Schnee

pixel.theologie – Wort III


©Foto: Andreas Olbrich, Reigoldswil

„Schnee ist tröstlich“, denke ich, wenn die weiße Pracht das schmutzige Grau-Braun norddeutscher Winterlandschaften überdeckt. Das Zitat aus Peter Bichsels Erklärung wärmt mein Herz. Das Adjektiv vom Trost heiligt den Schnee...

– ja, dies schnöde kulturprotestantische Geschwafel liegt mir auf der Zunge. Dem zu Trotz sei ein nüchterner Blick in die Bibel gewagt.
In Psalm 51 bittet David Gott ihn zu entsündigen, zu waschen, dass er weißer werde als Schnee.
Auch Hiob kennt die Metapher vom reinigenden Schnee. Schuldig gesprochen erwägt er, sich mit Schnee zu waschen, denkt dann aber: Ihm helfe das nicht, er werde wieder in die Grube getaucht, denn zwischen ihm und Gott gebe es keinen Richter zu vermitteln (Hiob 9,30).
Bichsels Erklärung geht auch nicht so gemütlich weiter, wie das Tröstliche des Schnees erhoffen ließe: „Aber er dringt in die Schuhe, blockiert die Autos, bringt Eisenbahnen zum Entgleisen...“.

Einen verlässlichen Schneetrost fand im 17. Jahrhundert der sächsische Hofprediger und Liederdichter Johannes Olearius in seiner Biblischen Erklärung zu Psalm 51:
„Insonderheit ist uns der Schnee tröstlich, weil wir durch Christi Blut gewaschen schneeweiß werden.“
Schneeweiß sieht Gott uns, wenn er unsere Torheit und Bosheit nicht gelten lässt, schreibt Karl Barth, und daraufhin seien wir „tatsächlich auch schneeweiß“.

Quellen:
Karl Barth in: KD II,2, 846.
Peter Bichsel, Erklärung, in: Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennenlernen, Olten 1964.
Johannes Olearius, Biblische Erklärung, Tarnov 1679.

Barbara Schenck, 22. Janauar 2016

Liste der Worte aus pixel.theologie

(Stand 22. Januar 2016)

Geduld

Genießen

Schnee

 

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