Kurzmeldungen




Synode im Rheinland: Wie Gott zur Welt kommt

Meldungen von der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland

Haushaltskonsolidierung - Gott wird erkennbar im Nächsten, etwa in jenem Muslim, der in Paris 15 Juden rettete - islamischer Religionsunterricht im Saarland - Satire ist nicht Gotteslästerung, Mord ist Gotteslästerung - 40 Jahre Frauen im Pfarramt etc.

aktuelle Meldungen / Live-Stream:
www.ekir.de/landessynode

Präses Rekowski spricht am Montag bei Kundgebung gegen „Dügida“

Versammlung des Bündnisses „Düsseldorfer Appell“ für Toleranz

Bei der Kundgebung des Bündnisses „Düsseldorfer Appell für Vielfalt und gegen Ausgrenzung“ wird am Montag, 19. Januar, Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, zu den Rednern zählen. Die Düsseldorfer Superintendentin Henrike Tetz hatte zur Teilnahme an der Versammlung ab  18.30 Uhr vor dem DGB-Haus an der Friedrich-Ebert-Straße 34 aufgerufen, um gegen das Auftreten der „Dügida“ zu demonstrieren, einen Ableger der Dresdener Pegida, die mit rechtsextremen und nationalistischen Parolen auftritt. Das Motto der Kundgebung des Düsseldorfer Appells lautet „Mit rheinischer Toleranz gegen Ausgrenzung und Hass“.

Der Düsseldorfer Appell, gegründet in den 1990-er Jahren, besteht aus unter anderem aus Ratsfraktionen, Gewerkschaften, kulturellen und kirchlichen Organisationen. Sprechen wird am Montag neben Präses Rekowski auch die NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann.

 

Theologisches Thema erinnert an den Kernauftrag der rheinischen Kirche

Landessynode kam ins Gespräch über das Thema „Wie Gott zur Welt kommt“

„Wie Gott zur Welt kommt“ lautete das theologische Thema der Landessynode in Bad Neuenahr. Angesichts der großen Themen dieser Synode – von der Haushaltskonsolidierung über die angemessene Reaktion auf Terroranschläge und die Situation der Flüchtlinge bis hin zu Änderungen von Kirchengesetzen und der Kirchenordnung – diene das Thema der Selbstvergewisserung und rücke „unseren Auftrag ins Zentrum“, sagt Vizepräses Christoph Pistorius. Es „erinnert an den Grund unserer Hoffnung und die Quelle unserer Freude“, so Pistorius weiter. Gehe es doch um den Kernauftrag, wenn die Synode darüber spricht, wie Gott zur Welt kommt.

Wichtige Impulse für das Gespräch über Gottes Menschwerdung erhielt die Landessynode durch zwei Vorträge, die auch die Ergebnisse der aktuellen, fünften EKD-Erhebung zur Kirchenmitgliedschaft aufgriffen. Was die Welt unter Gott versteht, beleuchtete der Wuppertaler Theologieprofessor Dr. Hellmut Zschoch unter dem Stichwort „Gotteshorizonte“. Es seien vor allem die vertrauensvollen Beziehungen in der Familie, die Platz für die Rede von Gott bieten, sagte Zschoch. So könnten sich vier Fünftel der Evangelischen vorstellen, mit ihren Ehepartnern über den Sinn des Lebens zu reden. Mit einem Gespräch über religiöse Themen unter Kirchenmitgliedern, Nachbarn oder Kolleginnen und Kollegen könnten sich dagegen nur wenige anfreunden.

Zugleich seien traditionelle Glaubensformeln nicht zu unterschätzen, meinte Zschoch. Das zeige der deutliche Zuspruch, den christliche Bekenntnissätze in der EKD-Erhebung erhalten haben.

„Was hat die klassische Sündenlehre mit dem Jugendstrafgericht zu tun?“

„Über wen redet die Kirche, wenn sie von Gott spricht?“, fragte die Bonner Theologin Dr. Cornelia Richter. Über jemanden, der „mit uns ist, wenn wir uns auf den Weg ins Leben machen“, sagte Richter und sprach über das Gepäck, das Christinnen und Christen dabei mitnehmen. Weil theologische Sprache immer abhängig ist von den Vorstellungen der Zeit, in der sie geprägt wurde, brauche es theologische Bildung, um zu verstehen, woher Spitzensätze des Glaubens stammen und wie sie sich entwickelt haben. Zugleich müsse der Blick immer auch auf die aktuellen Symbole, die Menschen nutzen, gerichtet werden – beispielsweise „auf die Amulette, Steine und Kristalle, Sterne, Engel und es was sonst so gibt“, wie Richter unter Anspielung auf die EKD-Mitgliedsuntersuchung sagte.

Allzu leicht verstecke sich christlicher Glaube noch hinter seinen Formeln, statt das in ihnen steckende Potenzial zu entfalten. „Theologische Bildung heißt heute, unsere klassischen Glaubenssätze an der Seite kirchlichen Handelns konkret werden zu lassen“, sagte sie. Zwei ihrer Beispiele: „Was hat die klassische Sündenlehre mit dem Jugendstrafgericht zu tun? Gibt es eine theologische Deutung von Aggression?“ Dazu sollte Kirche aber ihre Zaghaftigkeit im Umgang mit dogmatischen Fragen ablegen und sich auf „den Geist des Unbekannten“einlassen.

