'Miteinander für ein friedvolles Europa'

Aktion Hoffnung für Osteuropa eröffnet


"Offenes Haus" in Sibiu (Rumänien): Hoffnung für Osteuropa unterstützt hier ein Straßenkinderprojekt © EKHN / EKKW

Sie möchte in diesem Jahr an das europäische Miteinander für den Frieden appellieren und Zeichen der Hoffnung setzen.

Landeskirchenrätin Claudia Brinkmann-Weiß, Dezernentin für Ökumene der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, machte in ihrer Begrüßung deutlich, dass die Aktion „Hoffnung für Osteuropa“ sich für mehr soziale Gerechtigkeit und Teilhabe in Osteuropa einsetze: „Die Aktion setzt damit ein Zeichen für ein gerechtes und solidarisches Europa aus der christlichen Überzeugung heraus, dass allen Menschen ein Leben in Würde und Fülle verheißen ist.“ Herzlich begrüßte sie mit Bischof Reinhart Guib den Festprediger der diesjährigen Eröffnung. Der Besuch des Oberhauptes der deutschsprachigen Evangelischen Kirche Augsburger Bekenntnisses in Rumänien sei ein Zeichen der langjährigen Verbundenheit zwischen der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und seiner Landeskirche. 

Guib: Friede in Europa kann am Miteinander der Kirchen gemessen werden

In seiner Predigt über 2. Kor. 6,9.10 ging Bischof Guib auf das Verhältnis der Kirchen in Ost und West ein. Er zeigte sich davon überzeugt, dass der Friede in Europa auch am Miteinander der Kirchen gemessen werden könne. Zwar würden die Mitgliederzahlen der evangelischen Kirchen im Osten durch Aus- und Abwanderung abnehmen, dennoch sei kirchliches Leben durch vielfältige Projekte und den Gemeindeaufbau an der Basis sichtbar. Der Osten gelte als das „Armenhaus Europas“, doch die Menschen seien gastfreundlich und froh. Diejenigen, die sich auf diese Menschen einließen, empfänden sie als „seelisch und geistig bereichernd“. Guib betonte, dass er nach Kassel mit „erfülltem Herzen“ gefahren sei: erfüllt von Dankbarkeit gegenüber Gott und erfüllt von der Solidarität, Partnerschaft und Freundschaft zwischen den deutschen evangelischen Kirchen und den vielen Kirchen Osteuropas, der kurhessen-waldeckischen Kirche und seiner Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien.

Hein: Aufgabe ist vielfältiger, aber auch schwieriger geworden

Bischof Dr. Martin Hein, Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck, bekräftigte, dass sich angesichts der aktuellen Situation in Osteuropa die Aufgabe von „Hoffnung für Osteuropa“ „mitnichten erledigt“ habe: „Ganz im Gegenteil, sie ist vielfältiger, aber auch schwieriger geworden.“ Christen und ihre Kirchen hätten es in den verschiedenen Ländern unterschiedlich schwer, und es gebe viele Glaubensgeschwister, die auf die Unterstützung nach wie vor angewiesen seien. Doch das Engagement gelte ja nicht nur Christen, wie der Bischof betonte: „Viele Kirchen in Osteuropa haben in den letzten Jahren wieder oder ganz neu entdeckt, dass das Evangelium auch gesellschaftliches Engagement bedeutet, dass es zur Diakonie an allen Menschen auf

Schmidt: Aus Hilfsangeboten wurden Partnerschaften auf Augenhöhe

Propst Matthias Schmidt, Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, erinnerte an die langjährigen Beziehungen seiner Landeskirche zu Osteuropa. Nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs hätten sich aus zahlreichen Kontakten vielfältige Unterstützungsinitiativen gebildet. Doch inzwischen hätten viele dieser Projekte und Initiativen einen tiefgreifenden Wandel erlebt. Schmidt betonte: „Aus Hilfsangeboten wurden Partnerschaften auf Augenhöhe, die vom gegenseitigen Austausch leben.“ Denn mit der Zeit sei auf allen Seiten das Bewusstsein gewachsen, dass Frieden und Gerechtigkeit in Europa das gemeinsame Engagement von Kirchen in Ost und West benötigten.

