Wenn wir uns einmischen, hören die Leute auch zu

Synode der Reformierten in Bayern verabschiedet Memorandum zum Thema „Flüchtlingshilfe“


Auf dem Podium: Uche Akpulu, Ebrahim Bakhshiejad, Dr. Elisabeth Preuß, Sabine Dreßler, Christel Stein, Eleonore Schulz (Foto: Rieger)

Vertreter der 13 Gemeinden in Süddeutschland diskutieren über die Gründe für Armut und Krieg aber auch über konkrete Hilfen, die in Gemeinden geleistet werden können.

Vom 15. bis zum 17. Oktober traf sich die Synode der Evangelisch-reformierten Kirche in Bayern, die gleichzeitig die Synode des elften Synodalverbandes der Evangelisch-reformierten Kirche ist, in Marienheim bei Neuburg an der Donau. Das im letzten Jahr beschlossene Thema der Flüchtlingshilfe hatte in der Zwischenzeit eine weitere Brisanz erfahren.

Schon im Anschluss an die Morgenandacht führten die Grußworte des Oberbürgermeisters von Neuburg an der Donau, Bernhard Gmehling,
und des Landrats des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen, Roland Weigert, mitten ins Thema. Die beiden Politiker äußerten ihre Besorgnis über die große Zahl der Flüchtlinge und die angespannte Stimmung in der Bevölkerung.

Sabine Dreßler, Ökumenereferentin beim Reformierten Bund, moderierte zu Beginn der Verhandlungen ein Podiumgespräch, bei dem Menschen aus verschiedenen Perspektiven ihre Erfahrungen mit der Flucht und der Aufnahme in Deutschland erzählten. Darunter waren der iranische Flüchtling Ibrahim Bakhshiejad, der jetzt in Erlangen lebt. Die dortige Bürgermeisterin und Sozialreferentin Elisabeth Preuß berichtete zwar von logistischen Schwierigkeiten insbesondere bei der Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten, widersprach aber der in vielen Komunen geäußerten Überforderung.

Ähnlich äußerte sich Christel Stein, die sich mit ihrem Verein "Bunt statt braun" schon seit vielen Jahren und auch schon um innerdeutsche Flüchtlinge nach der Maueröffnung kümmert. Die Theologien Eleonore Schulz plädierte für eine politische Theologie, die es sich auch zur Aufgabe mache, Gemeindemitglieder zu informieren und mit ihnen zu diskutieren.

In den folgenden Arbeitsgruppen wurde auch über die Hintergründe der Armut gesprochen. Herr Uche Akpulu vom Bayerischen Flüchtlingsrat, selbst aus Nirgeria stammend,  referierte anhand anschaulicher Beispiele über die Zusammenhänge des Hungers und der europäisch-amerikanisch dominierten Weltwirtschaft. So mache zum Beispiel billiges Milchpulver Bauern in Burkina Faso die Milchwirtschaft unmöglich. Gleiches gelte für die senegalesische Fischerei.

Pfarrerin Heike Blikslager aus München brachte es als erste auf den Punkt: Wir sind in einer Bekenntnissituation. Der Vorrang der Mitmenschlichkeit vor der Sicherung des eigenen Wohlstands ist aus christlicher Sicht unbedingt festzuhalten. Aus diesem Grund müsse allen Bestrebungen entschieden widersprochen werden, die das Asylrecht einschränken und das Leben der Flüchtlinge gefährden.

In diesem Sinne formulierte die Synode am Samstag ein Memorandum, das sich sowohl an die Gemeinden als auch an die Öffentlichkeit richtet. Das Papier ist - wie der Name schon sagt - als Erinnerungshilfe formuliert und nach den nötigen Aktionsweisen gegliedert. Aus der Erkenntnis heraus, dass es sich um die Fremden zu kümmern sei,  gelte es zu informieren, zu vernetzen, zu unterstützen, zu bekennen und zu fordern.

Georg Rieger