Die Impulsreferate von Prof. Dr. Hellmut Zschoch und Prof. Dr. Cornelia Richter sind im Internet abrufbar:
http://www.ekir.de/www/downloads/Impulsreferat_Gotteshorizonte_von_Professor_Zschoch.pdf

 

Rheinische Kirche stellt eine Million Euro für die Flüchtlingsarbeit zur Verfügung

Landessynode fordert neue Flüchtlingspolitik und mehr Aufnahmen

Deutschland und Europa sollen mehr Flüchtlinge aus humanitären Gründen als bisher aufnehmen. Dafür hat sich die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland heute in Bad Neuenahr ausgesprochen und dies mit der Forderung nach einer grundsätzlichen Neuausrichtung der europäischen Flüchtlingspolitik verbunden. Zugleich beschloss das oberste Leitungsgremium der rheinischen Kirche, in diesem Jahr zusätzlich eine Million Euro für die Flüchtlingsarbeit zur Verfügung zu stellen.

„Das tägliche Sterben an den EU-Außengrenzen ist eine Schande für Europa. Das Sterben an unseren Grenzen darf um Gottes Willen nicht sein!“, heißt es im jährlichen Bericht zur Flüchtlingsproblematik an den EU-Außengrenzen, der der Synode bereits zum fünften Mal vorgelegt wurde. Kirchenrat Rafael Nikodemus betonte bei der Einführung ins Thema: „Die europäische Flüchtlingspolitik ist gescheitert.“ Er verwies auf das massenhafte Sterben im Mittelmeer und das nicht funktionierende System, nach dem die Flüchtlinge verteilt werden. „Das bringt auch viele humanitäre Notlagen mit sich.“

Die Landessynode fordert, die Defizite dieses Systems zu beseitigen und Maßnahmen zum Schutz von Flüchtlingen umzusetzen: So sollen Familien mit Kindern und Schwangeren die Möglichkeit haben, ihr Asylverfahren hier durchzuführen und während der Dauer des Verfahrens hierzubleiben. Familien sollen ihr Asylverfahren gemeinsam in Deutschland durchführen können. Außerdem soll die Abschiebung von Flüchtlingen nur in die Länder möglich sein, die menschenrechtliche Standards im Umgang mit Flüchtlingen erfüllen. „Für die Menschen, die als Flüchtlinge und Asylsuchende nach Europa gelangen, brauchen wir ein gerechtes neues Gesamtkonzept der Flüchtlingsaufnahme in Europa“, fasste Nikodemus zusammen.

Nikodemus verwies auf die Vorlage, in der den vielen Ehrenamtlichen gedankt wird, die sich in der Flüchtlingsarbeit in den Gemeinden engagieren: „Gerade im Angesicht von Pegida stünden wir als Gesellschaft schlechter da, wenn wir dieses Engagement in der Breite nicht hätten.“ Bei der Verteilung der Sondermittel sollen die Stärkung der ehrenamtlichen Arbeit und ihre Verzahnung mit der professionellen Flüchtlingsberatung berücksichtigt werden. „Wir wollen das Geld für die Stärkung ehrenamtlicher Arbeit und professioneller Flüchtlingsarbeit nutzen“, so Nikodemus. Zudem sollen regionale kirchlich-diakonische Einrichtungen bei der Verfahrensberatung in Erstaufnahmeeinrichtungen unterstützt werden. Bereits im vergangenen Jahr hatte die rheinische Kirche 500.000 Euro für die Flüchtlingsarbeit in der eigenen Kirche und an den EU-Außengrenzen zur Verfügung gestellt.

 

Naturwissenschaftler: Glauben zu können ist lebensnotwendig und unverfügbar

Physikprofessor hielt auf der Landessynode Andacht zu Gottesbildern

Wie die modernen Naturwissenschaften unser Bild von Gott beeinflussen hat der emeritierte Physikprofessor Dr. Jürgen Schnakenberg in einer Andacht vor der Landessynode dargelegt. Wie einst das Gottesvolk in der Babylonischen Verbannung sich Gott fern fühlte, so empfänden viele Menschen heute, in einer gottlosen Welt zu leben. Das gewohnte Glaubensgebäude erscheine von den Naturwissenschaften zerstört. Nicht mehr Gott werde als der Lenker der Welt angenommen, „sondern die Naturgesetze sind es“, sagte Schnakenburg in seiner Andacht, die das theologische Thema der Synode „Wie Gott zur Welt kommt“ aufnahm.

Für Schnakenburg ist das heutige, naturwissenschaftlich geprägte Weltbild jedoch kein Grund, die Gottessuche aufzugeben. Im Gegenteil, die modernen Naturwissenschaften gäben Anlass, ganz neu nach Gott zu suchen. Und zwar “nicht in einem transmateriellen Jenseits, auch nicht im Kosmos beim Urknall“, sondern in uns selbst. „Gottes Ort sind wir“, sagte Schnakenburg.

Es gelte, die Welt in die wir hineingestellt sind, als unsere Welt anzunehmen und Gott dort zu suchen. Die Botschaft an die Christen heute laute: „Nehmt das an, was an wissenschaftlicher Erkenntnis errungen wurde und tragt Verantwortung dafür, statt euch als Verfolgte zu fühlen“, so Schnakenburg. Wenn Martin Luther feststelle Glaube sei eine Gnade, die uns unverfügbar gegeben sei, dann entspreche das der Erkenntnis der modernen Soziobiologie und der Hirnforschung über den Ursprung der Religiosität. Glauben zu können wohnt aus Sicht dieser Forscher dem Menschen inne, sei damit lebensnotwendig und unverfügbar. Deshalb gelte auch Albert Schweitzers Wort von der Wirksamkeit des Gebets. Gebete veränderten Menschen und Menschen veränderten die Welt. 

Rheinische Kirche sucht bis zu 50 neue Theologinnen und Theologen pro Jahr

Landessynode plant für das Jahr 2030 mit 1000 Pfarrstellen

1000 Pfarrstellen, dieses Ziel hat sich die Landessynode der rheinischen Kirche für das Jahr 2030 gesetzt. Um es zu erreichen, sollen 50 Personen pro Jahr in ein öffentlich-rechtliches Dienstverhältnis übernommen werden. Damit möchte die Landessynode sicherstellen, dass auch künftig Pfarrstellen in einem ausreichenden Maße besetzt werden können.

