Mitgefühl und Solidarität

Reformierte Gemeinden in Dänemark tief erschüttert über den Angriff auf die Synagoge in der Krystalgade, Kopenhagen


"Gesegnet, wer im Namen des Ewigen kommt" - Inschrift in der Kopenhagener Hauptsynagoge; Foto: Harvey Barrison/WikipediaCommons

Der Moderator der reformierten Synode in Dänemark, Axel Bargheer, hat an die jüdische Gemeinde Kopenhagen angesichts des Anschlags auf die Synagoge und der Ermordung ihres Wachmanns am 15. Februar 2015 geschrieben.

In dem Brief drückt er der Gemeinde und den Angehörigen des Getöteten das „tief empfundene Mitgefühl und die Solidarität“ der Reformierten Dänemarks aus. „ Wir sind traurig und besorgt über dieses Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Antisemitismus ist eine menschenfeindliche Ideologie, die nicht toleriert werden darf“, schreibt er in dem Brief.

Bargheer betont: „Wir leben in einer Welt der unterschiedlichen Meinungen, das ist Teil der Freiheit, die Gott uns geschenkt hat. Gleichzeitig sind wir aber der gegenseitigen Achtung verpflichtet, die uns den Dialog suchen lässt, der zu tieferem Verständnis und friedlichem Zusammenleben führen soll.“

Die Reformierte Kirche in Kopenhagen liegt mitten in der Stadt nur wenige hundert Meter von der Synagoge entfernt. Bargheer berichtet, dass es wegen der Straßensperrungen am Sonntag nach dem Anschlag eine Zeit lang nicht sicher war, ob die Gemeinde in ihrer Kirche Gottesdienst feiern konnte. Noch immer seien die Dänen tief bewegt und die Polizei zeige nach wie vor erhöhte Präsenz.

Axel Bargheer ist seit 2008 Pastor der deutsch-reformierten Kirche zu Kopenhagen, eine der Auslandsgemeinden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Zuvor war er Pastor der Gemeinde in Melle bei Osnabrück.

19. Februar 2015
Ulf Preuß, Pressesprecher

Der Brief im Wortlaut:

Herr, höre mein Gebet! Möge mein lauter Hilferuf doch bis zu dir dringen!

Verbirg dich nicht vor mir, jetzt, wo ich in Not bin!
Neige dich herab zu mir und schenk mir ein offenes Ohr;
jetzt rufe ich zu dir – erhöre mich doch bald! (Psalm 102, 2+3)

Tief erschüttert über den Angriff auf die Synagoge in der Krystalgade und den Mord an dem jüdischen Wachmann möchte ich im Namen der reformierten Gemeinden in Dänemark und ihrer Gemeindeglieder der jüdischen Gemeinde und den Angehörigen des Getöteten unser tief empfundenes Mitgefühl und unsere Solidarität ausdrücken. Wir sind traurig und besorgt über dieses Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Antisemitismus ist eine menschenfeindliche Ideologie, die nicht toleriert werden darf. Wir leben in einer Welt der unterschiedlichen Meinungen, das ist Teil der Freiheit, die Gott uns geschenkt hat. Gleichzeitig sind wir aber der gegenseitigen Achtung verpflichtet, die uns den Dialog suchen lässt, der zu tieferem Verständnis und friedlichem Zusammenleben führen soll.

Deshalb erschüttern uns solche Verbrechen und machen uns Angst. Wenn wir aber von dem Weg der Versöhnung zwischen den Menschen ablassen, kommen nur die Mörder und Ideologen, die die Spaltungen und die Gegensätze verhärten wollen, näher an ihr Ziel.

Wir vertrauen auf den Gott, der sich mit Liebe den Menschen zuwendet und zu Mitmenschlichkeit und zur Versöhnung ruft und zu dem im Psalm 62 gebetet wird:

Bei Gott ist mein Heil und meine Ehre,
mein sichrer Fels, der mir Halt und Zuflucht gibt, ist bei Gott.
Vertraut immer auf ihn, ihr alle aus meinem Volk, Schüttet ihm euer Herz aus!
Gott ist unsere Zuflucht. (Psalm 62, 8+9)

In Trauer und Sorge, aber in tiefer Verbundenheit mit der jüdischen Gemeinde und den Menschen in ihr
und mit herzlichen Grüßen

Axel Bargheer, Moderator der reformierten Synode in Dänemark