Kurzmeldungen




Spiritualität und soziale Arbeit für Christen untrennbar

Ratsvorsitzender und Auslandsbischöfin beim koptischen Papst in Kairo

Foto: Francisco Anzola / WikipediaCommons

EKD. Auf die bedeutsame Rolle der Christinnen und Christen für den Aufbau einer starken Zivilgesellschaft in Ägypten hat der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, nach der Rückkehr von einem viertägigen Besuch in Kairo hingewiesen.

Gemeinsam mit Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber und einer Ratsdelegation hatte Bedford-Strohm die dortige deutschsprachige evangelische Gemeinde sowie Einrichtungen der koptischen Christen in Ägypten besucht. Dabei waren sie auch mit Papst Tawadros II., dem Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Christen in aller Welt zusammengetroffen. Nach der Begegnung würdigte Bedford-Strohm dessen klares Bekenntnis zur untrennbaren Zusammengehörigkeit von Spiritualität und sozialer Arbeit der Kirche.

Beeindruckt zeigte sich der Ratsvorsitzende von den Anstrengungen der koptischen Hilfswerke in den armen Vierteln Kairos und den Dörfern auf dem Land. „Es zeugt von großer Tatkraft, wie wirkungsvoll Christen Bildungs- und Sozialarbeit für die gesamte ägyptische Gesellschaft betreiben“, sagte er dem Papst. Zuvor hatte die Delegation Projekte des diakonischen Zweigs der koptischen Kirche besucht, der von Brot für die Welt maßgeblich unterstützt wird – unter anderem in einem Viertel der Müllsammler in Kairo. Die Bischöfe und Ratsmitglieder verschafften sich einen persönlichen Eindruck von Kindergärten und Alphabetisierungskursen und trafen auf kirchliche Sozialarbeiter in Mütterberatung und Gesundheitsvorsorge, die unter schwierigsten Umständen ihr eigenes Schicksal und das ihrer Kinder zu verbessern suchen. Mit Aufklärungsmaß-nahmen setzen sich die Hilfswerke der koptischen Kirchen auch gegen die in Ägypten weit verbreitete Praxis der Genitalverstümmelung ein.

Bedford-Strohm äußerte seine Anerkennung dafür, wie die koptischen Christen „mit Visionen und Herzenswärme“, in großer Professionalität die Probleme ihres krisengeschüttelten Landes angingen. Die westlichen Kirchen könnten von koptischen Christen lernen, den „Erfahrungsraum Kirche“ für alle Generationen zu nutzen, „junge Menschen mit in den Glauben zu nehmen“, betonte Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber.

Die Delegierten hatten sich in Kairo auch über die Arbeit und die Entwicklung der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde informiert. Weil immer weniger Auslandsdeutsche ihre Familien mit in das unruhige Land nehmen, schrumpft die Gemeinde. „Für die verbliebenen rund 100 Mitglieder ist die Kirche umso wichtiger als Heimat in der Fremde, als Treffpunkt und Integrationsfaktor“, so Petra Bosse-Huber. Dem Pfarrerehepaar Stefan und Nadja El Karsheh gelinge es, zusammen mit einem sehr aktiven Kirchenvorstand, die Kirche zu einem spirituellen und sozialen Knotenpunkt für die Deutschsprachigen und ihre Angehörigen zu machen. Die Gemeinde ist Träger der traditionsreichen Deutschen Evangelischen Oberschule in Kairo, in der evangelische und muslimische Schüler gemeinsam im Fach Religion unterrichtet werden. Mit großem Erfolg, wie die Auslandsbischöfin im Gespräch mit Lehrerinnen und Schülern feststellen konnte: „Sie verstehen ihre eigene Religion besser, weil Sie sie den anderen erklären müssen.“

Die EKD-Delegation war am Montag aus Ägypten zurückgekehrt und wird dem Rat der EKD auf dessen Sitzung vom 12. bis 13. Dezember in Hannover von den Gesprächen in Kairo berichten.

Hannover, den 9. Dezember 2014
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt

 

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