In den kommenden Jahren stehe die rheinische Kirche vor einem „dramatischen Rückgang“ bei den Pfarrerinnen und Pfarrern, da die geburtenstarken Jahrgänge das Ruhestandsalter erreichen und die Lücken durch den derzeitigen Nachwuchs nicht gefüllt werden könnten, sagte Vizepräses Christoph Pistorius. Ohne Gegenmaßnahmen werden nach einer Hochrechnung der Personalabteilung im Landeskirchenamt ab 2030 nur noch rund 530 Pfarrstellen besetzt werden können. Derzeit gibt es in der rheinischen Kirche rund 1900 Pfarrstellen, 20 ausgebildete Theologinnen und Theologen kommen pro Jahr in den Pfarrdienst. Mit der Zielzahl von 1000 Stellen und 50 Neuzugängen pro Jahr habe sich die rheinische Kirche nach einem langen Beratungsprozess jetzt klar positioniert. „Mit diesen Zahlen können wir gut unterwegs sein“, sagte Pistorius, der die Abteilung Personal im Landeskirchenamt leitet.

Die Landessynode hat zugleich den Weg geöffnet für weitere Zugänge zum Pfarramt in der rheinischen Kirche. Dazu gehört etwa die Möglichkeit eines Quereinstiegs. Mit einer Fülle von Maßnahmen will sie zudem junge Menschen für das Theologiestudium gewinnen. „Wenn jeder Kirchenkreis eine Person pro Jahr gewönne, dann ergäben das bereits 38 junge Menschen“, sagte Dr. Volker Lehnert, der Personaldezernent der rheinischen Kirche. Mit den weiteren Zugangsmöglichkeiten sei die Zahl von 50 Neuzugängen ins Pfarramt immer noch ein ambitioniertes, aber kein utopisches Ziel mehr.

Mit ihrer Entscheidung, eine Zielzahl von 1000 Pfarrstellen festzulegen, steht die Landessynode zugleich vor der Aufgabe, das Verhältnis von Gemeinde- und Funktionspfarrstellen neu zu bestimmen. Das soll auf der kommenden Synode geschehen. Zwischen beiden Formen des Pfarrdienstes soll auch weiterhin eine angemessene Relation bestehen, sagt die Synode.

Zu Beginn der Verhandlung über die Zielzahl für die Pfarrstellen hatte Personaldezernent Dr. Lehnert im Namen des Innerkirchlichen Ausschusses die mehr als 400 Personen angesprochen, denen die rheinische Kirche in den 80er und 90er Jahren trotz eines zehnjährigen Sonderdienstes keine Anstellung habe bieten können. Der Ausschuss sei sich der „schmerzlichen Ambivalenz“ bewusst, wenn die Landessynode jetzt erneut verstärkt um den theologischen Nachwuchs werbe.

 

Dr. Barbara Schwahn wird neues nebenamtliches Mitglied der Kirchenleitung

Rheinische Landessynode wählte heute Düsseldorfer Pfarrerin

Die Düsseldorfer Pfarrerin Dr. Barbara Schwahn wird neues nebenamtliches Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die Landessynode wählte die 49-Jährige am Nachmittag bei ihrer jährlichen Tagung in Bad Neuenahr. Auf sie entfielen 112 Stimmen. Ihre Gegenkandidatin, die Mülheimer Pfarrerin Bettina Roth, erhielt 88 Stimmen.

Dr. Barbara Schwahn (49) absolvierte 1995/96 ein Spezialvikariat bei der Kommission für Glaube und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf. Von 1996 bis 2000 war sie Pfarrvikarin und Pfarrerin in Höhr-Grenzhausen (Evangelische Kirche in Hessen und Nassau). Nach dem Erziehungsurlaub wurde sie November 2003 Pfarrerin in Düsseldorf-Eller. Seit 2009 ist Barbara Schwahn stellvertretendes nebenamtliches Mitglied der Kirchenleitung. In dieser Funktion hat sie das Mandat von Superintendent Rolf Breitbarth aus Wülfrath seit dessen Ausscheiden im vergangenen April wahrgenommen. Seit Dezember 2010 ist sie Skriba des Kirchenkreises Düsseldorf und Leiterin der Abteilung Seelsorge im Kirchenkreis Düsseldorf und mit einem 25-Prozent-Stellenanteil Pfarrerin in Düsseldorf-Eller.

Das neue Mitglied der Kirchenleitung wird am Sonntag, 1. März, in einem Gottesdienst in der Düsseldorfer Johanneskirche in sein Amt eingeführt. Frau Dr. Schwahn ist in die laufende Amtszeit gewählt, die bis 2017 dauert.

Die Landessynode ist das oberste Leitungsgremium der rheinischen Kirche. Sie tritt in der Regel einmal im Jahr zusammen. In den Zeiten, in denen die Landessynode nicht tagt, führt ihr Präsidium unter dem Titel „Kirchenleitung“ die Geschäfte. In der Kirchenleitung, der Präses Manfred Rekowski vorsitzt, ist zurzeit ein Platz unbesetzt. Normalerweise hat sie 16 Mitglieder.

 

Landessynode beschließt Sparpaket zur Haushaltskonsolidierung

Kürzungen von rund 11,3 Millionen / Lob für den Beratungsprozess

Die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland hat ein Sparpaket in Höhe von rund 11,3 Millionen Euro zur Konsolidierung des landeskirchlichen Haushalts mit großer Mehrheit ohne Gegenstimmen bei vier Enthaltungen beschlossen. Damit soll das strukturelle Defizit im landeskirchlichen Haushalt bis zum Jahr 2018 abgebaut werden. Dabei geht es nicht um die Haushalte der Kirchengemeinden, die sich finanziell selbst verwalten, sondern um übergreifende Aufgaben der landeskirchlichen Ebene, die aus einer Umlage von 10,1 Prozent der Kirchensteuereinnahmen finanziert werden. Die Synode, das oberste Leitungsgremium der rheinischen Kirche, folgte den von der Kirchenleitung vorgelegten Vorschlägen zur Haushaltskonsolidierung* ohne substanzielle Veränderungen.

