Kurzmeldungen




Palmöl im Rampenlicht

Mittwochs-Kolumne - Paul Oppenheim

Früchte der Ölpalme; Foto: Marco Schmidt / CC BY-SA 2.5

„Sonnenblumen, Palm, Raps…“ liest man neuerdings auf Verpackungen. Das alles verbirgt sich hinter dem Begriff „pflanzliche Fette“. Seit Dezember 2014 sorgt eine EU-Vorschrift für mehr Transparenz und so entdeckt der Verbraucher, wo überall Palmöl drin ist.

Das tropische Fett war ganz unbemerkt, gewissermaßen inkognito, zu einem allgegenwärtigen Bestandteil unserer täglichen Ernährung geworden und jetzt steht es plötzlich im Rampenlicht. Ob auf der Dose Margarine, dem Schokoladenriegel, der Suppentüte oder der Packung Leibniz Kekse, überall tauchen jetzt die vier Buchstaben P-A-L-M auf.

Diese plötzliche Berühmtheit bekommt dem Palmöl allerdings nicht so gut, denn schon treten kritische Geister auf den Plan, die dazu aufrufen, die Finger von Produkten zu lassen, die das besagte Fett enthalten. „Kirchenvertreter werben dafür, weniger Palmöl zu verbrauchen“, hieß es in Pressemeldungen vor Weihnachten.

Als Konsument schreckt man natürlich auf. Ist Palmöl schädlich? Ist es ungesund? Krebserregend? Darf ich keine Leibniz Kekse mehr essen? Muss ich Kindern Schokolade verbieten, in der Palmfett verarbeitet ist?

Nein, es kann Entwarnung gegeben werden! Das Fett von der Ölpalme ist in der Nahrung genauso unbedenklich wie in Wasch- oder Hautpflegemitteln. Es eignet sich außerdem hervorragend für die Produktion von industriellem Öl und Biodiesel. 39 Prozent der weltweiten Ölproduktion stammt von der Ölpalme und über 80 Prozent der Erntemenge stammt aus nur zwei Ländern: Malaysia und Indonesien.

Die Ölpalme gedeiht nur in tropischen Gebieten, also dort, wo die Regenwälder sind, und darin liegt das Problem. Die Kritik von Umweltorganisationen und auch von kirchlichen Missionswerken und Entwicklungsexperten richtet sich vor allem dagegen, dass im großen Stil der Urwald gerodet wird, um neue Flächen für den Anbau von Ölpalmen zu gewinnen. Es wird auch bemängelt, dass die Palmölerzeugung nicht etwa Kleinbauern zugute kommt, sondern  von Konzernen betrieben wird, auf deren Plantagen häufig schlechte Arbeitsverhältnisse herrschen.

Brot für die Welt und die Vereinte Evangelische Mission stützen sich mit ihrer Kritik auf eine Studie von Südwind e.V. mit dem Titel „Nachhaltiges Palmöl – Anspruch oder Wirklichkeit?“ (http://www.vemission.org/fileadmin/redakteure/Dokumente/JPIC/palmoelstudie.pdf), die 2014 als Diskussionsbeitrag zum Thema Palmöl herausgegeben wurde und sehr lesenswert ist.

Was aus dieser Studie hervorgeht, ist dass die Ölpalme ertragreicher ist als jede andere Ölpflanze. Pro Hektar liefert die Ölpalme dreimal mehr Fett als Raps und zehnmal mehr als Soja. So stellt die Studie fest: „Angesichts immer knapper werdender Flächen könnte somit ein Anbau von Ölpalmen indirekt positive Effekte auf die zukünftige Nahrungsmittelversorgung haben, da der Flächenbedarf geringer ist als bei Konkurrenzprodukten.“ Trotzdem haben die EU und Deutschland die Einfuhr von Palmöl – vor allem als Energiequelle –  stark eingeschränkt und stattdessen großflächige Monokulturen von Raps und Mais gefördert. Man fragt sich, ob sich nicht die Europäer mit der Einfuhrbeschränkung von Palmöl vor allem die lästige Konkurrenz aus Asien – und demnächst auch aus Afrika – vom Leibe halten wollen?

Die Studie legt vor allem dar, dass Palmölplantagen den Regenwald verdrängen. Das hat zur Gründung des internationalen Runden Tisches RSPO geführt, der die Herkunft von Palmöl aus nachhaltiger Produktion zertifizieren soll. Auch andere Zertifizierungsverfahren, etwa über die Handelsplattform „GreenPalm“, werden beschrieben und beurteilt.

Man fragt sich allerdings, warum eine solche Studie nicht auch den Holzhandel  in den Blick nimmt, denn längst bevor Plantagen angelegt werden, wird mit legaler und illegaler Abholzung des Regenwaldes ein Vermögen verdient. Und einer der größten Abnehmer der Holzprodukte aus dem tropischen Regenwald ist Deutschland!

Nicht nur kostbare Tropenhölzer für Möbel und Fußböden kommen aus dem Regenwald, sondern auch ganz gewöhnliches Holz für die Bauindustrie, für Sperrholz, Spanplatten, Kinderspielzeug und Papierproduktion. Seit März 2013 gibt es eine EU-Holzhandelsverordnung, die verhindern soll, dass importiertes Holz aus illegalem Einschlag stammt. Das scheint aber die Einfuhr von Holzprodukten aus Indonesien nicht verringert zu haben. Müsste man nicht als Erstes gegen den kommerziellen Holzeinschlag vorgehen, wenn man den Regenwald schützen will? Noch ist nämlich der Handel mit Holz aus dem Tropenwald ein viel zu gutes Geschäft - mit oder ohne Palmöl.

Paul Oppenheim, 11. Februar 2015

 

 

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