Kirche und Schlager – wie passt das zusammen?

Tagung der Evangelischen Kirche von Westfalen – „Vielfalt statt Einfalt“

WESTFALEN/SCHWERTE-VILLIGST - Die Kirche muss sich stärker als bisher für die Welt des Schlagers öffnen. Das wurde auf einer Tagung deutlich, zu der die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) eingeladen hatte. Kirchenmusiker und Theologen beschäftigten sich am Montag und Dienstag (13./14.1.) gemeinsam mit Praktikern aus der Branche mit den Zusammenhängen zwischen Kirche und Schlager.

Landeskirchenrat Dr. Vicco von Bülow, zuständig für Theologie, Gottesdienst und Kirchenmusik, hat die Tagung mit einem Expertenteam vorbereitet. Für ihn ist es dringend notwendig, dass in der Kirche Berührungsängste und Vorurteile gegenüber dem Schlager abgebaut werden. „Für viele Pfarrer ist diese Art von Musik eine fremde Welt. Doch wir müssen uns trauen, Formen populärer Musik als ernstzunehmenden Teil der Kirchenmusikszene anzusehen.“ Das bedeute keineswegs, traditionelle Kirchenlieder und Orgelspiel abzuschaffen. Notwendig sei vielmehr „Vielfalt statt Einfalt“. Besonders bei Taufen, Trauungen, Konfirmationen und Beerdigungen sei Offenheit gegenüber populärer Musik notwendig. Auf Qualität müsse man dabei ebenso achten wie bei klassischer Kirchenmusik.

Neue Maßstäbe setzen

Dafür machte sich auch Matthias Nagel stark, Beauftragter für Popularmusik der Evangelischen Kirche von Westfalen. „Wissen, Können, Talent, Sensibilität und pädagogische Vermittlungsfähigkeit sind gefragt. Wir sollten in diesem Bereich ständig neue Maßstäbe setzen.“ Dazu gibt es jetzt unter der Leitung von Matthias Nagel erstmals eine Ausbildung für kirchliche Popularmusik (www.popkurse.de). Die zweijährige Ausbildung qualifiziert für die große Bandbreite der populären Kirchenmusik – ob Gospel, Pop, Soul, Blues oder Neues Geistliches Lied.

„Alles ist so wunderbar...“

Eine Verbindungslinie zwischen Gottesdienst und Schlager zog Pfarrer Carsten Haeske, Leiter der Arbeitsstelle Gottesdienst im Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung der EKvW: Schlager würden das Altbekannte, das schon oft Gesagte immer wieder neu sagen, „und zwar so, dass es wiedererkannt wird und dabei auch noch Freude auslöst bei denen, die es hören“. Genau das sei auch Aufgabe eines jeden Gottesdienstes. Am Beispiel des Schlagers „Heute fängt ein neues Leben an“ von Jürgen Marcus zeigte der Theologe Haeske, dass sich das starke Gefühl der hier besungenen Liebe auch auf die Liebe Gottes zu den Menschen übertragen lasse. In diesem Sinne könne der Schlagertext „Alles ist so wunderbar, dass man es kaum verstehen kann“ auch die biblische Botschaft deutlich machen: „Gott geht es uns gegenüber um Leidenschaft und nicht zuerst um Tradition, Bekenntnissätze und ein paar Grundwerte.“

An der Tagung in Haus Villigst (Schwerte) nahmen auch der Schlagerproduzent Wolfgang Pentinghaus teil sowie der Texter Tobias Reitz und die Sängerin Claudia Stern mit ihrer Band.

Das vollständige Programm: www.schlager-und-kirche.de

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Pressemeldung der EKvW, 15. Januar 2014