Hausaufgaben: Neue Konzepte zur Synode 2016 vorlegen

Superintendent Dr. Bernhard Seiger, Vorsitzender des Ausschusses für Haushaltskonsolidierung, machte in seiner Einbringungsrede deutlich, dass es um „das verantwortliche Umgehen mit dem uns anvertrauten Geld“ gehe. „Wohl noch nie“, so Seiger, „ist ein so komplexer Beteiligungsprozess in unserer Landeskirche so differenziert organisiert worden“. Die Kirchenleitung hatte ihre ersten Vorschläge, die im September 2014 veröffentlicht wurden, bewusst in Dialogveranstaltungen unter der Überschrift „Kirchenleitung im Gespräch“ an mehreren Orten der rheinischen Kirche erläutert und diskutiert. Ergebnis auch dieses Austauschs waren die modifizierten Vorschläge, die jetzt entsprechend beschlossen wurden. An den Stellen, an denen entsprechend dieser Vorschläge neue Konzepte entstehen müssen, sollen die endgültigen Beschlüsse darüber bei der Landessynode 2016 fallen.

Offener Umgang mit Fehlern

Der Ausschussvorsitzende, der Superintendent des Kirchenkreises Köln-Süd ist, ging in seiner Einbringungsrede auch auf Schwierigkeiten im breit angelegten Beratungsprozess ein: „Es gab einen Bereich, in dem die Zuständigen eines Fachgebietes im Vorfeld nicht angemessen beteiligt waren. Dies betrifft den Bereich der Jugendarbeit. Die Delegiertenkonferenz der Evangelischen Jugend hat sich diesbezüglich im September letzten Jahres klar und kritisch zu Wort gemeldet, 19 Kreissynoden haben das Anliegen aufgenommen. Der Präses hat diesen Kommunikationsfehler gegenüber den Betroffenen eingeräumt, und es ist durch den jetzigen Beschlussvorschlag sicher gestellt, dass die Evangelische Jugend im Rheinland an der Konzeptionsaufgabe im Jahr 2015 eng beteiligt wird. Damit ist der Wunsch der Delegiertenkonferenz auf Beteiligung aufgenommen, die Vielfalt evangelischer Jugendarbeit im Rheinland soll bei der Gestaltung der künftigen Jugendarbeit erhalten bleiben, aber Einsparungen muss auch dieser Bereich erbringen.“

Wenn die Beschlüsse dann einmal umgesetzt seien, wünsche er sich fünf Dinge, schloss Dr. Bernhard Seiger seine Rede, darunter: „Dass es uns gelingt, die Zusammenhänge vernünftig zu erklären und zu sagen, dass alle diese Maßnahmen letztlich dazu dienen, auch künftig eine vitale und aktive evangelische Kirche und ein wichtiger gesellschaftlicher Player in unserem Land zu sein.“

 

Rheinische Landessynode zu den Terroranschlägen: „Gerade jetzt gemeinsam!“

Gemeinsames Engagement von Christen, Juden und Muslimen betont

„Gerade jetzt gemeinsam!“ Mit einem Bekenntnis zu Toleranz, weltanschaulicher und religiöser Pluralität und Dialog zwischen den Religionen hat die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland auf die Terroranschläge in Paris reagiert: „,Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem’ (Römer 12,21). Diese Aufforderung verpflichtet uns. Wir werden Hass nicht mit Hass beantworten und für gewaltfreie Konfliktlösungen eintreten. Wir wenden uns gegen Diskriminierung, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus und betonen das gemeinsame Engagement von Christen, Juden und Muslimen für Gerechtigkeit und ein friedliches Zusammenleben in unseren Gesellschaften“, heißt es in einem „Wort der Synode“, das das oberste Leitungsgremium der rheinischen Kirche am Nachmittag verabschiedete.

Weiter heißt es: „Im christlich-muslimischen Dialog unserer Kirche sind über viele Jahre verlässliche Beziehungen gewachsen. Viele Gemeinden stehen seit langem in engem Kontakt mit ihren muslimischen Nachbargemeinden. Sie arbeiten daran, dass Kinder und Jugendliche Annahme und Wertschätzung erfahren und ihren Platz in dieser Gesellschaft finden. Wir danken allen Menschen, die sich für ein gutes Miteinander in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, in Schulen und Kindertagesstätten und in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen engagieren. Wir erleben, dass es in erster Linie die persönliche Begegnung ist, die ein friedliches Zusammenleben ermöglicht und sich auch in Krisen bewährt. Wir ermutigen alle Menschen in unserer Kirche, bestehende Kontakte zu den muslimischen Gemeinden zu vertiefen, Begegnungen zu suchen und sich den Herausforderungen zu stellen – gerade jetzt gemeinsam.“

Die Terroranschläge in Paris hat die Synode mit Erschrecken und Empörung wahrgenommen: „Die Brutalität dieser Verbrechen macht uns Angst. Die kriminellen Taten, ihre religiöse Begründung und ihre extremistischen und antisemitischen Motive fordern uns heraus. Diese Gewalt mitten in Europa richtet sich gegen das Selbstverständnis unserer offenen und religiös pluralen Gesellschaften. Sie zielt bewusst darauf ab, deren Freiheit zu zerstören. Wir beklagen, dass Menschen, die zu unseren Gesellschaften gehören, sich zu solchen Taten verleiten lassen. Wir fühlen uns verbunden mit den muslimischen Gemeinden, die genauso fassungslos vor diesem Geschehen stehen.“

