Kurzmeldungen




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Frauen und Reformation von damals bis heute

Flügel oder Ketten?

Isabelle Graesslé auf der Frauenkonferenz in Bern; ccFoto: Thomas Flügge/SEK

Verlieh die Reformation Flügel oder Ketten? Dieser Frage sind 80 Anwesende aufgrund von spannenden Frauengeschichten und interessanten Porträts an der Frauenkonferenz des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes letzte Woche in Bern nachgegangen.

Die Reformation ist eine Geschichte voller Männer. Das heisst aber nicht, dass es keine ebenso mutigen und wortgewandten Frauen gab. Allein wurde deren Leben seltener aufgeschrieben. Anhand von Referaten und Workshops sind die Teilnehmenden diesen Frauen näher gekommen.

Das Hauptreferat von Isabelle Graesslé, Theologin, zeigte die Situation der Frauen des 16. Jahrhunderts auf, erläuterte den Einfluss der Reformation auf ihr Alltagsleben und liess vor allem Zeitzeuginnen wie Catherine Zell und Marie Dentière sprechen.

In der Phase des Aufbruchs hat die Reformation den Frauen Flügel verliehen. Sie predigten, verfassten Schriften und engagierten sich nicht nur an den Seiten ihrer Ehemänner, sondern trugen eigens zum reformatorischen Aufbruch bei. Die meisten von ihnen sind aber aus Sicht der Obrigkeit zu hoch geflogen. Ihre Flügel wurden ihnen schnell wieder beschnitten, das Predigen wurde verboten, die Schriften wurden verbrannt. Und auch wenn es nochmals fast 500 Jahre gedauert hat, bis die Frauen ganz legal auf der Kanzel stehen und predigen durften, so haben doch erste Flugversuche dazu in der Reformationszeit stattgefunden.
Sabine Scheuter, Präsidentin der Frauenkonferenz, vertiefte in ihrem Referat die Auswirkungen der Reformation auf Frauen- und Männerrollen sowie auf das Ehe- und Familienverständnis anhand von reformatorisch geprägten Frauengestalten wie Anna Reinhard Zwingli, Katharina von Zimmern, Anna Adlischwyler Bullinger und Margarete Blarer.

Vier Workshops am Nachmittag dienten zur Vertiefung der Referate: Einführung in das Theaterstück Quasimodo oder die Auseinandersetzung zweier Kontrahentinnen, die nachreformatorische Frau zwischen Evolution und Emanzipation – Geschichten zum Zuhören und Mitreden, Kreatives Schreiben inspiriert von weiblicher Kunst, Plakatausstellung und Erörterung von reformierten Frauenporträts aus dem französischsprachigen Raum.
Den Ausklang der Konferenz bildete die Vernissage zum «Standpunkt .17» der Evangelischen Frauen der Schweiz EFS, musikalische Begleitung mit der Saxophonistin Doris Witt.

Die nächste Frauenkonferenz findet am 23. Oktober 2017 in Bern statt.
» Weitere Informationen und Dokumente zur Frauenkonferenz
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Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund SEK, Bern, 17.05.2017
 

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