Präses Kurschus wirbt für Teilhabegerechtigkeit

Religionsführertreffen in Brüssel diskutiert über Solidarität zwischen den Generationen

BRÜSSEL - Die Solidarität zwischen den Generationen sei im Kern eine Frage der Teilhabegerechtigkeit unterstrich die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, beim Treffen europäischer Religionsvertreter in Brüssel. Zu dem Treffen hatte der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, europäische geistliche Würdenträger und hochrangige Vertreter der Europäischen Union eingeladen. Die Präses vertrat dabei die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Thema des Treffens war die Solidarität zwischen den Generationen.

Den Vorsitz hatten, neben Präsident Barroso, der Vize-Präsident des Europäischen Parlamentes, László Surján, und der Präsident des Europäischen Rates, Herman Van Rompuy.

Als evangelischer Christin sei ihr das biblische Bild des „Lebens in Fülle“ wichtig, das im Johannesevangelium, Kapitel 10, Vers 10 angesprochen wird, so die Präses. „Gut leben heißt nicht nur viel haben, sondern auch solidarisch leben und mitmenschlich teilen. Zukunftsweisende Beispiele solcher Solidarität zwischen den Generationen werden in unseren Kirchengemeinden und diakonischen Einrichtungen gelebt. Es wäre wünschenswert, wenn auch die EU diese Botschaft im Kontext des Europäischen Jahres und darüber hinaus weitertragen könnte.“

Solidarisches Miteinander ermöglichen

Es sei ein wichtiges Signal, dass im Europäischen Jahr 2012 neben dem ‚aktiven Altern‘ die Solidarität zwischen den Generationen gefördert werde, dafür habe sich die evangelische Kirche im Vorfeld eingesetzt. „Wir haben junge Menschen vor Augen, die sich auch mit qualifizierter Ausbildung mit befristeten Verträgen oder Praktikumsplätzen begnügen müssen. Wir erleben Jugendliche, die arbeitslos sind und ihre Träume, eine eigene Existenz und eine Familie gründen zu können, vorerst begraben müssen. Wir sehen die Nöte von Frauen und Männern der mittleren Generation, die im Beruf Hochleistungen bringen und gleichzeitig für kleine Kinder und pflegebedürftige Angehörige verantwortlich sind. Und wir hören die Klagen der älteren Menschen, die mitten im Leben stehen, aber deren Lebenserfahrung und Engagement wenig gefragt ist.“ Jede Generation sei mit besonderen Schwierigkeiten konfrontiert.

Als Vertreterin der Evangelischen Kirche in Deutschland liege ihr daran, dass die Politik Rahmenbedingungen schafft, um ein solidarisches Miteinander zu ermöglichen. Das gelte für die nationale wie für die europäische Ebene. „Die Generationengerechtigkeit muss als Querschnittsthema zum Beispiel in der Haushalts-, Sozial- und Wettbewerbspolitik mitgedacht werden.“

Hintergrund:

Um die Bedeutung des Dialogs mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften zu betonen, hat der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, 2005 erstmals hohe Vertreter der drei monotheistischen Religionen in Europa zu einem „Religious Leaders Meeting“ eingeladen. Seit Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon gehört der Dialog mit den Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften zum Vertragsrecht der EU.


Pressemeldung der EKvW, 12. Juli 2012