Der vollständige Text „Gerade jetzt gemeinsam!“ wird auf der Internetseite www.gerade-jetzt-gemeinsam.de freigeschaltet. Vorerst ist er hier abrufbar: www.ekir.de/url/Tbp

 

Rheinische Kirche: Seit 40 Jahren sind Frauen im Pfarramt gleichberechtigt

Heute eröffnete Ausstellung erzählt von „Pionierinnen im Pfarramt“

Seit 40 Jahren sind Frauen im Pfarramt in der Evangelischen Kirche im Rheinland gleichberechtigt. Die lange Geschichte bis zu ihrer rechtlichen Gleichstellung erzählt eine Ausstellung unter der Überschrift „Pionierinnen im Pfarramt – 40 Jahre Gleichstellung von Frauen und Männern in der Evangelischen Kirche im Rheinland“. Im Januar 1975 hatte die damalige Landessynode den Zugang für die Theologinnen zu allen geistlichen Ämtern freigemacht. Heute wurde die Ausstellung am Rande der diesjährigen Landessynode der Öffentlichkeit vorgestellt.

„Dass in unserer Kirche Pfarrerinnen, Superintendentinnen, Oberkirchenrätinnen geistliche Leitungsämter wahrnehmen, ist inzwischen selbstverständlich. Und sie sind nicht mehr wegzudenken: Ohne die Pfarrerinnen wäre heute schon ein Drittel der Stellen unbesetzt – in Zukunft noch mehr“, sagte Vizepräses Christoph Pistorius bei der Ausstellungseröffnung in Bad Neuenahr: „Wir brauchen Männer und Frauen in der Kirche – in allen Bereichen.“ Es sage etwas Wesentliches über die rheinische Kirche aus, dass in ihr Frauen und Männer gleichberechtigt mitarbeiteten. „Dass dies erst seit 40 Jahren in vollem Umfang so ist, ist erschreckend und beschämend“, erklärte Pistorius. Viel zu lange hätten männliche Amtsträger ihre Domäne gegen Frauen mit gleicher Ausbildung und Qualifikation verteidigt – ein Aspekt, den die Ausstellung nicht verschweige.

Den langen Weg der Theologinnen ins Pfarramt erläuterte Kirchenrätin Dr. Dagmar Herbrecht, die die Ausstellung gemeinsam mit einem Team aus Mitarbeitenden des Archivs, der Genderstelle, der Abteilung für Theologie und dem Arbeitsbereich Kommunikation zusammengestellt hat. Es habe viele Zwischenschritte und auch Rückschritte bei dieser Entwicklung gegeben, die uns heute so selbstverständlich erscheine. „Sie ist in Wahrheit aber historisch jung und auch in ökumenischer Perspektive etwas Besonderes“, so die Leitende Dezernentin für Theologie und Verkündigung der rheinischen Kirche.

Die Ausstellung besteht aus 17 großformatigen Tafeln. Sie schlägt einen Bogen von 1908, als die ersten Frauen in Preußen zum Studium an der Universität zugelassen wurden, bis zu ihrer rechtlichen Gleichstellung 1975. Anhand von historischen Dokumenten, einer Chronologie und beispielhaften Lebensbildern wird beleuchtet, wie Theologinnen gegen große Widerstände der Amtskirche ihren Weg ins Pfarramt erkämpften. Geschildert wird zum Beispiel der Werdegang von Pfarrerin Gisela Vogel, die 1981 die erste Landeskirchenrätin und 1987 erste Oberkirchenrätin der rheinischen Kirche wurde. Sie habe sich schwer getan, aus der von ihr geliebten Gemeindearbeit ins Landeskirchenamt zu wechseln, berichtete die Oberkirchenrätin i. R. bei der Ausstellungseröffnung. „Aber ich habe erkannt, es war die Stunde, in der wir als Frauen diesen Schritt gehen mussten.“

„Wir sind stolz darauf, dass wir Frauen in allen Ämtern haben“, so Irene Diller von der Genderstelle der rheinischen Kirche, „aber es liegt auch noch ein gutes Stück Weg vor uns zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern. Wir brauchen Vielfalt, damit unsere Kirche lebendig bleibt. Wir brauchen mehr Frauen in Leitungspositionen, mehr Männer in den Ehrenämtern, so wie wir auch eine gute Altersdurchmischung und eine milieuübergreifende Arbeit brauchen.“

Die Ausstellung ist bis zum Freitag noch im Dorint-Kongresszentrum in Bad Neuenahr zu sehen. Anschließend wird sie beim Rheinischen Theologinnentag am 2. Februar in Köln und am 20. November beim Festtag der rheinischen Kirche im Haus der Kirche in Bonn gezeigt. Gegen Erstattung der Versandkosten kann sie auch ausgeliehen werden bei der Gender- und Gleichstellungsstelle der Evangelischen Kirche im Rheinland, Hans-Böckler-Straße 7, 40476 Düsseldorf, Telefon 0211/4562-680, E-Mail: gender@ekir.de

 

Benefizverkauf: Wein aus Nosislav hilft Seniorinnen und Senioren in Südmähren

Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder stellt Projekt auf Landessynode vor

Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) bieten auf der rheinischen Landessynode Wein aus Südmähren zum Verkauf an. Der Erlös soll einem diakonischen Projekt in der Evangelischen Kirchengemeinde Nosislav zugutekommen. In dem Weindorf bei Brno (Brünn) entsteht ein Haus für Betreutes Wohnen für ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen.

