte in ihrer Predigt, dass die Gottesfurcht – der Respekt vor Gott – Mut und Kraft zum Widerstand gegen Unrecht verleiht.

Das verdeutlichte sie an der biblischen Geschichte vom Volk Israel in Ägypten: Auf Befehl des Pharao mussten alle männlichen Neugeborenen der Israeliten getötet werden. Zwei Hebammen widersetzten sich „aus Gottesfurcht“, so die biblische Überlieferung. Gottesfurcht öffne den Blick auf die Mitmenschen, sagte Präses Kurschus: „Mit einer Furcht, die größer und stärker ist als die Angst vor Menschen. Mit einer Furcht, die dazu befreit, die Angst anderer zu sehen und mutig zu handeln.“

Vorbild : Irene Sendler

Als Beispiel dafür nannte sie Irena Sendler, die in Polen während des Zweiten Weltkrieges über 2.500 jüdische Kinder vor der Verfolgung durch die Nazis gerettet hat. Irena Sendler, geborene Zyzanowska, versteckte die Kinder mit gefälschten Papieren in christlichen Waisenhäusern. Auch unter Folter gab sie die Namen der Kinder nicht preis.

Kraft zum Widerstand

Kraft zum Widerstand gegen Unrecht war auch das Thema einer Sprechszene, die Jugendliche vom Team der Jugendkirche Hamm um Pfarrerin Dr. Iris Keßner gestalteten. Es ging um Unrecht, vor dem man oft die Augen verschließt – im Alltag, in der Umgebung und überall in der Welt: „Wenn alle über meine Mitschülerin lachen, weil sie anders ist, schweige ich. Ich gehöre ja dazu. Wenn rechte Demos in Hamm veranstaltet werden, protestiere ich nicht. Ich werde ja nicht diskriminiert. Wenn Frauen und Mädchen massenhaft in dieser Welt vergewaltigt werden, finde ich das schlimm. Aber: Ich werde doch geachtet und beschützt.“ Die Beispiele mündeten in die Ermutigung, sich nicht mit dem Unrecht abzufinden, sondern gemeinsam etwas dagegen zu tun.

Versöhnungsarbeit leisten

Elisabeth Raiser, Vorsitzende von Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste (ASF), erläuterte das Anliegen der Organisation: Jugendliche gehen freiwillig in Länder, die im Zweiten Weltkrieg von Deutschland besetzt waren, aber auch nach Israel, um Versöhnungsarbeit zu leisten: „Wenn wir zu den Menschen hingehen und uns gegenseitig unsere Geschichten erzählen, wenn wir mit den andern einen Weg mitgehen und uns ihre Geschichte aneignen, dann können sich Vorurteile in Freundschaft und Liebe verwandeln.“

"Rassismus ist in Tschechien überall gegenwärtig"

Das hat zum Beispiel Pia Lüken erlebt, die für ASF im tschechischen Ostrava mit Roma-Kindern arbeitete. „Rassismus ist dort überall gegenwärtig“, berichtete sie. Aber: „Einige wenige Tschechen tun aktiv was dagegen. Sie leisten Widerstand gegen die große Masse und werden dafür selbst angefeindet.“ Jakob Güntter hat sich in Amersfort/Niederlande für Obdachlose engagiert und dabei „wunderbare Menschen kennengelernt“.

Ökumenische Friedensdekade

Die Ökumenische Friedensdekade findet seit 1980 jährlich statt. Kirchen verschiedener Konfessionen stellen an den zehn Tagen vor dem Buß- und Bettag besonders die Themen Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung in den Mittelpunkt. Der Eröffnungsgottesdienst für die Evangelische Kirche von Westfalen ist jedes Jahr an einem anderen Ort.

Fotos von der Eröffnung der Friedensdekade (11 Bilder)

Pressemeldung der EKvW, 2. November 2014

 

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