Wertschätzung und Präzision des Gottesdienstes

Ökumene-Referentin Sabine Dreßler berichtet von einem Symposium zu Liturgie und Gottesdienst in Grand Rapids


Worship Symposium im Calvin Institute of Christian Worship

Der Einladung von „Calvin“, wie das Calvin Institue for Christian Worship in Michigan unter seinen Fans kurz heißt, sind zu Jahresbeginn rund 1400 „Gottesdienst-Profis“ gefolgt.

Zu einem viertägigen Worship Symposium reisten Hauptamtliche aus Kirchengemeinden, von Universitäten, Theater oder Konzertsaal ins winterlich kalte Grand Rapids an. Unter den Teilnehmenden war in diesem Jahr auch eine Gruppe aus Deutschland: PastorInnen und eine Diakonin aus der Evangelisch-reformierten Kirche (ErK), der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) und der  Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR).

Zum Thema „Versöhnung“ wurden Texte aus dem 2. Buch an die Korinther in vielfältiger Weise bedacht und reflektiert, in Predigten und Andachten, in Workshops und Vorlesungen, auf Podien und in Seminaren, in darstellender Kunst, durch Musik, Gesang und Tanz. Dabei ging es um Multikulturalität und Versöhnung, generationsübergreifende und inklusive Gottesdienstarbeit, neue Zugänge zum Evangelium und neue Ausdrucksformen in einer zunehmend säkularisierten Welt.

Ob mit eher reformierter Prägung und der Präzision des Princeton-Chors oder im African American Gospel-Style mit Hip-Hop Einlagen, ob als kleine Form im „Peace Prayer for the Nations “ oder als „Biblical Storytelling“ ausgeführt, eines einte die täglichen mehrfachen Gottesdienste:
Alles war genauestens vorbereitet und hochprofessionell gestaltet, angefangen bei denen, die die Gottesdienste leiteten und musikalisch begleiteten bis zur technischen Ausstattung von Instrumenten, von Ton und Licht.

Wohltuend dabei die Predigten für Predigende, die ihre Kirche lieben und eben darum oftmals so sehr an ihr leiden: „Der Kalender feuert einen Sonntag nach dem andern auf uns ab; haben wir vom einen auch nur ein bisschen gehabt, lauert schon der nächste. Und ihr hier, ihr schleppt eure eigenen Lasten und die, die euch als Pastoren aufgeladen werden. Ihr tragt die Beichtgeheimnisse, die euch anvertraut worden sind, in euch. Schaut euch um, ihr seid damit nicht allein. Dieser Raum ist voller Leute, die ihre Kirche so sehr lieben, dass es auch weh tun kann. Und die Botschaft des Apostels Paulus vermittelt uns, dass es ihm ganz ähnlich erging.“ (Pfarrerin Meg Jenista in ihrer Predigt über 2. Korinther 4)

Natürlich wird nicht jeder Gemeindegottesdienst derer, die beim Symposium auftraten, so kunstvoll und präzise gestaltet sein können – trotzdem wurde deutlich, welche hohe Wertschätzung dem Gottesdienst grundsätzlich von Seiten der Gemeinde und der Kirche beigemessen wird: und das beginnt schon mit der Vorbereitung und bedarf neben der Liebe zum Gottesdienst nicht nur eines einzigen Amtes, sondern vielfältiger Begabungen und reichlich Zeit.

Die Reformierten in Michigan kennen selbstverständlich das Amt des „Worship-leaders“, das mit der Planung und Durchführung des Gottesdienstes, gemeinsam mit den Predigern/innen und den MusikerInnen betraut ist. Liturgie, Predigt und Musik stehen dabei mehr oder weniger gleichberechtigt bzw. einander ergänzend beieinander. Die Beteiligung verschiedener Talente wirke sich belebend auf das geistliche und gottesdienstliche Geschehen in den Gemeinden aus, versicherten „Worship-leaders“.
Wo der Gottesdienst nicht mehr die „Mitte der Gemeinde“ ist, wäre möglicherweise etwas von den amerikanischen Geschwisterkirchen zu lernen.

Sabine Dreßler, Ökumene-Referentin des Reformierten Bundes, 23. Februar 2015

Fotos: Calvin Institute of Christian Worship

 

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