Das Projekt wird von Fachleuten der Diakonie der EKBB zusammen mit Ehrenamtlichen aus der Kirchengemeinde Nosislav durchgeführt. Die Gesamtkosten liegen bei rund 780.000 Euro. Sie werden zum Großteil durch die Europäische Union finanziert. Für den Eigenanteil der EKKB an den Baukosten fehlen noch rund 32.000 Euro (Stand November 2014). Da Nosislav ein Weindorf ist, entstand die Idee, das Projekt finanziell durch den Verkauf regionaler Weine zu unterstützen. Winzer aus dem Ort stellten dafür der Kirchengemeinde Nosislav Wein zu einem Vorzugspreis zur Verfügung. Außerdem übernehmen Ehrenamtliche den Verkauf. Das ermöglicht, dass von jeder verkauften Flasche Wein vier Euro in das Projekt fließen können.

„Die Idee zum Weinverkauf entstand vor drei Jahren in unserer Kirchengemeinde“, berichten Pfarrer Ondrej Macek und Diakonie-Mitarbeiterin Lenka Svobodová. „Wir hoffen, dass wir alle 350 Flaschen, die wir zur Landessynode mitgebracht haben, hier verkaufen können.“

Das neue Haus soll nach Angaben der EKBB zehn Einzel- und Doppelzimmer für Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit Behinderungen erhalten. Alte Menschen aus Nosislav können dort in ihrer gewohnten Umgebung ihren Lebensabend verbringen. Die Bauarbeiten haben im Sommer 2014 begonnen. Im Januar 2016 sollen die ersten Bewohnerinnen und Bewohner einziehen.

Den Wein aus Nosislav gibt es während der Landessynode im „Café Ökumene“ im Foyer des Dorint-Kongresszentrums.

Zum Hintergrund: Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) entstand 1918 durch die Vereinigung der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses und der Kirche Helvetischen Bekenntnisses. Ihre Wurzeln liegen in der böhmischen Reformation. Seit 2003 besteht ein Vertrag zwischen der EKD und der EKBB. Zur EKBB gehören knapp 96.000 Gemeindeglieder in mehr als 250 Gemeinden sowie die Deutschsprachige Evangelische Gemeinde Prag (DEGP). www.e-cirkev.cz

 

Hoffnung für Palästina ist kein bloßer Wunschgedanke, sondern gründet in Gott

Palästinensischer Pfarrer wirbt vor Synode für eine Theologie der Hoffnung

Eine Theologie der Hoffnung angesichts der trostlosen Situation in seiner palästinensischen Heimat hat der Theologe Dr. Yohanna Katanacho vor der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland vorgetragen. Diese Hoffnung sei kein bloßer Wunschgedanke, sondern gründe in Gott, der den Tod besiegt, die Kirche der Blutzeugen gegründet und der palästinensischen Christinnen und Christen zugesagt hat, mit ihnen zu sein.

In seiner Andacht zog Katanacho Parallelen zwischen der aktuellen Lage in Palästina und der tiefen Erschütterung nach der Zerstörung Jerusalems im sechsten vorchristlichen Jahrhundert, wie sie im biblischen Buch der Klagelieder Jeremias zum Ausdruck kommt. Dort heißt es etwa: „Wasserbäche rinnen aus meinen Augen über den Jammer der Tochter meines Volks. Meine Augen fließen und können’s nicht lassen, und es ist kein Aufhören da, bis der Herr vom Himmel herabschaut und darein sieht.“

Die Klage über ein scheinbar auswegloses Schicksal sei nicht mit Hoffnungslosigkeit zu verwechseln, sondern vielmehr zutiefst menschlich. „Lasst uns jedoch zusammen klagen und unsere Klage als Verpflichtung für Gerechtigkeit und Menschenwürde verstehen“, sagte Katanacho. Zugleich warb der Pfarrer der Baptist Church of Nazareth für eine Hoffnung, die auf die Gnade Gottes setzt statt auf Vergeltung. Diese Hoffnung erwachse nicht aus den politischen Umständen, sondern allein aus der göttlichen Perspektive des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung, wie sie etwa der Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth beschrieben habe. Und wenn Palästinenser, Deutsche und Juden sich dabei als Ebenbilder Gottes in dieser Hoffnung gemeinsam auf den Weg machten, seien sie auch in der Lage, sich zu ändern.

Dr. Yohanna Katanacho ist einer der Autoren des Papiers „Stunde der Wahrheit” / Kairos Palästina (2009), das sich als „ein Wort des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe aus der Mitte des Leidens der Palästinenser und Palästinenserinnen“, so der Untertitel, versteht. Wie die Andachtsautorin vom gestrigen Tag, Dr. Deborah Weissman, ist er maßgeblich an einem christlich-jüdischen Workshop beteiligt, den die rheinische Kirche gemeinsam mit der „Evangelisch lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land“ (ELCJHL) seit Jahren in Jerusalem organisiert und der auch in diesem Jahr fortgesetzt wird. Beide hat die rheinische Kirche zur diesjährigen Synode eingeladen, um an den wegweisenden Beschluss zur bleibenden Erwählung Israels von 1980 zu erinnern, mit dem die Landessynode vor 35 Jahren das Verhältnis von Christen und Juden auf eine neue Grundlage gestellt hat.

Satire ist nicht Gotteslästerung, Mord ist Gotteslästerung

Der rheinland-pfälzische Justizminister Prof. Dr. Gerhard Robbers hat die Synode der rheinischen Kirche dazu aufgerufen, bei der Aufnahme von Flüchtlingen intensiv zusammenzuarbeiten. Die zahlreichen Menschen, die in Deutschland und Rheinland-Pfalz Zuflucht suchten, „kommen aus Verzweiflung“, sagte Robbers in seinem Grußwort an die Landessynode, die bis zum Freitag in Bad Neuenahr tagt. Man müsse diesen verstörten und traumatisierten Menschen die Hand reichen. „Das ist unsere menschliche und das ist unsere christliche Aufgabe“, unterstrich Robbers. Kirche und Staat gemeinsam müssten ihnen Halt bieten und Perspektiven aufzeigen. Allein das Land Rheinland-Pfalz werde in 2015 noch einmal 15.000 Asylbewerber aufnehmen müssen. Die Kirchen seien bei dieser Aufgabe „verlässliche Partner“, sagte Robbers.

