Jury empfiehlt Florian Nagler als Architekten

Wiederaufbau der St. Martha Kirche in Nürnberg geht in die nächste Runde


(c) Florian Nagler

Ein subtiler, feinfühliger und angemessener Entwurf macht das Rennen. Die im Juni 2014 abgebrannte Kirche könnte somit 'neu interpretiert' werden. Das Presbyterium entscheidet am 20. April.

Am 26. März 2015 hat das Bewertungsgremium mit einer Reihe von fachlichen Beratern getagt, um aus den sieben angefragten und eingereichten Entwürfen zur Neuinterpretation der St. Martha Kirche drei preiswürdige Ideen auszuwählen. Der erste Preis wurde Florian Nagler Architekten GmbH München zugesprochen. Danach vergab die Jury zwei gleichwertige dritte Preise an D:4 Architekten Berlin und das Büro Staab Architekten GmbH Berlin.

Die Entscheidungen fielen nach ausführlicher Diskussion jeweils einstimmig. Die Jury war darum bemüht, die formulierten Leitsätze der Gemeinde zu berücksichtigen und eine architektonisch überzeugende und nachhaltige Gestaltungsidee zu finden. Der Architekt und Baubeaufftragte der Evangelisch-refomrierten Kirche in Bayern, Gerhard Wirth, hatte ein Bewertungsgremium aus Fachleuten zusammengestellt, die viele Aspekte der Planung zu berücksichtigen halfen. Den Vorsitz hatte der Münchener Architekt Marco Goetz, der einfühlsam und ergebnisoffen durch das Verfahren führte.

Das Plangutachten          

Der hiermit abgeschlossene Prozess war kein Architekturwettbewerb, sondern ein Plangutachten. Die sieben Architekturbüros waren von der Gemeinde eingeladen worden und bekommen für ihre Entwürfe eine Aufwandsentschädigung. Dieses Verfahren unterliegt keinem festen Regelwerk, lehnt sich aber in manchen Schritten an das Verfahren eines Wettbewerbs an. Insbesondere legt der Ausgang noch nicht zwingend fest, wer letztendlich den Auftrag bekommt. Darüber entscheidet das Presbyterium (Kirchenvorstand) voraus­sichtlich am 20. April. Die Jury hat dem Presbyterium allerdings – ebenfalls einstimmig – die Beauftragung des Büros Florian Nagler Architekten empfohlen, weil sie diese Gestaltungsidee für stimmig und angemessen hält.

Die Preise

Der Sieger-Entwurf von Florian Nagler nimmt den Charakter der früheren St. Martha Kirche auf und interpretiert diesen ganz neu. Auffallend ist eine Facettendecke aus Holz, die im Mittelschiff einiges höher ist als das bisherige Tonnengewölbe. In der Animation sind alle Wände aus sichtbarem Sandstein und die äußersten Seitenwände mit Holz verkleidet. Die Spuren der Zerstörung sollen sichtbar bleiben. Der Boden könnte dem Entwurf nach aus den historischen Ziegeln bestehen, die momentan offen liegen. Die Idee eines Tores vor dem Chorraum aus Glas und Holz ist ein Angebot des Architekten, das sicher noch diskutiert werden muss. >>>Würdigung der Jury

Die beiden dritten Preise machten auf sehr unterschiedliche Weise auf sich aufmerksam: Das Büro D:4 aus Berlin nahm die Anforderungen der Gemeinde bis ins Detail auf, der Jury gefiel allerdings der so entstandene Raum in seinen Proportionen nicht so gut. Das Büro Staab Architekten, in Nürnberg bekannt durch das Neue Museum, lieferte einen architektonisch bestechenden Entwurf ab, der durch seinen kathedralen Charakter aber nicht zur Gemeinde passt.

Weiter geht's!

Das weitere Vorgehen bleibt von dem Bestreben geprägt, die Kirche baldmöglich wieder beziehen zu können. Die Beauftragung des Architekturbüros wird gleichwohl erst der Anfang auch des Planungsprozesses sein. Vor dem Beginn der Bauarbeiten müssen die Wände und Säulen statisch und konservatorisch wiederhergestellt sein. Die Dauer dieser Maßnahmen ist aber noch nicht seriös kalkulierbar. Deshalb ist das Wunschdatum 2016 nach Aussage des Baubeauftragten der Gemeinde, Thomas Pickl, ein Ziel, aber keine Vorgabe.

Georg Rieger, Koordinator des Wiederaufbaus