Flüchtlingspolitik von morgen

EKD-Studie: Reform der Entwicklungszusammenarbeit ist überfällig


EKD. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat an die in New York tagenden Staats- und Regierungschefs appelliert, die Weichen für eine nachhaltige und gerechte Entwicklung zu stellen. „Wenn auf den Bahnhöfen unserer Städte heute tausende Flüchtlinge ankommen, ist das eine tägliche Mahnung an Politiker in aller Welt, dafür Sorge zu tragen, dass Menschen auch künftig in ihrer Heimat überleben können“, sagte der Ratsvorsitzende bei der Vorstellung der jüngsten EKD-Studie zur Debatte über neue Leitbilder einer zukunftsfähigen Entwicklung in München. „Unsere heutigen entwicklungspolitischen Entscheidungen stellen die Weichen über die Flüchtlingsströme der Zukunft“.

Ungeachtet der Dynamik des weltwirtschaftlichen Wachstums sei es nicht gelungen, extreme Armut und Hunger in der Welt zu überwinden. Bei der Steigerung des globalen Wohlstands wachse zugleich die Ungleichheit seiner Verteilung. „Die mit dem wirtschaftlichen Wachstum einhergehenden ökologischen Schäden und der Klimawandel zerstören bereits heute die Existenzgrundlagen von Millionen von Menschen“, so Bedford-Strohm.

Die heute in München vorgestellte EKD-Studie mit dem Titel „…damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen“ wirbt für eine breite gesellschaftliche Diskussion über neue Leitbilder für eine nachhaltige und global gerechte Entwicklung. Den Schwerpunkt legt die Studie auf die Beantwortung der Frage, unter welchen Bedingungen „gutes Leben“ für alle Menschen unter Wahrung der natürlichen Lebensgrundlagen möglich ist und welche normativen Maßstäbe sich daraus für ein neues Verständnis einer global gerechten und zukunftsfähigen Entwicklung ergeben. „Der gesellschaftliche Wandel zu einer nachhaltigen Entwicklung bedarf auch des Engagements der Kirchen, ihrer Dienste und Werke“, schreibt der Ratsvorsitzende in seinem Vorwort der Studie. Ziel kirchlichen Handelns müsse es sein, eine alternative Praxis zu etablieren, die Vorbildfunktion hat und zeigt, dass eine faire und gemeinwohlorientierte Lebensweise und eine lebensdienliche Ökonomie möglich sind

Die Studie widmet sich auch der neuen Entwicklungsagenda, die auf dem derzeit in New York tagenden UN-Gipfel beraten und verabschiedet werden soll. Kernstück dieser 2030-Agenda und damit konkrete Handlungsfelder für eine sozial-ökologische Transformation sind siebzehn universelle Ziele für eine nachhaltige Entwicklung („sustainable development goals“, SDGs). Die globale Entwicklungsagenda nach 2015 stelle „eine Chance für Weichenstellungen“ dar, heißt es in der Studie. „Zur Umsetzung dieser neuen Agenda wird es notwendig sein, das Instrumentarium der internationalen Entwicklungszusammenarbeit zu reformieren und einen Kurswechsel in Deutschland einzuleiten.“

Hannover, 25. September 2015
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt

EKD Text 122: Ein Beitrag zur Debatte über neue Leitbilder für eine zukunftsfähige Entwicklung, 2015

Text 122 (english): A Contribution to the Debate about new Guiding Principles for Sustainable Development. A Study by the Advisory Commission, 2015