Robbers erinnerte auch an die Opfer der Terroranschläge von Paris. Es gelte zu verhindern, dass diese Taten missbraucht würden, um Stimmung zu machen gegen Flüchtlinge und Andersdenkende. Morde seien mit Religion nicht zu rechtfertigen. „Satire ist nicht Gotteslästerung, Mord ist Gotteslästerung“, sagte Robbers.

Im Hinblick auf das Reformationsjubiläum 2017 appellierte Minister Robbers an die Synode, dort die gemeinsamen Aufgaben in den Mittelpunkt zu stellen. Reformation präge Kirche, Staat und Gesellschaft. „Es schärft das evangelische Profil, wenn dies alles in ökumenischer Gemeinsamkeit geschieht, in Solidarität mit den muslimischen Schwestern und Brüdern, den jüdischen und allen anderen Religionen und auch mit denen, die der Religion fernstehen.“

Commerçon: Saarland plant Modellversuch für islamischen Religionsunterricht

Grußwort des Bildungsministers vor der rheinischen Landessynode

Das Saarland wird im kommenden Schuljahr in einem Modellversuch islamischen Religionsunterricht in den Schulen anbieten. Außerdem soll Ethikunterricht bereits ab dem 5. Schuljahr statt bisher ab dem 9. Schuljahr unterrichtet werden. Das hat Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD) in einem Grußwort vor der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland angekündigt, die noch bis Freitag, 16. Januar, in Bad Neuenahr tagt. Vor dem Hintergrund der terroristischen Attentate von Paris sei es wichtig, gerade den Kindern und Jugendlichen ein schulisches Angebot zu machen, die keiner christlichen Konfession angehörten, sagte Commerçon. Er dankte der Kirchenleitung der rheinischen Kirche für ihre Unterstützung bei der Vorbereitung des Islamunterrichts. Die Bildungsgerechtigkeit dürfe trotz aller Sparanstrengungen, zu denen das Land gezwungen sei, nicht unter die Räder kommen.

Wie die rheinische Kirche stehe auch das Saarland vor großen finanziellen Einschnitten. Um die Sparlasten zu bewältigen bedürfe das Land der Hilfe von außen. Er gehe davon aus, „dass wir in diesem Jahr noch einen großen Schritt nach vorn schaffen“, so der Bildungsminister, der auch berufenes Mitglied der Landessynode ist.

Der Kirchenleitung dankte Commerçon auch für die Unterstützung des Vorschlags der Landesregierung, das Saarland als Modellregion für Projekte und Strategien gegen Langzeitarbeitslosigkeit zu machen.

 

Gott wird erkennbar im Nächsten – etwa in jenem Muslim, der in Paris 15 Juden rettete

Die jüdische Theologin Dr. Deborah Weissman hielt Andacht zu Gottesbildern

„Wie Gott zur Welt kommt“ ist das theologische Thema der diesjährigen Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland. „Er wird erkennbar im Angesicht des Nächsten“, lautet die Antwort der jüdischen Theologin Dr. Deborah Weissman. Gott komme in unseren Taten zur Welt, sagte sie mit einem Verweis auf das Gottesbild des Talmud. So wie Gott beispielsweise die Hungrigen sättigt, sollen wir es auch tun. Die Welt sei voll von guten Geschichten, sagte Weissman, die als Dozentin für Talmud und jüdische Bibelauslegung in Jerusalem tätig war. Wie beispielsweise jene des 24-jährigen Muslims aus Mali, der beim islamistischen Mordanschlag und Geiseldrama von Paris 15 Kundinnen und Kunden des jüdischen Supermarktes im Kühlraum des Ladens versteckte und so ihr Leben rettete.

Welches kritische Potenzial ein Gottesbild hat, machte Dr. Weissman am Beispiel des Transhumanismus deutlich, einem Projekt, dass den Menschen durch technischen Fortschritt in Richtung Unsterblichkeit führen möchte, dabei jedoch auf die Trennung der Menschheit in „Super-Menschen“, die es sich leisten können, und den armen Rest hinauslaufe. Dagegen setzte sie die theologische Erkenntnis des Talmud, dass nur Gott unsterblich sei, der aber durch die sterblichen Menschen wirke.

Dr. Deborah Weissman ist eine langjährige Partnerin der rheinischen Kirche im christlich-jüdischen Gespräch und in den vergangenen drei Jahren maßgeblich an einem christlich-jüdischen Workshop beteiligt, den die rheinische Kirche gemeinsam mit der „Evangelisch lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land“ (ELCJHL) in Jerusalem organisiert hat und der in diesem Jahr fortgesetzt wird. Sie war an der Hebräischen Universität tätig und hat in Israel angehende Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet. Bis zum Sommer 2014 war sie auch Präsidentin des „Internationalen Rates der Christen und Juden“ (ICCJ).

Morgen wird die Andacht von Dr. Yohanna Katanacho gehalten. Er ist Pfarrer der Baptist Church of Nazareth und Academic Dean des Bethlehem Bible College und neben Dr. Weissman in dem christlich-jüdischen Workshop engagiert. Mit der Einladung der beiden möchte die rheinische Kirche an den wegweisenden Beschluss zur bleibenden Erwählung Israels von 1980 erinnern, mit dem die Landessynode vor 35 Jahren das Verhältnis von Christen und Juden auf eine neue Grundlage gestellt hat.

Das theologische Thema „Wie kommt Gott zur Welt“ nehmen zwei weitere Andachten der diesjährigen Synode auf. Sie werden von Diplom-Ingenieurin Kathrin Zindel (Donnerstag) und Physikprofessor Dr. Jürgen Schnakenberg (Freitag) gehalten.

