Calvin und die Einheit der Kirche

Von Eva-Maria Faber, Chur

Was ist Kirche? Calvin antwortet: Die Kirche „ist die Gemeinschaft aller Heiligen, welche, über den ganzen Erdkreis und durch alle Zeiten zerstreut, doch durch die eine Lehre Christi und den einen Geist verbunden ist und an der Einheit des Glaubens und brüderlicher Eintracht festhält und sie pflegt“.

„Es kann gar nicht sein, dass es mehrere Kirchen gibt! Nicht einmal „zwei oder drei“ Kirchen könnte man finden, ohne dass Christus zerstückelt würde – und das kann ganz einfach nicht sein (quod fieri non potest: Inst. IV,1,2). Der Reformator Johannes Calvin schreibt dies im Kontext seiner Ausführungen über die geglaubte, unsichtbare Kirche. So könnte man meinen, die Einheit der Kirche sei also für ihn allein oder jedenfalls in erster Linie auf Seiten Gottes zu suchen: die unzerstörbare Verwurzelung aller kirchlichen Wirklichkeit in ihrem einen Ursprung in Gott.

Doch weit gefehlt: Unermüdlich mahnt Calvin zu Einheit und Eintracht in der erfahrbaren Gemeinschaft der Gläubigen. Auch in dieser Hinsicht kann es doch gar nicht sein, dass solche Einheit nicht gelebt wird. Obwohl Calvin weiss, dass es faktisch Spaltungen gibt, ist ihm dies von einem bestimmten Gesichtspunkt aus eine Sache der Unmöglichkeit. Wenn die Gläubigen überzeugt sind, Gott als gemeinsamen Vater und Christus als gemeinsames Haupt zu haben, so kann es doch gar nicht sein (neque enim fieri potest), dass sie einander nicht das mitteilen, was sie selbst empfangen haben (Inst. IV,1,3).“
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