Kurzmeldungen




Besinnung zur Karwoche 2016: Antwort des Lebens

Nach den Anschlägen in Brüssel schreibt Kirchenpräsident Dr. Martin Heimburcher, Leer:

Foto: G. Rieger

So sehr uns die Nachrichten dieser Tage auch erschrecken. Ich bin davon überzeugt: Die Botschaft der Karwoche ist stärker als alle Schreckensnachrichten. Ich glaube, dass wir uns gerade in unserer Angst bergen können in den Geschichten und in der Botschaft von Passion und Ostern.

Der Weg Jesu Christi durch Leiden, Hass und Gewalt hindurch ans Kreuz wird für uns zu einem Weg unzerstörbarer Hoffnung. Denn wir verkünden den Tod Jesu, weil er lebt. Auf dem Kreuzweg Jesu stellt Gott sich an die Seite der Menschen, die Gewalt leiden. Und diese Parteinahme Gottes offenbart uns das Wüten menschlicher Gewalt in all seiner Hilflosigkeit, Erbärmlichkeit und Nichtswürdigkeit. Auch das wird in Jesu Passion deutlich.

Wir Christen müssen hier zunächst unsere eigene Geschichte kritisch betrachten. Über viele Jahrhunderte war die heilige Woche der Christen auch eine Woche der Schrecken für andere. Christen sind in dieser Woche über ihre jüdischen Nachbarn hergefallen, haben sie terrorisiert, vertrieben, ermordet. Den eigenen Glauben auf Kosten der anderen zu leben, das ist der große Irrtum. Den erkennen wir zunächst an uns selber. Mühsam genug versuchen wir, aus dieser Geschichte eigenen Unrechts zu lernen.

Die großen Erzählungen von Karfreitag und Ostern laden uns dazu ein, uns selber neu zu verstehen. Wir sind nicht dazu verurteilt, wieder und wieder die alte Geschichte von Kain und Abel nachzuspielen, vom Bruder, der den Bruder umbringt. Denn Gott unterläuft in Jesus Christus ein für alle Mal den feigen Mord, der in Wahrheit nichts anderes ist als Selbsthass und Selbstvernichtung. Gott schenkt dem Gekreuzigten im Tod das Leben und öffnet damit sogar dem Mörder eine rettende Tür: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht was sie tun.“ (Lukas 23,34) Das ist die denkbar stärkste Antwort auf allen Terror: Gottes Erbarmen mit den Opfern, aber auch mit den Tätern.

Machen wir in unserer Erschütterung uns diese Botschaft erneut zu eigen: Gottes Liebe ist stärker als der Hass der Menschen. Denn Liebe ist unser Ursprung und unser Ziel. Gottes Liebe ist stärker als die Gewalt, die ein Mensch dem anderen antut. Denn sie heilt die Wunden, die wir einander zufügen – auch wenn Narben bleiben. Gottes Liebe trocknet die Tränen derer, die um ihre Angehörigen trauern. Ja, Gottes Liebe besiegt am Ende auch den Tod. Darum stehen die Handlanger des Todes, schwer bewaffnet, in Wahrheit mit leeren Händen da. Sie können Menschen verletzen und für ihr Leben traumatisieren, schlimm genug. Sie können den Leib töten. Aber sie reißen niemanden aus Gottes Hand.

Jesus Christus tut, was er sagt: „Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen.“ (Lukas 6,27) Sagen wir es den Gewalttätern also ins Gesicht: „Unser Erschrecken wird uns nicht lähmen. Unsere Angst wird uns nicht zum Hass verleiten. Euer Todeskult wird an sich selbst ersticken. Ihr habt keine Chance. Denn euer Terror hat Gott und die Welt gegen sich. Darum antworten wir auf Eure Gewalt nicht mit Gewalt. Sondern mit Besonnenheit. Wir sind nicht wehrlos. Unser Herz weint mit denen, die Ihr angegriffen habt. Aber wir lassen uns von Euch nicht in den Krieg ziehen. Ja, wir werden trotz alledem frohe Ostern feiern! Ihr erklärt uns den Krieg? Wir erklären Euch den Frieden! Auf Eure Vergötzung des Todes antworten wir mit dem Bekenntnis zum Gott des Lebens.“

Kirchenpräsident Martin Heimbucher
23. März 2016

 

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