Gospelkirchentag 2012: neuer Besucherrekord

80.000 Menschen beim ''Fest der Chöre'' in Dortmund

ekir.de. Positive Bilanz zum Abschluss des 6. Internationalen Gospelkirchentages: Drei Tage lang haben mehr als 6.000 Sängerinnen und Sänger aus 14 Ländern Dortmund in eine Gospelmetropole verwandelt.

Mit rund 80.000 Menschen gab es im Vergleich zu den vorherigen Gospelkirchentagen damit einen neuen Besucherrekord. Nicht zuletzt dank der „hervorragenden Kooperation“ mit dem Dortmunder „Fest der Chöre“, das ebenfalls an diesem Wochenende im Rahmen des „Klangvokal“-Musikfestivals stattfand. „Davon haben beide profitiert: Stadt und Gospelkirchentag“, sind sich „Klangvokal“-Direktor Torsten Mosgraber und Martin Bartelworth, Geschäftsführer der „Creativen Kirche e.V.“, einig.

„We can move mountains“

Das Motto des diesjährigen Gospelkirchentages „We can move mountains“ ist für Organisatoren und Teilnehmende nicht nur griffiger Slogan, sondern gesellschaftspolitische Herausforderung: Bei den Kollekten zur Dortmunder Gospelnacht und im Abschlussgottesdienst kamen insgesamt knapp 35.000 Euro zusammen. Das Geld fließt in die von der „Creativen Kirche e.V.“, dem Evangelischen Entwicklungsdienst (eed) und „Brot für die Welt“ vor zwei Jahren ins Leben gerufene Aktion „Gospel für eine gerechtere Welt“ (www.gospel.de). Das neue Spendenprojekt fördert die schulische und berufliche Ausbildung von jungen Frauen im Norden Kameruns.

„Soulteens“ und „Silberlocken“

Was bleibt, wenn die Gospelklänge verhallt und die Bühnen in Dortmund wieder abgebaut sind? „Die Impulse und das Grundgefühl, Teil der Familie Gottes zu sein“, ist sich die westfälische Oberkirchenrätin Doris Damke und Vorsitzende des Trägerkreises sicher. „Gospelmusik ist inzwischen längst in unseren Gemeinden, Kirchenkreisen und auch in der Landeskirche angekommen“, so Damke. „Sie gehört zum farbigen Klangteppich in unseren Kirchen dazu und verbindet Menschen aller Generationen. Von den Soulteens mit ihrem sprühenden Elan bis zu den Arnsberger Silberlocken, in denen auch über 80-Jährige mitsingen.“

Im Singen den Glauben verkündigen

Dass etwas bleibt von der inspirierenden Atmosphäre des Gospelkirchentages, daran besteht auch für die westfälische Präses Annette Kurschus kein Zweifel. Die leitende Theologin der gastgebenden Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) sagte im zentralen Abschlussgottesdienst in der Dortmunder Westfalenhalle: „Im Singen werden Sie zu Verkündigerinnen und Verkündigern des Glaubens – ein wunderbares Phänomen, auch dieses Gospelkirchentages. Und wer Gott für seine Güte lobt, kann nicht am Elend der Welt vorbeisehen.“

Singen, so Kurschus, habe auch politische Kraft und verändere die Welt: „Mögen Sie viel von dieser Kraft mitnehmen in die Welt, die zuhause auf sie wartet.“ Neben der wesfälischen war die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) Mitveranstalterin des Gospelkirchentags 2012. Fortsetzung folgt: Der nächste Gospelkirchentag findet im Herbst 2014 in Kassel statt.

Katrin Göring-Eckardt, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), sprach in ihrer Predigt über die heilende Kraft der Musik: „Gott versetzt Berge, der Glaube ist das Staunen dazu. Deswegen singt die Seele. Die Musik ist die Außenseite der Seele, sie zeigt, wo sie bedrückt ist und wo frei, sie zeigt, wo sie Platz hat bei Gott und wo sie zuhause ist bei den Menschen.“

Zurück auf Anfang

Gelungener Auftakt des 6. Internationalen Gospelkirchentags in Dortmund: Präses Annette Kurschus eröffnete am Freitagabend das mit mehr als 6.000 Sängerinnen und Sängern bundesweit größte Gospelfestival. Die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen wünschte den Teilnehmenden, „dass die Schwingungen dieser Tage bleiben, dass die Töne weiterklingen in der Welt und Zeugnis geben von dem, der die Welt im Innersten zusammenhält“.

Als ursprüngliche Spirituals von Sklaven und Unterdrückten appelliere die Gospelmusik an die Gerechtigkeit Gottes, fordere Einsatz für eine gerechtere Welt und den Kampf gegen die Armut. Eine Kirche ohne Musik habe es nie gegeben, sagte Kurschus. Denn Musik in vielfältigen Formen sei schon immer eine unverzichtbare Art der Verkündigung des Evangeliums gewesen – und Chance, zum Glauben zu finden: „Wir müssen uns öffnen für unterschiedliche Musikstile, die unterschiedliche Menschen ansprechen. Und: Was mich heute kalt lässt, wird mich morgen vielleicht berühren.“

Gospel für eine gerechtere Welt

Die von der „Creativen Kirche e.V.“, dem Evangelischen Entwicklungsdienst (eed) und „Brot für die Welt“ vor zwei Jahren ins Leben gerufene Aktion „Gospel für eine gerechtere Welt“ (www.gospel.de) geht weiter: Nach dem Auftakt auf dem Gospelkirchentag in Karlsruhe kamen mehr als 80.000 Euro an Spendengeldern zusammen, mit denen in Burkina Faso über 100 Trinkwasserbrunnen gebaut wurden. Das neue Projekt fördert die schulische und berufliche Ausbildung von jungen Frauen im Norden Kameruns. Martin Bartelworth (Geschäftsführer der „Creativen Kirche e.V.“) und Cornelia Füllkrug-Weitzel („Brot für die Welt“) warben gemeinsam für die Aktion: „Wenn wir von Gottes Gerechtigkeit singen, müssen wir auch gemeinsam was dafür tun.“

Gospelnacht, Wise Guys und Masschoir

Nach der zentralen Auftaktveranstaltung, bei der auch Punk-Ikone Nina Hagen auftrat, klang der Freitag mit der „Dortmunder Gospelnacht“ aus: 130 Gospelchöre sangen bis Mitternacht in über 30 Kirchen und anderen Veranstaltungsorten. Höhepunkt des heutigen Tages ist das Galakonzert mit den „Wise Guys“ in der Westfalenhalle. 

Der Gospelkirchentag findet seit 2002 alle zwei Jahre statt. Organisatoren sind die „Creative Kirche e.V.“ (Witten) und die einladenden evangelischen Landeskirchen: in diesem Jahr die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW), die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR), die Lippische Landeskirche und die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), außerdem die Vereinigten Kirchenkreise Dortmund. Bisherige Stationen waren Essen (2002), Bochum (2004), Düsseldorf (2006), Hannover (2008) und Karlsruhe (2010).