Kurzmeldungen




Schließung von Gemeindezentren

Gemeindezentren Neue Dreisbach und Niederschelderhütte geschlossen - Kirchengemeinde Niederschelden mit künftig einem Standort

Pfarrer Rolf Fersterra und Presbyter Ulrich Zapatka (v.li.) mit dem Abendmahlskelch aus dem entwidmeten Gemeindezentrum Niederschelderhütte.

Karlfried Petri berichtet aus dem Siegerland:

An die Zeit vor dem Gottesdienst am vergangenen Sonntag (28. Juni 2015) werden viele Gemeindeglieder der Ev. Kirchengemeinde Niederschelden wehmütig zurückdenken. Die Zeiten, in denen für die Gottesdienste und unzählige Gruppen drei Gebäude zur Verfügung standen sind vorbei. Zum letzten Mal begann ein Gottesdienst im Gemeindezentrum Neue Dreisbach mit Pfarrerin Susana Riedel-Albrecht und in Niederschelderhütte mit Pfarrer Rolf Fersterra, die im Beisein der Gemeindeglieder die jeweilige Gottesdienststätte entwidmeten. Danach machten sich die Gemeindeglieder auf den Weg zum Kirchberg in Niederschelden, wo in der Ev. Kirche der Gottesdienst mit den schon dort befindlichen Gemeindegliedern fortgesetzt wurde.

Künftig ist die Ev. Kirche Niederschelden und die angrenzenden Gemeinderäume sowie das Pfarrhaus mit dem Gemeindebüro das Zentrum, wo sich die Gemeinde zum Gottesdienst sammelt und wo die vielen Gruppen und Kreise ihr neues Zuhause haben.

Alle Gruppen in dem einen Gebäude unterzubringen, ist nicht ganz einfach. Gottesdienste, Chöre, Jungscharen, Konfirmanden, Mädchenkreise, Frauenhilfen, Gymnastikgruppen, sind nur einige der an die 30 Gruppen, die die Räume benutzen. Sie benötigen auch Stauraum in Schränken. Pfarrer Dr. Christoph Burba: „Alle müssen gemeinsam neu anfangen. Alle Gruppen müssen sich verändern. Alle müssen ihren neuen Platz erhalten.“

Begonnen hat das Zusammenwachsen der bislang drei Gemeindebezirke schon vor acht Jahren. Damals empfahl der ehemalige Pfarrer für Gemeindeentwicklung Jürgen Dusza, nicht mehr drei, sondern ein Gemeindefest im Jahr zu feiern, um stärker aufeinander zuzugehen.

Vor etwa zweieinhalb Jahren wurde deutlich, dass der Kirchengemeinde ein Haushaltssicherungsverfahren drohte. Die Haushaltszahlen standen auf Rot, die Ausgaben waren höher als die Einnahmen. Ein Haushaltssicherungsverfahren dient der nachhaltigen Sicherstellung  kirchlicher Aufgabenerfüllung und steht unter der Aufsicht der Kirchenkreisleitung. Unter Mithilfe des Kreiskirchenamtes wurde eine „Mittelfristige Finanzplanung“ erarbeitet. Alle Einnahmen und Ausgaben kamen auf den Prüfstand. Einsparungen wurden beschlossen. In vier Jahren will man wieder schwarze Zahlen schreiben. Die Unterhaltung der beiden Gemeindezentren kostete jährlich 80.000 Euro.

Die Kirchengemeinde verliert durch die demographische Entwicklung jährlich 100 bis 150 Gemeindeglieder. Rund 5.600 Gemeindeglieder gehören heute zu der Kirchengemeinde. Im Jahr 2025 werden es voraussichtlich 4.700 Gemeindeglieder sein. Der Haushalt umfasst zurzeit rund 340.000 Euro, davon 284.776 Euro Kirchensteuerzuweisung. Diese ist u. a. an die Anzahl der Gemeindeglieder gebunden.

Zurzeit stehen der Gemeinde noch 2 ½ Pfarrstellen zur Verfügung. Ab 2018 sind es nur noch zwei Pfarrstellen, Tendenz sinkend. Auch die Pfarrstellen sind an die Gemeindegliederzahlen gebunden. Die Pfarrstellen müssen allerdings nicht aus dem Gemeindehaushalt finanziert werden. Die Kirchengemeinde ist dankbar, dass sie zusätzlich von einem Förderverein mit etwa 100 Mitgliedern und dem Kreis „Gemeinde gemeinsam tragen“ mit etwa 180 Mitgliedern finanziell unterstützt wird.

Über ein Jahr beriet das Presbyterium, informierte Mitarbeitende und die Gemeinde über die Situation. Burba: „Der schwierige Prozess verlief in einer angenehmen Atmosphäre. Es brauchte seine Zeit, bis die neue Situation Kopf und Herz erreichte.“ Presbyter Hartwig Göbel: „Es war uns wichtig, die Gemeinde in der Entwicklung mitzunehmen und sie nicht vor vollendete Tatsachen zu stellen. Das bedurfte einiger Gemeindeversammlungen. Aber diese Vorgehensweise war richtig.“ Das Ergebnis der Beratungen war, nicht nur ein Gemeindezentrum zu schließen, sondern zwei Zentren. Der Beschluss konnte im Presbyterium einstimmig gefasst werden.