Vorbildhafte Projekte präsentiert

Im Anschluss an den Gottesdienst wurden  im Pavillon der Christuskirchengemeinde vorbildliche Projekte präsentiert. Initiativgruppen, Kirchengemeinden und kirchliche Werke stellten ihre Projekte und Arbeitsschwerpunkte auch in verschiedenen osteuropäischen Ländern vor. Vertreten waren auch Hilfsinitiativen wie das „Gustav-Adolf-Werk“, der „Evangelische Bund“ und Einzelinitiativen, die insbesondere evangelische Gemeinden in Osteuropa und Zentralasien unterstützen und das gegenseitige Kennenlernen und das Verstehen der eigenen Standpunkte und Kulturen fördern. Auch die Kasseler Christuskirche pflegt seit längerem eine Partnerschaft mit der Kirchengemeinde Heltau in Rumänien. Die dortige Gemeindepfarrer, Zoran Kezdi, nutzte die Gelegenheit, um das Projekt „Arche Noah“ vorzustellen (s. u.).

Hintergrund "Hoffnung für Osteuropa"

Die Initiative „Hoffnung für Osteuropa“ ist die Antwort der evangelischen Kirchen in Deutschland auf den Wandel in Mittel- und Osteuropa. Gegründet 1994, soll die Aktion soziale Strukturen, diakonische Dienste und den zivil-gesellschaftlichen Aufbau fördern. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs Ende der achtziger Jahre hat in Europa ein radikaler Umbruch begonnen, der das Leben der Menschen in den ehemaligen Ostblockstaaten tiefgreifend veränderte. Mit dem Kollaps der politischen Strukturen brachen meist auch wirtschaftliche Systeme und soziale Sicherungen zusammen. Millionen Menschen wurde buchstäblich die Existenzgrundlage entzogen. Viele können bis heute nicht an dem Wirtschaftsaufschwung teilhaben, der an vielen Orten allmählich einsetzt. „Hoffnung für Osteuropa" will durch Erfahrungsaustausch und Kooperation mit einheimischen kirchlichen oder zivilgesellschaftlichen Partnern Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Vorbildhafte Sozialprojekte sollen als Symbole der Hoffnung wahrgenommen werden und zur Nachahmung motivieren. Die Aktion will zudem in Ost und West Verständnis wecken für die verschiedenartigen Lebenssituationen und Traditionen. Internationale Begegnungen und Partnerschaften zwischen den Kirchen sollen zur Völkerverständigung beitragen und zudem die Ökumene stärken.

Beispiel-Projekte

Tageszentrum „Offenes Haus“ der evangelischen Kirchengemeinde Hermannstadt/Rumänien

Die Aktion „Hoffnung für Osteuropa“  der EKKW fördert in diesem Jahr erstmalig das „Offene Haus“.
Um Straßenkindern einen Ort der Zuflucht zu ermöglichen wurde Ende 2001 dieses Projekt gestartet. Innerhalb kürzester Zeit erreichte es seine Kapazitäten bei der Tagesbetreuung von Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 15 Jahren. Aus sozial schwachen Familien kommend, vernachlässigt, den Gesetzen der Straße ausgeliefert, werden sie hier von Pädagoginnen und Therapeuten betreut und versorgt. Diesen Kindern und ihren Familien wird dank der Spenden aus dem Inland, Deutschland und der Schweiz geholfen.

Tagesheim für Schulkinder in Heltau/Rumänien

Aus der fast dreißigjährigen Partnerschaft zwischen der Christuskirche Kassel und der evangelischen Kirchengemeinde Heltau / Rumänien ist das Projekt Arche Noah, ein Tagesheim für Schulkinder, entstanden.

35 bis 40 Kinder aus schwierigen familiären Verhältnissen erhalten Essen, Hausaufgabenhilfe und Ausstattung für die Körperpflege. Vor allem jedoch erfahren sie hier Zuspruch und Geborgenheit, um trotz der problematischen Situation in ihrem häuslichen Umfeld Selbstvertrauen für die Zukunft zu gewinnen.

Nach der 8. Klasse, wenn die Jugendlichen sich neu orientieren müssen, steht die Arche ihnen weiterhin ermutigend und beratend zur Seite. Persönliche und über soziale Netzwerke gehaltene Kontakte zeigen, dass die meisten jungen Menschen ihren Weg finden.

Altwerden in Würde, Weißrussland

In diesem Programm werden Freiwillige in Minsk, Weißrussland, und Umgebung ausgebildet, um ehemalige Opfern des Naziterrors und des stalinistischen Regimes zu unterstützen. Es geschieht elementare Hilfe beim Einkauf, bei kleineren Reparaturen und bei Behördengängen. Soweit wie möglich werden die Betreuten auch zu Bildungsangeboten (Sprachkurse, Geschichtsseminare) und auch zu Freizeitangeboten eingeladen und abgeholt.


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