 

Haushaltskonsolidierung: „Das ist kein Kurzstreckenlauf, sondern ein Marathon“

Präses und Oberkirchenrat führten vor der Synode am Abend ins Thema ein

Schon in der ersten Plenarsitzung am Abend haben sich die Abgeordneten der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland, die seit heute in Bad Neuenahr tagt, mit den Fragen der Haushaltskonsolidierung beschäftigt: Präses Manfred Rekowski und der für die Finanzen der Landeskirche zuständige Abteilungsleiter, Oberkirchenrat Bernd Baucks, führten die Landessynodalen in die Vorschläge der Kirchenleitung ein, die ab morgen dann in Arbeitsgruppen und Ausschusssitzungen beraten werden. „Dieser Synode liegt nun eine Beschlussvorlage vor, die zwar zu erheblichen Veränderungen führen wird und deren Auswirkungen von den betroffenen Mitarbeitenden ebenso wie von den Nutzerinnen und Nutzern unserer Angebote gespürt werden. Aber im Ergebnis wird unsere Kirche dadurch nicht zu einem ,Trümmerhaufen’, sondern sie wird so verändert, dass sie unter veränderten Rahmenbedingungen leben und arbeiten kann“, erklärte Präses Manfred Rekowski.

Die Landessynode hat über ein Paket von Kürzungsmaßnahmen in Höhe von 11,3 Millionen Euro zur Konsolidierung des landeskirchlichen Haushalts zu entscheiden. Dabei geht es nicht um die Haushalte der Kirchengemeinden, die sich finanziell selbst verwalten, sondern um übergreifende Aufgaben der landeskirchlichen Ebene, die aus einer Umlage von 10,1 Prozent der Kirchensteuereinnahmen finanziert werden.

Effekte sollen weit über 2018 hinaus wirken

Zwar seien die Kirchensteuereinnahmen derzeit aufgrund der guten wirtschaftlichen Lage in Deutschland außergewöhnlich hoch, doch dieses „Hoch“ sei nicht auf Dauer sicher, zudem änderten sich die Rahmenbedingungen in den kommenden Jahren so deutlich, dass jetzt gespart werden müsse, erläuterte Oberkirchenrat Bernd Baucks angesichts des strukturellen Defizits, das der landeskirchliche Haushalt seit Jahren aufweise. Mit der Haushaltskonsolidierung auf der landeskirchlichen Ebene baue man also zu Zeiten hoher Kirchensteuereinnahmen vor, um den landeskirchlichen Haushalt in die Balance zu bringen für die Zeiten, in denen die Kirchensteuereinnahmen sinken werden. Die Haushaltskonsolidierung greife in ihren Effekten erst 2018 und wohlmöglich auch noch etwas später. Zugleich sollten die Effekte weit über 2018 hinaus wirken.

Weiter machte Oberkirchenrat Baucks deutlich: „Es geht um die langfristig nachhaltige Aufstellung des Haushaltes und das ist kein Kurzstreckenlauf, sondern ein Marathon. Für einen Marathonlauf gilt – Sportler oder solche, die es werden wollen, wissen das –, dass es einen erheblichen Unterschied gibt zwischen Marathon schaffen wollen und Marathon geschafft haben. Ans Ziel zu kommen ist beim Marathon bekanntlich bereits eine beachtliche sportliche Leistung, und dann redet man noch nicht von der Zeit. Diesen Prozess jetzt länger hinauszuzögern oder auszubremsen, wäre kein verantwortliches kirchenleitendes Handeln, weshalb wir überzeugt sind, zur richtigen Zeit in die richtige Richtung zu gehen.“

Beratungen in Dialogveranstaltungen „Kirchenleitung im Gespräch“

Nachdem eine Sondersynode im November 2013 in Hilden die Weichen für den Prozess der Haushaltskonsolidierung gestellt hatte, liegen nach den Beratungen in den zuständigen Gremien und darüber hinaus einem Beteiligungsprozess der Landessynode nun die abschließenden Vorschläge der Kirchenleitung vor. Die Kirchenleitung hatte ihre ersten Vorschläge, die September 2014 veröffentlicht wurden, bewusst auch in Dialogveranstaltung unter der Überschrift „Kirchenleitung im Gespräch“ an mehreren Orten der rheinischen Kirche erläutert und diskutiert. „Die im September veröffentlichten Vorschläge zur Haushaltskonsolidierung wurden in Aufnahme verschiedener Diskussionsbeiträge zum Teil deutlich überarbeitet. An verschiedenen Punkten soll es nun zu Festlegungen bezüglich des zukünftigen finanziellen Rahmens für die Arbeitsgebiete kommen. Entscheidungen über im Jahr 2015 zu erarbeitende neue Konzeptionen werden dann jedoch erst nach entsprechend gründlichen Beratungen im Januar 2016 getroffen“, beschrieb Präses Rekowski.

Veränderungen gegenüber den ursprünglichen Vorschlägen hat es beispielsweise beim Haus der Stille in Rengsdorf gegeben. Hier schlägt die Kirchenleitung statt der Schließung nun vor, bis zum Januar 2017 zu prüfen, ob durch eine Senkung des Aufwandes, eine Steigerung der Erträge oder durch verstärkte Kooperation mittel- und langfristig das Haus mit einem Zuschussbedarf von rund 300.000 Euro jährlich an Kirchensteuermitteln betrieben werden kann. Auch andere Vorschläge wurden modifiziert. (Die Beratungsvorlage zur Haushaltskonsolidierung – Drucksache 3 – findet sich wie alle anderen Vorlagen der Synode unter www.ekir.de/www/ueber-uns/dokumente-18215.php)

 


Pressemeldungen der EKiR, ab 11. Januar 2015
 

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