Kurzmeldungen




Klare Haltung für Asyl und Gastfreundschaft gefordert

Ökumenische Flüchtlingsplattform in der Euregio Maas-Rhein (B/D/NL) stellt Appell zur Situation der Flüchtlinge vor

Altfrid Spinrath, Ada Hagreis, Marielle Beusmans und Superintendent Jens Sannig (v.l.n.r.)

Eine klare Haltung für das Recht auf Asyl und Gastfreundschaft hat die Ökumenische Flüchtlingsplattform in einem Appell gefordert angesichtes der gegenwärtige Lage von noch mehr Abwehr gegen Flüchtlinge, wie sie sich deutlich an den Fluchtwegen in Griechenland oder auf dem Balkan zeige.

Text des Appells zur aktuellen Flüchtlings- und Asylpolitik 2016.pdf

Bereits im Jahr 2014 hatte sich die ökumenische Plattform  in der Euregio Maas-Rhein (B/D/NL) mit dem Appell "Flucht ist kein Verbrechen, Flucht ist ein Menschenrecht" an die Öffentlichkeit gewandt in der Hoffnung, die Lage der Flüchtlinge, die Europa und die Euregio erreichen, werde sich zunehmend verbessern. Leider sei zu beobachten, dass das Gegenteil der Fall, erklärte die Flüchtlingsplattform jetzt.
Der neue Appell der ökumenischen Plattform wurde während einer Abendandacht in der katholischen Pfarrkirche St. Peter, Aachen der Öffentlichkeit vorgestellt. Superintendent Pfarrer Jens Sannig (Evangelischer Kirchenkreis Jülich), Altfrid Spinrath (Mitglied des Diözesanrates im Bistum Aachen) sowie Ada Hagreis (Protestantische Kirche der Niederlande) und Marielle Beusmans (Bistum Roermond) machten die Differenz deutlich zwischen dem Anspruch, den Politik und Gesellschaft an sich selbst haben, und der Wirklichkeit, die sich beispielsweise in den Schlagzeilen der Medien widerspiegeln. Auch Biblische Botschaft und konkretes Handeln stünden zum Teil in krassem Widerspruch. Flucht sei aber kein Verbrechen, das es zu bekämpfen gelte, sondern ein Menschenrecht, dem zum Durchbruch zu verhelfen sei.

Der aktuelle Appell der Flüchtlingsplattform beobachtet, dass die gegenwärtige Lage von noch mehr Abwehr gegen Flüchtlinge geprägt sei, deutlich zu sehen auch an den Fluchtwegen in Griechenland oder auf dem Balkan. Gleichgültigkeit gegenüber den Flüchtlingen, ihrem Elend und ihrer Verzweiflung habe Zehntausende von ihnen das Leben gekostet: bei der Fahrt über das Mittelmeer, bei ihrem Weg durch die Wüsten, an den Zäunen der EU-Außengrenzen. Der konkrete Vorwurf: „Die Länder der Europäischen Gemeinschaft setzen Flüchtlinge durch massive Einschnitte in das Flüchtlingsrecht immer größeren Gefahren aus.“
Gegen diese zu beobachtende Realität formuliert der Appell: „Flüchtlinge sind nicht gefährlich, sondern sie sind gefährdet. Sie fliehen vor Gewalt, Hunger und Hoffnungslosigkeit und suchen bei uns Hilfe und Schutz.“ Der zweifachen Gefährdung der Flüchtlinge durch die Not im Heimatland und durch das Verhalten der EU und ihrer Länder müsse politisch entgegengewirkt werden.
1. Es gelte, die Fluchtursachen in den Herkunftsländern wirksam und nachhaltig zu bekämpfen.
2. Eine humane, gerechte, für alle leidenden Menschen offene Flüchtlingspolitik müsse zeitnah ins Werk gesetzt werden.
Ein umfangreicher Forderungskatalog konkretisiert die grundlegenden Erwartungen an Politik und Gesellschaft:

  • Weltweit: Zum Beispiel die Einstellung der kriegerischen Interventionen und wirtschaftlichen Ausbeutung als  Fluchtursachen vor allem in den Ländern des globalen Südens.
  • Europa: Zum Beispiel massive logistische und finanzielle Unterstützung der Binnenvertriebenen und der Flüchtlingslager in Ländern, die die Hauptlast der Fluchtbewegungen tragen.
  • Innenpolitik in Deutschland, Belgien und den Niederlanden: Zum Beispiel verstärkte Bemühungen um Dialog zwischen Befürwortern und Gegnern in der Flüchtlingsdebatte in geschützten Räumen, um den Abbau von oft unbegründeten Ängsten zu ermöglichen.

Der Appell zitiert schließlich Papst Franziskus: „Wir sind schuldig geworden am Leben der schwächsten und wehrlosesten Brüder Jesu Christi“. Dieser zitiere damit aus dem Schuldbekenntnis des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer, der angesichts der Verbrechen im Nationalsozialismus seinerzeit formulierte: „Die Kirche bekennt, die willkürliche Anwendung brutaler Gewalt, das leibliche und seelische Leiden unzähliger Unschuldiger, Unterdrückung, Haß und Mord gesehen zu haben, ohne ihre Stimme für sie zu erheben, ohne Wege gefunden zu haben, ihnen zu Hilfe zu eilen. Sie ist schuldig geworden am Leben der schwächsten und wehrlosesten Brüder Jesu Christi.“ Bonhoeffers Schuldbekenntnis hat nichts von seiner Aktualität eingebüßt.

Die Ökumenische Flüchtlingsplattform in der Euregio Maas-Rhein (B/D/NL) ist ein Zusammenschluss aus Vertreterinnen und Vertretern der beiden großen Kirchen, von amnesty international und weiteren bürgerschaftlich engagierten Gruppen und Initiativen. Sie versteht sich als ein Netzwerk von Menschen, die sich für Flüchtlinge jeweils vor Ort einsetzen und zugleich öffentlich die Stimme erheben.

©Text und Fotos: Johannes de Kleine, 4. Juni 2016

 

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