Männerlob

Einspruch! - Mittwochs-Kolumne von Georg Rieger


Oft sind wir Männer ja erstaunlich bereit, immer wieder den gängigen Vorurteilen zu genügen und tappen in die durch die gesellschaftliche Diskussion doch eigentlich längst offengelegten Fallen ...

Reinen Männerrunden gehe ich lieber aus dem Weg. Die Gefahr besteht immer, dass es in ein „Mein Haus, mein Auto, mein Weinkeller, …“ abgleitet. Es gibt ein unanständiges Wort, das auf -wedeln endet,  für diese Situation. Oft sind wir Männer ja erstaunlich bereit, immer wieder den gängigen Vorurteilen zu genügen und tappen in die durch die gesellschaftliche Diskussion doch eigentlich längst offengelegten Fallen.

Im Rahmen meines aktuellen Auftrags, den Wiederaufbau der St. Martha Kirche in Nürnberg zu koordinieren, finde ich mich nun in der ungewohnten Situation wieder, dass ich es – jedenfalls wenn es um die Baustelle geht – fast ausschließlich mit Männern zu tun habe. In meinen Einladungen zu Sitzungen und Runden Tischen kann ich meistens als Anrede „Sehr geehrte Herren“ schreiben.

Ja und was soll ich sagen? Ich habe noch selten in meinem Leben eine so kooperative, wertschätzende, kollegiale und rücksichtsvolle Zusammenarbeit erlebt wie hier. Da wird sich zugehört, werden Lösungen gesucht und Vereinbarungen getroffen. Konflikte werden nicht gemieden, sondern offen ausgetragen und persönliche Befindlichkeiten der gemeinsamen Aufgabe zuliebe zurückgestellt.

Nein, nicht immer. Das Leben ist kein Ponyhof und die Baustelle in Nürnberg auch nicht. Aber ich bin doch überrascht, wie gut das meiste funktioniert und wie wenig typisch männliche Klischees hier bedient werden.

Warum ich das hier schreibe? Weil ich es einfach lobenswert finde, wenn Männer Verhaltensmuster durchbrechen, wenn sich Menschen in ihren Geschlechterrollen reflektiert und rücksichtsvoll bewegen, aus festen Mustern ausbrechen und sich in der Gemeinschaft positiv verhalten. Das ist es doch, was uns letzten Endes voran bringt: dass wir positive Erfahrungen machen oder davon hören, dass es geht, dass es etwas voran bringt und dass es gut tut.

Kommentar von Dr. Gudrun Kuhn:
Das hört man doch gerne! Es ist übrigens das Gleiche andersherum. Ich mag Weiberrunden auch nicht. Auch wenn die nicht wedeln können. Und ich habe die Zusammenarbeit mit meiner Stellvertreterin als sehr konstruktiv empfunden.