Zukunftsfähiges Deutschland - Gegenentwurf zur Tristesse des politischen Alltags

Präses Alfred Buß zur Studie ''Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt''

Einen gesellschaftlichen und politischen Kurswechsel befördern und zu vielfältigem Engagement im zivilgesellschaftlichen Bereich anregen, will die Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“, erstellt vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, herausgegeben vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Brot für die Welt und dem Evangelischen Entwicklungsdienst (EED).

Umweltschutz, Engagement gegen Armut, Ungerechtigkeit und die Schattenseiten der Globalisierung: Der westfälische Präses Alfred Buß hat sich am 14. Oktober  in Berlin für eine breite gesellschaftliche Debatte über den kirchlichen Beitrag zu einem zukunftsfähigen Deutschland ausgesprochen. Für den leitenden Theologen der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) geht es darum, die globale Vernetzung wirtschaftlicher, politischer, gesellschaftlicher und kultureller Beziehungen verantwortungsvoll mitzugestalten. Der Wille dazu sei im christlichen Glauben verankert, erklärte der Präses bei der Präsentation der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt”. Herausgeber der vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie erstellten Untersuchung sind der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Brot für die Welt und der Evangelische Entwicklungsdienst (EED).

Das Brot der Armen im Tank der Reichen
Immer deutlicher, so Alfred Buß, sei erkennbar, wie sehr Umwelt- und Ressourcenkrise Armut verschärfe, Entwicklungsmöglichkeiten untergrabe, Ungerechtigkeit verstärke und weltweit Leben bedrohe. „Zugleich erleben wir Tag für Tag, wie kurzfristige Rendite Erwartungen und Machtsicherung Vorrang vor langfristigen Gewinnen und Wohlergehen aller Menschen erhalten”, kritisierte Buß und nannte Beispiele: „wenn wieder einmal ein Stück Klimaschutz im Gestrüpp von Lobbyinteressen hängen bleibt, wenn auf Lebensmittel an den Börsen spekuliert wird, wenn das Brot der Armen in den Tank der Reichen wandert, oder wenn auf zahlreichen Konferenzen symbolische Politik betrieben wird und wichtige Zeit zum Handeln ungenutzt verstreicht”.

Gegenentwurf zur Tristesse des politischen Alltags
Angesichts einer Zeit, in der die Begriffe Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit allzu oft zu belanglosen Beschwörungsformeln verkämen, starte die Studie nun einen neuen, erfolgversprechenden Anlauf, das Leitbild Nachhaltigkeit sozialethisch und politisch zu schärfen. Buß nannte die 660-seitige Publikation einen „mutigen Gegenentwurf zur Tristesse und Visionsarmut des politischen Alltags” und einen „Wissensfundus gefüllt mit Innovationen für eine Gesellschaft, die achtsam und solidarisch mit ihren nahen und fernen Nächsten umgehen will”. Die Studie stelle ökonomische Dogmen in Frage und kritisiere den individualisierten Leistungsfetischismus in unserer Gesellschaft.

Zukunftsfähigkeit als Leitbild ökumenischer Sozialethik
Zukunftsfähigkeit sei zwar kein ursprünglich biblischer Begriff, betonte Buß, dennoch stehe der Gedanke einer nachhaltigen Entwicklung im Zentrum jüdisch-christlichen Schöpfungsglaubens und sei damit ausdrücklich Leitbild ökumenischer Sozialethik. Sein Fazit: „Nach uns die Sintflut! kann unser Lebensmotto nicht sein. Die Freiheit, zu der uns Jesus Christus befreit hat, ist auch eine Freiheit zur Selbstbegrenzung. Eine Selbstbegrenzung, die die Würde und die Freiheit zukünftiger Generationen und die Bewahrung der Schöpfung zum Maßstab hat. Sie ist eine Freiheit zu einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Entwicklung.”

Weitere Infos zur Studie: www.zukunftsfaehiges-deutschland.de

„Einblicke“ in die Studie als PDF zum Download hier >>>

Terminhinweis

Zukunftsfähiges Deutschland – eine Industriegesellschaft im Klimawandel

Tagung der Evangelischen Akademie Haus Villigst zur Veröffentlichung der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt”

„Wann? Wenn nicht jetzt! Zukunftsfähiges Deutschland – eine Industriegesellschaft im Klimawandel” – so das Motto einer Tagung vom 24. bis 26. Oktober 2008 in der Evangelischen Akademie Haus Villigst in Schwerte. Sie findet in Kooperation mit den Herausgebern der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt” und der Klimaallianz NRW statt. Für Nordrhein-Westfalen ist diese Tagung Auftakt der geforderten gesellschaftlichen Debatte. Mit dem Schwerpunkt „Klimaschutz und Entwicklung” werden die zentralen Inhalte der Studie vorgestellt. Besonders die christliche und kirchliche Verantwortung für eine umweltverträgliche und solidarische Gesellschaft stehen im Mittelpunkt. Referenten sind u.a. der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Alfred Buß, Professor Dr. Günter Altner (Berlin) und Dr. Wolfgang Sachs (Wuppertal Institut).

Wie schon die Vorläuferstudie (1996) will auch „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt” anstößig sein mit Blick auf die Durchsetzung einer nachhaltigen Entwicklung in Deutschland und Europa. Die Studie wurde erarbeitet vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie und wird herausgegeben von BUND, Brot für die Welt und Evangelischem Entwicklungsdienst (EED). „Zukunftsfähiges Deutschland” will einen gesellschaftlichen und politischen Kurswechsel befördern und zu vielfältigen Engagement im zivilgesellschaftlichen Bereich anregen. In einer Zeit der Weichenstellungen besteht die Herausforderung darin, das gewachsene Bewusstsein in der Bevölkerung und in Teilen von Politik und Wirtschaft zu nutzen, um naturverträglichere Wirtschafts- und Lebensweisen zu etablieren und solidarische Lösungen zu finden. Dafür bietet die Studie wissenschaftliche Fundierung und viel Diskussionsstoff.

Die Kernthesen der Studie gruppieren sich um folgende thematischen Schlaglichter: „Abschied von der Wachstumsfalle” – „Keine Ökologie ohne Gerechtigkeit” – „Gastrecht für alle in der Weltgesellschaft” – „Eine Welt der Teilhabe” – „Globalisierung mit lebensdienlichen Leitplanken” – „Entwicklung braucht Beteiligung”.

Die Studie zeigt nicht nur, dass der Handlungsdruck im letzten Jahrzehnt gewachsen ist, sondern dass (noch) vielfältige Handlungsmöglichkeiten bestehen. Die knappste Ressource für eine lebensdienliche Entwicklung – auch dies wird deutlich – ist dabei die Zeit. Ein Zeitfenster von womöglich nur wenigen Jahren bleibt, um in vielen Bereichen, national wie international, Wirtschaft und Gesellschaft zukunftsverträglich zu gestalten.

Tagungsleitung: Pfarrer Klaus Breyer, breyer@kircheundgesellschaft.de
Anmeldung: Ulrike Pietsch, u.pietsch@kircheundgesellschaft.de

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst (Hrsg.): Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt: Ein Anstoß zur gesellschaftlichen Debatte. Eine Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. Frankfurt a. M. 2008. Fischer Taschenbuch Verlag. 660 Seiten, 14,95 Euro, ISBN 978-3-596-17892-6.

Weitere Infos zur Studie: www.zukunftsfaehiges-deutschland.de

Weitere Infos zur Tagung: www.kircheundgesellschaft.de/veranstaltungen/f_ai_2.htm

„Einblicke“ in die Studie als PDF zum Download hier >>>


Pressemitteilung der EKvW