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Ostern – es ist mehr versprochen
Präses Annette Kurschus über die Osterbotschaft
Sonntag früh, das war ihre Telefonzeit gewesen. Jede Woche. Mal kurz, mal fast eine ganze Stunde hatten sie geredet, gehört, geschwiegen und gelacht. Als sie die Wohnung auflösen musste, hatte sie den Anschluss abgemeldet.
Aber noch immer ertappte sie sich unter der Woche dabei, wie sie sich vornahm, der Mutter hiervon und davon zu erzählen, sie dies und das zu fragen über den Garten, über dieses Buch oder diesen Film. Wenn’s ihr dann wieder einfiel, war es fast peinlich – und es tat richtig weh.
Heute morgen, ganz in Gedanken, war plötzlich der Hörer in ihrer Hand gewesen, und ihre Finger hatten auch die Nummer schon getippt – als es ihr bewusst wurde. Sie erschrak und brachte es doch nicht fertig, wieder aufzulegen. Jetzt horchte sie ängstlich in die Leitung. Und natürlich – was sonst? – war es auch nur ein blöder Fehler im Programm der Telefongesellschaft.
Doch es klang so wunderbar tröstlich, fast wie ein Versprechen, als diese Computerstimme sagte: „Dieser Anschluss ist vorübergehend nicht erreichbar“. Und dann läuteten die Glocken. „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“, fragt der Engel die Frauen, die ans Grab Jesu kommen. „Er ist nicht hier. Er ist auferstanden.“ (Lukas 24,5-6)
Ostern besingt, behauptet und verspricht mehr vom Leben, als Menschen halten können. Der Ostertag feiert mit Glockenklang, jubelnden Liedern und Frühlingsgefühlen, mit Tulpenzwiebeln und Eierschalen, mit Engels- und mit Menschenworten die Erinnerung an ein Mehr. Eine gewisse Erinnerung, die zugleich eine verheißungsvolle Hoffnung ist: Dass nämlich der Tod nicht fertig wird mit den Menschen. Weil Jesus und Gott fertig geworden sind mit dem Tod.
Wenn das wahr ist, dann ist der Tod noch lange keine Kleinigkeit, so wenig wie Jesu Sterben und Tod eine Kleinigkeit gewesen ist. Trennung und Schmerz, Trauer und Schuld bleiben wirklich. Der Tod ist und bleibt ein Skandal, eine erschreckende Macht und ein böser Feind. Er stellt alles in Frage, was an Liebe, an Freiheit und Würde zwischen Menschen wirklich gewesen ist.
Wenn das wahr ist, dann ist aber erst recht das Leben unendlich kostbar. Es gilt – und mit ihm der Schmerz, die Liebe, die Freiheit und die Gerechtigkeit. Das Leben gilt und bleibt doch nicht mit sich allein. So wenig wie Jesus allein blieb in seinem Tod.
Ja, Ostern verspricht mehr, als Menschen halten können. Aber besingen und feiern, was uns versprochen ist – das können wir. Staunend und sehnsüchtig, zweifelnd und froh: Wir sind gehalten. „Er ist auferstanden“. Der Tod vorüber und nicht das Leben.
Warum glauben Christen an die Auferstehung?
Pressemeldung der EkvW, 5. April 2015