Die Gemeinde hatte verstanden und vertraute dem Presbyterium. Betroffen von der Schließung waren aber nicht nur Gemeindegruppen, sondern auch der Gemeinde nahestehende Organisationen, wie die Gemeinschaft, die Sonntagsschule oder das Blaue Kreuz. Burba: „Auch diese Nutzer unserer Räume hatten wir im Blick. Es wurden Gespräche geführt und Verständnis geäußert. Andere außerkirchliche Räume wurden gefunden, wo diese jeweilige Arbeit nun weitergeführt werden kann.“ 

Von der Gebäudeschließung betroffen waren auch hauptamtliche Mitarbeitende der Gemeinde. Besonders freut sich Pfarrer Burba, dass keiner der 13 hauptamtlichen Mitarbeitenden, die zusätzlich zu den Pfarrern in der Gemeinde Dienst tun, entlassen werden musste. Aufgrund eines im Personalausschuss der Kirchengemeinde erarbeiteten Vorschlags regelten sie die neuen Stundenverteilungen untereinander so, dass durch Verzicht auf Stundenanteile bei einigen Mitarbeitenden fast eine ganze Stelle rechnerisch eingespart wurde. Burba: „Hierüber bin ich von Herzen dankbar. Dieses Ergebnis ist für mich eine wunderbare Fügung mit einer geistlichen Dimension. Es ist gelebte Solidarität, wie ein Mitglied des Personalausschusses es formulierte.“

Dieser tiefe Einschnitt in die Gebäudesubstanz und der damit verbundenen reduzierten Personalkosten versetzt die Kirchengemeinde in die Lage, sich künftig wieder stärker auf den inhaltlichen Gemeindeaufbau zu konzentrieren. Dazu gehört auch die Konfirmandenarbeit, für die der Haushalt nun auch künftig jährlich 6.000 Euro vorsehen kann. Presbyterium und Pfarrer der Gemeinde hoffen, dass die Gemeindeglieder aus allen Bezirken, die neue Situation annehmen und  die Gottesdienste besuchen.

Die Pfarrhäuser bleiben in den Seelsorgebezirken bestehen, so dass der Kontakt der Pfarrerin und des Pfarrers zu den Gemeindegliedern und umgekehrt ortsnah gepflegt werden kann.

Gemeindezentrum Neue Dreisbach

Das Gemeindezentrum Neue Dreisbach wurde 1973 in Dienst gestellt. Es gab einen Vorgängerbau, eine Baracke des Reichsarbeitsdienstes oberhalb des Kreisels am derzeitigen Ende der HTS. Günter Frettlöh erinnert sich noch daran, wie er mit einer Laienspielgruppe und dem Ev. Singkreis durch die Lande gezogen ist, und mit Aufführungen Geld für das neue Gemeindezentrum sammelten. In der 80er Jahren wurde das Gebäude um einen Anbau erweitert.

Für eine kurze Übergangszeit bis etwa Ende des Jahres stehen Räume in dem Gebäude noch für den Altenkreis, den Frauenkreis, den Singkreis, den Gospelchor, die Jungschar und die Gymnastikgruppe zur Verfügung. Pfrn. Susana Riedel-Albrecht: „Auch danach können die Gruppen ihre Arbeit noch weiter machen. Es sind Überlegungen gestartet, vorhandene räumliche Möglichkeiten in der Dreisbach zu nutzen, damit die Gruppen – solange Bedarf ist – weitergeführt werden können.“

Gemeindezentrum Niederschelderhütte

Das Gebäude des Gemeindezentrums Niederschelderhütte ist über 100 Jahre alt und beherbergte vormals eine evangelische Schule. Anfang der 70er Jahre erwarb die ev. Kirchengemeinde das Gebäude und errichtete eine Kindertagesstätte, die vor wenigen Jahren um einen U3-Anbau erweitert wurde. Das Gemeindebüro, das sich in dem Gebäude befand, zog vor 1 ½ Jahren in die untere Etage des Pfarrhauses auf dem Kirchberg.

Was mit den nicht mehr genutzten Gemeindezentren geschieht, steht noch nicht fest.

Keiner der 13 hauptamtlich Mitarbeitenden musste entlassen werden. Untereinander regelten sie die neuen Stundenverteilungen. Über diese einmütige Regelung freute sich Pfarrer Dr. Christoph Burba sehr.

Im Bild: vorne sitzend von links: Mirjam Vetter (Organistin), Birgit Drucks (Chorleiterin), hinten stehend von links: Sandra Diehl (zuvor Hausmeisterin, nunmehr Küsterin), Erika Frankovski (Organistin), Daniel Lorsbach (Chorleiter), Sabine Griesenbruch (zuvor Küsterin, nunmehr Verwaltungsangestellte), Günter Frettlöh (Kirchmeister), Dr. Christoph Burba (Personalausschuss).


Text und Fotos: Karlfried Petri und Gerd Schneider, 30. Juni 2015
 

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