Salafitische Koran-Verteilaktion zielt auf Überwindung unserer Rechtskultur

Stellungnahme der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW)

Korane zu verteilen sei in einer "freien und offenen Gesellschaft selbstverständlich möglich", erklären Friedmann Eißler und Reinhard Hempelmann von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, warnen jedoch vor der demokratie- und menschenfeindlichen Ideologie der Kreise salafitischer Muslime, die hinter der Koran-Verteilaktion stehen.

"Hinter der Koran-Verteilaktion unter dem Motto „Lies!“ (vgl. Sure 96,1) stehen salafitische Kreise um den radikal-islamistischen Kölner Prediger Ibrahim Abou-Nagie. Bereits im Herbst 2011 begann das groß angelegte Propaganda-Projekt, das jetzt bundesweit öffentliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.

Das Verteilen von Koranen ist in einer freien und offenen Gesellschaft selbstverständlich möglich. Es kann und sollte rechtlich nicht unterbunden werden, denn es ist Ausdruck der positiven Religionsfreiheit. Die Äußerung des Glaubens im öffentlichen Raum ist ein hoher Wert und durch die Verfassung gedeckt.

Jeder Empfänger des heiligen Buches der Muslime sollte allerdings darüber aufgeklärt werden, wer hinter der kostenlosen Verteilaktion steht. Es sind Kreise, deren  Ideologie demokratie- und menschenrechtsfeindlich ausgerichtet ist, die die Welt in Gut und Böse, in Gläubige und Ungläubige einteilen. Wer das fundamentalistische Islamverständnis nicht teilt, wird als Kafir (Ungläubiger) beschimpft. Dialog und Integration werden abgelehnt. In religiösen „Liedern“ (Nasheeds) wird das „Märtyrertum“ verherrlicht oder gar offen zum bewaffneten Kampf aufgerufen. Staat und Gesellschaft sollen mit einer rückwärtsgewandten Koranauslegung nach islamischen Normen radikal umgestaltet werden.

Ibrahim Abou-Nagie gilt als einer der gefährlichsten Islamistenprediger in Deutschland. Vereine wie „Die wahre Religion“, „Einladung zum Paradies“ (MuslimTube.de) stehen mit Recht unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. Sie negieren die grundlegenden Werte und Freiheitsrechte des säkularen Rechtsstaates und schaden der großen Mehrheit der Muslime. Nicht nur der Staat, auch die zivilgesellschaftlichen Organisationen, die muslimischen Verbände und die christlichen Kirchen müssen ihre Verantwortung erkennen und den Missbrauch der Religion durch Aufklärung überwinden helfen.

Zulauf haben die Salafiten, deren Zahl in Deutschland auf 3000-5000 geschätzt wird, vor allem unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die durch massive Internetpropaganda erreicht und zum Islam „eingeladen“ werden. Eine besondere Gefahr liegt in der Radikalisierung von jungen Muslimen bis hin zur Gewaltbereitschaft."

Dr. Friedmann Eißler

Dr. Reinhard Hempelmann
Leiter der EZW

Weitere Informationen:
http://www.ekd.de/ezw/Lexikon_1740.php
(Stichwort: Wahhabitischer und salafitischer Islam)

http://www.ekd.de/ezw/Publikationen_2568.php
(Friedmann Eißler, Salafiten in Deutschland, in: Materialdienst der EZW 10/2011, 374-380)


EZW-Pressemitteilung, 17. April 2012